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Fränkische Brauereitour

Viele wissen aus eigener SfdW-Erfahrung: betrunken Radfahren ist zwar nicht erlaubt, geht aber meistens gut. Meistens nun impliziert: nicht immer. Fast jeder aus dem Kader kann Narben vorzeigen von unkontrollierten Abstiegen oder zumindest Geschichten von den unheilvollen Folgen. Man soll es einfach nicht übertreiben. Das jedoch ist einfacher gesagt als getan, wenn man sich in der Fränkischen Schweiz befindet.
Franken gilt als Wiege der Braukunst, das hiesige Bier als eines der besten überhaupt und sowieso gibt es hier Regionen mit den höchsten Brauereidichten pro Einwohner auf der ganzen Welt. Fast jedes Dorf besitzt hier mindestens eine Brauerei mit angeschlossenem Biergarten. Was also liegt näher, als diese regionale Besonderheit der Fränkischen Schweiz, das eigene Interesse an den Ergebnissen der lokalen Braukünste und das für die Entfernungen zwischen den einzelnen Brauereien perfekt geeignete Fortbewegungsmittel Mountainbike miteinander zu kombinieren. Heraus kommt Darkdesigners Idee der Fränkischen Brauereitour, der sich Mischiflix und ich gerne anschlossen. Die Hinweise bezüglich der besten Brauereien und schönsten Biergärten kamen von Darki’s fränkischen Kumpels Tom und Rieni.

Der eigentliche Plan sah vor fünf Brauereien zu besuchen, angefangen mit der am weitesten entfernten. Aber wie das nun einmal mit dem Übertreiben so ist: wenn denn mehr als fünf Brauereien auf dem Heimweg ansässig sind, warum dann eine links oder rechts liegen lassen. Und so bekam eine Brauereitour mit ansich sehr entspanntem Charakter nicht nur wegen der 62 Kilometer eine durchaus sportliche Note.

Auf Einladung von Coffee und Blacksurf stattete der ESK dieses Jahr der Fränkischen Schweiz seinen ehrwürdigen Besuch ab. Das wunderschön im Tal der Wiesent gelegene Domizil war ein sehr guter Startpunkt für Touren in das schroffe Terrain mit tief eingeschnittenen Tälern, welligen Hochflächen sowie felsenbetürmten Bergrücken und Hängen.

Brauerei Hofmann

Der Beginn der Brauereitour war mit ordentlich Höhenmetern gespickt. Von der Sachsenmühle im Tal ging es über Wichsenstein und Egglofstein bei ständigem Auf und Ab bis nach Hohenschwärz. Es war sehr warm, die Sonne stand hoch am Mittagshimmel und als wir nach 17 Kilometern und 500 Höhenmetern die erste Brauerei erreichten, war unser Durst groß. Hofmanns Tropfen ist ein dunkles Exportbier; nicht so sehr malzig im Geschmack und nicht so süß wie andere Dunkelbiere, gefiel es sogar Darki und Mischi.
Unsere Mägen knurrten. Mischis drei Fränkische und meine zwei großen Leberkäs teilten wir uns zu dritt. Und da das Essen halt etwas länger brauchte, bestellten wir noch ein zweites Dunkles. Jesses, wie soll das nur weitergehen, wenn wir schon an der ersten Brauerei zwei Halbe trinken, dachten wir uns? Den Schnitt konnten wir zum Glück nicht halten.

Thuisbrunner Elch Bräu

Und nach den zwei Halben sollte das dritte nicht lange auf sich warten. Im Nachbarort Thuisbrunn wird das Elch Bräu hergestellt. Die Schussfahrt von Hohenschwärz nach Thuisbrunn dauerte ein Fingerschnippen und schon saßen wir im wohl schönsten Biergarten der ganzen Tour. An einem höhlenartigen Ausschank konnten die drei Brauereierzeugnisse – Dunkel, Pils und Bock – bestellt werden. Wir entschieden uns für das Pils. Viel Zeit konnten wir uns nicht lassen, hatten wir doch auf einer Bierbank ohne Sonnenschutz Platz gefunden. Bevor unsere Haare angesenkt werden und der Gehirnschmalz aufkochen sollte, tranken wir zügig Bier Nummer drei und sattelten auf.

Brauerei Penning Zeißler

Aus den zehn Kilometern von Thiusbrunn zur vierten Brauerei in Hetzelsdorf machten wir 15 mit ein paar Extrahöhenmetern. Ich weiß nicht ob Alokoholkonsum farbenblind macht, aber die Wegmarkierung „blauer Kreis“ war in Echt „grüner Kreis“ und führte uns zurück nach Egglofstein. Also umsonst Höhenmeter verbraten und eine Brenneselwiese durchquert. Das letzte Stück bis Hetzelsdorf absolvierten wir trotzig auf der Straße.
In Hetzelsdorf liegt direkt gegenüber der Kirche die Brauerei Penning Zeißler. Das dunkle Bier war nicht so richtig dunkel aber einer meiner Favoriten. Obwohl mein Geschmacksempfinden mit Länge der Tour eh etwas abnahm. Sprich: alle waren sehr gut.
Langsam machten wir uns Gedanken bezüglich des Wetters. Es sollte noch Gewitter geben und der Himmel zog schon zu. Außerdem hatten wir bereits vorher den Verlauf der Brauereitour berichtigt. Wie eingangs erwähnt, wollten wir keine Brauerei auf unserem Weg verpassen, also erhöhte sich die Anzahl derer von geplanten fünf auf acht. Hier in Hetzeldorf waren wir erst bei der dritten, also war noch nicht einmal Halbzeit angesagt. Und da es schon bald um fünf Uhr war, brachen wir schnell auf.

Meister-Bräu

Zweihundert rasendschnelle Höhenmeter unterhalb von Hetztelsdorf liegt Unterzaunsbach und dort die lokale Brauerei Meister-Bräu. Die Fahrt dorthin dauerte maximal zwei Minuten – gefühlt. Und das Bier wurde seinem Namen gerecht. Von den Gewittern wurden wir verschont, lediglich ein paar vereinzelte Tropfen fielen vom Himmel.
Da wir nunmehr in der vierten Brauerei und beim fünften Halben saßen, war die Stimmung entsprechend gut. Darki hatte einen besseren Zug und bestellte zusätzlich ein kleines Bier, verschüttete aber einen Teil auf unserer Karte. Artig wie er war zutschte er aber alles wieder auf. Andere folgen dem Tourverlauf mit dem Finger auf der Karte. Der Brauereitourverlauf wird mit der Zunge nachverfolgt!

Niklbräu

Okay, in Pretzfeld gibt es zwei Brauereien. Aber da die Zeit vorangeschritten war und wir nicht lange suchen wollten, entschieden wir uns für nur einer der beiden: die Brauerei Nikl-Bräu. Mittlereile hatten wir auch schon gute 40 Kilometer auf’m Tacho.
Einen Gedanken daran, welche der verschiedenen Brauereispezialitäten wir hier orderten, verschwendeten wir nicht. Wir bestellten, bekamen serviert, stoßen an und tranken. Aber das es das günstigste Bier der Tour sein sollte, realisierten wir noch: 1,70 Euro für den halben Liter bestes, lokales, fränkisches Bier! Aufgrund der Namensähnlichkeit von Nikl-Bräu mit Nicolas prosteten wir uns auf Kumpel Nic, der leider wegen Rückenschmerzen nicht mitfahren konnten, und tranken zügig das Glas leer.

Schwanenbräu

Von Pretzfeld in den nächstgrößeren Ort Ebermannstadt waren nur fünf flache Kilometer. Auch in Ebermannstadt gab es zwei Brauereien. Schnell fanden wir das idyllische Stadtzentrum und steuerten das Schwanenbräu an.
Darki bestellte zur Abwechslung ein Weizen, Mischi und ich blieben dem Hellen treu. Direkt neben unserem Tisch stand das Wahrzeichen der Brauerei: eine Schwanenskulptur. Ich streifte mein weißes ESK-Trikot ab und dem Schwan über. Eine lustige Homage an den Schwan im Eisenschweinkader. Wahrscheinlich haben wir uns ganz gut daneben benommen, aber nach dem nun siebten Bier in der sechsten Brauerei war uns das Jacke wie Hose.

Brauerei Sonne

Nun gab es im Ebermannstadt noch eine zweite Brauerei. Wir machten uns also startklar, setzten Helm, Brille und Rucksack auf, zogen die Handschuhe an und stiegen auf die Räder. Darki erkundigte sich beim Losrollen noch nach dem Weg zur Brauerei Sonne. „Hier um die Ecke, keine zwanzig Meter“, meinte die Kellnerin. Jesses! Also über die Straße und einen freien Tisch im Brauerei-Gasthof Sonne bezogen. Und: Bier! Und: Essen!
Wir bestellte also ein kulinarisches Fundament für den Magen, meinereiner klassisch Currywurst mit Pommes, und versuchten den nicht mehr ganz so dringlichen Durst mit einem hauseigenen Bier zu stillen. Nach recht langer Wartezeit auf das Essen sowie schnellen Verzehr desselben bezahlte ich unbewusst und schon konnte es weitergehen.

Brennerei Adler

Von Ebermannstadt aus rollten wir an der Wiesent entlang talaufwärts nach Streitberg und steuerten zielbewusst die Brennerei Adler an. Hier wollten wir zur Abwechslung einen der zahlreichen Schnäpse der Destillerei verköstigen, bestellen dazu aber noch ein Bier, um nicht allzu trocken zu bleiben. Ich entschied mich für einen Himbeergeist der wirklich köstlich war. Dazu gab es für alle einen halben Liter Schwarzer Abt, ein Schwarzbier aus der bekannten Neuzeller Brauerei in Brandenburg. Vor Ort registrierten wir das aber nicht mehr. Hier waren wir auch an der finalen Station unserer Brauereitour angekommen.

Absacker in Muggendorf

Keine Kneipen- respektive Brauereitour ohne den obligatorischen Absacker!
Ich kann die restlichen gut zehn Kilometer von Streitberg bis ins die heimische Sachsenmühle nicht mehr vollständig rekapitulieren, also eigentlich nur noch in Ansätzen, aber wir haben es uns nicht nehmen lassen und sind in Muggendorf noch auf ein letztes Bier eingekehrt. Nummer zehn (Eule: elf) auf unserer Liste. Mittlerweile dämmerte es nicht nur in unseren Köpfen, auch der Himmel dunkelte merklich und neben den Sternen auf der Innenseite unserer Netzhaut leuchteten die ersten echten bald hoch am Firmament. Irgendwie schafften wir dann den Absprung und die restlichen sechs Kilometer nach Hause.

Es war großartig. Es ist zum Glück nichts passiert. Wäre einer von uns im Suff gestürtzt und hätte sich was ernsthaftes angetan – was nicht unrealistisch gewesen wäre – man hätte sagen müssen: es war zuviel! Aber es ist nichts passiert, wir kamen heil an und es war wohl eine unser legendärsten Fahrradtouren. Wir haben uns vielleicht etwas übernommen, aber es war genau richtig so. Unser Glück. Unsere Fränkische Brauereitour.
Amen.

16 Kommentare

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  • Herrlich! Großartig! Spektakulär! Und nur ein Fehler bei den Bieren der Thuisbrunner Elch Bräu.

    Außerdem hatte ich Angst um Euch. Und wie kam Darki am nächsten Morgen so früh aus dem Bett? Oder war er garnicht im Bett?

  • Himmerlarshundzwirn! Das war ja wohl mal eine Trainingseinheit im anaeroben Bereich! Liesst sich hart und kann wohl nur von trainierten und top vorbereiteten Athleten gestemmt werden. Ich muss sagen – Darki – ja, man sieht dir die hervorrragende Vorbereitung an! Regelrecht gestählt kommst du daher. Hut ab für diese Disziplin, diese Konzentration aufs Wesentliche, diese unmenschliche Bereitschaft zur bedingungslosen Entsagung! Weiter so, Männer! Beste Grüße… D.K.

  • Der Schwan, die blöde Sau. Hat es nicht anders verdient.

    Habe den Bericht und vor allem die Bilder sehr genossen. Danke rob!

  • Respektable Leistung und feiner Bericht! Da wär ich doch zu gerne dabei gewesen.
    Nur, während ihr in unseren Gefilden auf Feldzug ward saßen Tom und ich am Gardasee – im Regen. Zumindest hatten wir tröstendes heimisches Getränk am Start.
    Vielleicht klappt’s ja noch mal wann anders.

  • Ja Rob Du saßest!
    Und wolltest immer wieder den größten Balken ins Feuer werfen!
    „Los wir machen den rein!“
    „Nein!!!“
    „Ich will aber, los wir schmeißen ihn rein……..“
    „Nein!!! “

    und dann warst Du zickig!

    Aber schee wars trotzdem.

  • Grüße nach Berlin!
    Ich kenne Eure Seite schon seit Jahren, dabin ich mal über eine Bauanleitung von Lampen zu gestoßen… Fahre jetzt mit Lupine..
    Unsere Radgruppe heißt »Nightriders«, da wir immer Mittwoch Abend fahren und im Winter ist eben um siebene schon finster. Unser Treiben ähnelt dem Euren!
    Musste Euch eben antworten, als ich von der fränkischen Brauerei-Tour gelesen habe.
    Ich wohne in Nürnberg und fahre genau zu diesen Brauereien sowohl mir dem Renner als auch mit den MTB.
    Wenn es Euch wieder mal hierherverschlägt, vielleicht lässt sich eine Gemeinschaftsfahrt organisieren!
    Viele Grüße Jörg M. aus N.

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