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Pantani lebt!

Das ist eigentlich die größte Erkenntnis des vergangenen Samstag. Wir saßen im Zug auf der Rückfahrt von Templin nach und in Oranienburg sahen wir ihn, immer noch glatzköpfig, immer noch im komplett gelbem Mercatone-Uno-Dress schob er ein altes Bianci-Tourenrad in lila über den Bahnsteig. Gut sah er aus, auch wenn Jan Ullrich derweil leichter sei dürfte. Doch Will wußte, daß Pantani derzeit die Trainingszügel schleifen läßt und sich hauptsächlich um sein Geschäft mit italienischer Schuhmode kümmert.

Außerdem kamen wir einem groß angelegten Subventionsbetrug auf die Spur. Der bauernschlaue Uckermärker pflanzt Butterblumen in großem Stil an. Der Städter fragt nach Sinn und Zweck. Und der erschließt sich erst bei intimen Kenntnissen der EU-Agrarsubventionen und dem Einsatz modernster Technik. Ein jeder Bauer muß angeben, was er im nächsten Jahr anbaut. Dies wird per Satellit überprüft. Nun kann der Satellit aber das gelb blühende Rapsfeld von der gelben Butterblumenwiese nicht unterscheiden. Und schon gibts für die Sumpfwiese reichlich Geld und der Bauer kann sich wieder seiner Freizeitbeschäftigung hingeben…


Doch beginnen wir chronologisch, wenn auch unter Auslassung einiger Passagen. Denn als Chronist wurde kurzfristig Will die Wade verpflichtet, doch seit er seine Photoausrüstung verloren hat, kann er dieser Funktion nicht mehr in gewohnter Qualität nachkommen. Abfahrt früh am Morgen, zeigt seine gefilmte Arbeitsanweisung zum Ticketkauf (das Staubspezial). Jockel versucht den Veranstalter vom Unsinn einer feststehenden zu überzeugen und seine eigene zu fahren. Außerdem ist er froh, endlich Leute zu finden, die seine Mundart verstehen. Doch Jockel wird im Alter weich oder er weiß um die Technik. Jedenfalls folgen wir ab Templin für einige hundert Meter der satellitengestützten Route, bevor das Gerät beschließ, daß wir schon am Ziel sind. Jockels Stunde schlägt und er ist nicht mehr zu halten.

Als humanoides Navigationsgerät führt er uns über Pfade, die er durch pure Willenskraft erschafft. Wege, die es vorher noch nicht gab und die nach unserer Befahrung einfach wieder Wildnis sind. Am Platkowsee haben wir Glück, daß Rifli nicht mit von der Partie ist, hängt doch der Wald voller Flatterband. Diese Bänder haben auf ihn bekanntlich die gleiche Wirkung wie ein frohes „Jamas!“ im türkischen Restaurant.

Es geht durch Sand und über Wurzeln, über Brücken, zwischen Steinen an Ufern entlang und auch unter Bäumen hindurch. In Lychen entdecken wir die Sportgeräte für den nächsten Walther-Cup:

Die Sonne lacht, es ist dabei angenehm kühl. Während einige Teilnehmer diesen Landstrich erstmals -zumindest abseits der Teerbänder- durchfahren, dieses auch genießen und dokumentieren wollen, drängt Jockel zur Weiterfahrt.

„Ampel, Du bist hier nicht auf der Fritz Heckert!“

Am Hauptmannberg (eigentlich sollte er Oberstberg heißen) treffen wir auf ZZZZZorro, der uns auf gut Glück entgegenfährt. Zu diesem Anlaß wird schnell ein Schwein geschlachtet und zubereitet.

Dieses Ereignis wird für die Nachwelt verewigt. Der Rest verläuft -je nach Perspektive- unspektakulär oder traumhaft schön und endet in einer gastronomischen Einrichtung in Templin bei einem bunten Strauß beliebter Heiß- und Kaltgetränke. Die anschließende Zugfahrt teilen wir uns mit ein paar „Prolligans“, wie sie selbst auf ihren T-Shirts zu stehen haben und in Oranienburg sehen wir noch Pantani.

twobeers

7 Kommentare

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  • Es war mir ein Fest mit Euch, nur die Schweinezubereitung müssen wir denen noch beibringen. Die Location in Templin kurz vor der Pionierbrücke will ich nochmals lobend erwähnen,(www.weinberg19.de/) alles vom Feinsten und seinen Preis wert.

    PS. Für alle die den „Harz“ nicht stürmen, ich würde glatt am 2. oder 3.6. noch mal in die Gegend aufbrechen.

    Gruß Toni

  • ich habe Tränen gelacht! Schön, dass du offensichtlich zwanghaft für jeden gefahrenen Kilometer eine Zeile feinster Prosa in deine Tasten hämmern musst- uns würde sonst echt etwas entgehen!

  • Das war ein Tag, wie er sein sollte. Wetter, Mitfahrer etc. etc. alles prima. Twobeers hatte ein super Strecke ausbaldowert (oder ausbaldowern lassen), welche sich das kleine Kästchen an Ampels Lenker eigentlich merken sollte. Ich freute mich schon die ganze Zeit, endlich mal hinter einem solchen Gerät herfahren zu dürfen. Doch dann wurde nichts daraus. Entweder das Kästchen konnte nicht, oder es hatte aus seiner – wo auch immer verorteten – Zentrale erfahren, dass die Route als Geheimnis einzustufen sei. Möglicherweise kann ich aber auch (unwissentlich) derlei Gerätschaften oder ihre Besitzer (?) durch meine Aura einschüchtern. Egal, das Kästchen tat jedenfalls so, als würde es sich nicht mehr auskennen und liess uns stehen. Auch egal, wir suchten also in unseren Köpfen – welche sich im Zeitalter der allgegenwärtigen „Gadgets“ des Öfteren überflüssig vorkommen – nach Alternativen. Und wie wir da so durch die Heide irrten, müssen wir wohl irgendwie ziemlich genau so gefahren sein, wie es uns das Kästchen eigentlich verheimlichen wollte. Dinge gibt es…

  • Neben all den anderen schönen Zeilen mochte ich diesen Abschnitt besonders:

    Als humanoides Navigationsgerät führt er uns über Pfade, die er durch pure Willenskraft erschafft. Wege, die es vorher noch nicht gab und die nach unserer Befahrung einfach wieder Wildnis sind.

    Das erinnert mich an irgendwas, …

    Gruß stw

  • Ich schätze die Romantik des aufgedeckten Subventionsbetruges sehr. Nach den Stolpschen-Kohlschen-Leuchturmprojekten wie Cargolifter, Lausitzring, Chipfabrik ist man bescheiden geworden, in die Fläche gegangen und versucht nicht mehr am großen Rad zu drehen. Eine selbstvergessene grüne Wiese mit gelbblühenden Krautgewächsen, was braucht es mehr zum Glück und Auskommen!?

  • Herrlich! @Ampel: Entschuldige, aber ich liebe dieses Versagen der kleinen Kästchen hinter denen das Herfahren eigentlich nie klappt und jetzt ist es, jockel sei Dank, entgültig geklärt.

    Nichts für ungut, Rubrik: Sachen, die wir schon immer geahnt haben, aber nie wirklich aktiv etwas dagegen getan haben!

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