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Meine erste Prüfung

Kurz nachdem im letzten Oktober die Schmerzen und die Kälte meinen Körper nach der überstandenen Fahrt von Hamburg nach Berlin verließen (siehe „Twobeers kaputt“) kam mir die Idee, meine Form über den Winter so zu halten, daß ich im Frühjahr bzw. am vorletzten Tag des kalendarischen Winters  unbeschadet  200km  würde fahren können.  Dafür würde sich der erste Brevet des ARA Berlin/Brandenburg anbieten,  die erste Prüfung für Paris-Brest-Paris in diesem Jahr. Leider machte mir mein Körper einen Strich durch die Rechnung und zwang mich zu längerer Bewegungslosigkeit, weswegen Notfallpläne erstellt werden mußten. Die Strecke führte von Moabit über Stahnsdorf, Zauchwitz, Luckenwalde nach Golßen und von dort über Halbe, Wünsdorf und Trebbin wieder nach Moabit. Leider fahren derzeit keine Züge auf der Strecke Lübben-Berlin, so daß die Ausstiegsmöglichkeiten begrenzt waren und auf jeden Fall 150km fällig wären.

Samstag, 6:00 Uhr. Die Himmel ist stark bewölkt, Regen droht. Egal, es soll trocken bleiben und ich nehme das Plasterad. Wird mein Rücken die abgespacerte neue Gabel tollerieren? In Moabit angekommen wird mir die ganze Bandbreite der Randonneursräder vorgeführt. Vom Teamrad mit SRM-Kurbel bis zum 5-Gang-Stahlrad mit Schutzblechen und Packtaschen ist alles vertreten, auch sind alle Pflegezustände zu sehen und zu hören (mein Gott was können quietschende Schalträdchen und schlecht eingestellte Schaltungen nerven). Und offensichtlich mißtraut der Randonneur wegen seiner jahrelangen Erfahrung den Wetterberichten und zieht vorsichtshalber eine Regenjacke über. Kurz vor 7:00 treten dann alle auf die Straße, doch es geht nicht los. Nach 5 Minuten fahre ich mit IbeB und Mitstreiter schon mal langsam los, die Strecke kennen wir und bei den vielen Ampeln möchte ich lieber nicht mitten im Pulk sein. Auf der Clayallee werden wir endlich von ca. 15 Leuten eingeholt, Oldboy ist auch dabei, ist er doch der einzige von uns, der nach Paris möchte. Wir nehmen Fahrt auf, es ist nicht so kalt wie angekündigt. Nach knapp 2 Stunden ist die erste Stempelstelle, die Landfleischerei in Hennicken erreicht. Wer muß, holt sich einen Stempel ab, Oldboy verabschiedet sich. Ihm ist unsere Gruppe zu schnell und außerdem braucht er jetzt erstmal zwei Mettbrötchen. Wir rollen mit sanftem Rückenwind gen Südost und ich unterhalte mich eine Weile mit dem Organisator der sächsischen Brevets. Danach bin ich froh, daß ich nicht die 400km mit 5.000Hm in Sachsen fahre.

Kurz vor Golßen erwischt es einen Mitfahrer in einem Schlagloch, gleichzeitig entweicht die Luft aus Vorder-und Hinterrad. Doch jeder stirbt für sich alleine, so wird er zurückgelassen. In Golßen kommen wir auf den gepflasterten Gurkenradweg und den Gegenwind. Die Geschwindigkeit nimmt ab, doch mittlerweile ist der Himmel wolkenlos und wir fahren durch mir bekannte Landstriche. In Halbe treffen wir auf eine größere Gruppe der Britzer Mövenroller, sofort steigt unsere Geschindigkeit wieder. Doch die Blicke der Startnummerträger sind unfreundlich und grußlos und so fahren wir an die Tankstelle, um die nächsten Stempel zu kassieren. Wir weihen die letzten sechs bei uns verbliebenen Randonneuere in unseren Plan ein, die Strecke in Töpchin zu verlassen. Leise Flüche ernten wir dafür, haben sie sich doch bis jetzt in unserem Schatten sehr wohl gefühlt. Nach 150km sind wir dann nur noch zu viert: Mitstreiter, Boverhannes, Toni und ich und machen die erste richtige Pause. Bockwurst und Senf sind eine willkommene Abwechslung nach den bisherigen Riegeln. Ereignislos gehts über KW, wo ich noch eine Wertung am Funkerberg ausrufe, nach Altglienicke und auf die Neuköllner Krone. Plötzlich ein Zischen und weißer Latexnebel hüllt mich ein. Doch noch ehe ich meinen gesamten Wortschatz an Flüchen herausschreien kann, ist das Loch wieder dicht und noch 7 bar im Schlauchreifen. Auch gut.

Jetzt noch ein gemeinsames Abschlußbier. Da ich abends Gäste erwarte, dafür kochen soll und mich kenne, bitte ich um ein Bier im Stehen, während Mitstreiter seine sonnige Terrasse anbietet. Wir entscheiden uns für den Sonnenscheinimbiss am Bahnhof Neukölln, aus einem Bier werden zwei.

Ein gelungener Tag, Mitstreiter und Toni müssen noch mal um den Block fahren, um die 200 voll zu machen. Mir reicht der Weg nach Pankow für 216km. Die volle Brevetstrecke hätte 214km gehabt, mein Ziel ist also erreicht, der Rücken und die Beine haben gehalten, die Dichtmilch ist super. In 3 Wochen ist der 300er Brevet.

twobeers

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