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Abenteuerburschen

Es ist Donnerstag und einem inneren Zwang gehorchend, sollen an diesem Tag Leibesübungen absolviert werden. Schosse will endlich mal wieder mitkommen, also wird zu einer Runde mit dem Crosser aufgerufen. Die Wetterprognose untermauert diesen Entschluß. Die letzten Tage waren sommerlich warm und trocken, doch jetzt soll es regnen. Ach was sage ich,  eine offizielle Unwetterwarnung wird herausgegeben. Beste Voraussetzungen für Heldengeschichten also. Der Crosser wird am Vorabend aus seiner Sommerruhe gerissen, neue Kurbel, neuer Lenker. Die Bremsen auf Minimalspalt eingestellt.

Der Start ist für 18:30 angesetzt, ab 17:30 glühen die Telefonleitungen. „Sieh bloß nicht aufs Regenradar!“ „Egal!“ Da ich die Aufbewahrung von wärmenden Trikotagen angeboten habe, klingelt erst Boerge, dann Schosse, noch ein Espresso, Rifli kommt auf den Punkt, Pda bittet um eine Wartefrist von 10 min. Zwock will kommen oder nicht, er kommt nicht. Wir sind aufgeregt wie kleine Jungens vor einer großartigen Unternehmung, die eigentlich verboten ist. Und meine Frau nennt uns „Abenteuerburschen“.

18:40. Erste Tropfen treffen zusammen mit Pda ein. Soll wieder ein See im Norden angesteuert werden? Baden wird wegen der Blitzgefahr abgewählt, also gehts Richtung Tegeler Forst, wie bei meinem ersten Nightride mit dem ESK. Boerge verreißt in der Schönholzer Heide im tiefen Sand den Lenker und schlägt fast hin. Der trockene Sand sei schuld, so brüllt er durch den vom Himmel stürzenden Wasserschwall. Diese Entschuldigung erntet Hohn und Spott, Rifli findet die eindringlichsten Worte.

Es ist ziemlich dunkel, doch Stunden vor dem offiziellen Sonnenuntergang denkt keiner an die Benutzung eines mitgeführten Leuchtmittels. Am Nordgraben entlang queren wir die Gorkistraße, als Rifli plötzlich eine Sonne schießt, die ziemlich spektakulär ist. Also Licht an und nach der Ursache suchen. Der mittlere von drei Pollern war herausgezogen worden und nur der eckige eiserne Fuß ragte einige Zentimeter aus dem Boden. Die Wunden werden ausgewaschen, beide Schläuche müssen gewechselt werden. Das Humboldt-Klinikum ist direkt auf der anderen Straßenseite, doch der blasse Rifli will lieber direkt nach Hause. Zwischendurch wird die Entfernung der Blitze bestimmt, sind 2 Sekunden 600m zur Seite oder nach oben? Als die Donnerzeit wieder bei erträglichen 10 sec liegt, werden wir wieder entspannter. Dabei eine kurze Schadensanalyse, falls Kaufargumente gesucht werden, jetzt gibt es welche. Außerdem stellen Pda und Boerge ihre Bremsen nach, Verabschiedung, weiter gehts zu viert. Im Tegeler Forst verfluche ich meine engstehenden Bremsen, die Räder drehen sich kaum. Matsch, Pfützen, Sturzbäche, sintflutartiger Regen, keine Sicht. Mit Brille kann nicht gefahren werden, wie mag es dem fast blinden Schosse gehen? Nach kurzem Hin und Her gehts über Lübars zurück nach Pankow. Schosse bekommt einen Hungerast, Pda muß mit der Schuhsohle statt mit V-Brakes bremsen, Boerges Scheibenbremsbeläge sind ebenfalls verschwunden. Die Pfützen sind teilweise nabentief, doch glücklicherweise beinhalten sie keine Hindernisse oder wir treffen diese nicht. In meinem Keller finden sich aber neue Bremsgummis für Pda, die sofort verbaut werden, außerdem stehen plötzlich drei nackte Männer im Hof. Die trockenen Klamotten werden angelegt, nur die Schuhe verbreiten weiter schmatzende Geräusche. Aufgeregt schwatzend gehts in PankeEck. Dabei sieht uns die Betreiberin eines KinderCafés und schickt noch ihren Mann in die Kneipe, so daß die Handvoll wieder komplett ist. Maßkrüge werden geleert, Geschichten erzählt.

Ich hoffe, die Daheimgebliebenen und Renntaktikbesprecher hatten einen ähnlich schönen Abend. Bis nächste Woche.

Twobeers

P.S.: Bilder wurden leider wegen fehlender Unterwasserkamera nicht gemacht. Ich hoffe, Waschmaschine und Abfluß überstehen die Aktion. Werden Socken und Schuhe jemals wieder weiß?

twobeers

5 Kommentare

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  • Selten wird man vor Ausfahrten gewarnt, aber diesmal sagt meine Körper den ganzen Tag schon: Bleib lieber zu Hause. Ich hörte nicht, er versuchte mich noch mit Kopfschmerzen abzuhalten, da ich aber Kopfschmerzen nicht kenne, vermutete ich nur Bewegungsmangel. Der deutsche Wetterdienst versuchte es auch noch mit seiner Unwetterwarnung, aber ich höre so schlecht auf andere Leute. Dann war da noch der Satz von Twobeers am Telefon: Das wird ein epischer N.Ride, von dem es zu berichten gilt.

    Alles Warnungen die ich in den Wind schoss.

    Nun suppen die Schürfwunden lecker vor sich hin. Der Schmerz in Hüfte und Ellenbogen erinnert ein ständig an den Ritt. Aber die Kopfschmerzen sind weg.

    Ritzelflitzer

  • Mein Donnerstag Abend hatte durchaus ein paar Parallelen.

    Die Wunde hatte ich mir schon zwei Tage vorher zugezogen, als ich über eine Leitplanke klettern wollte, irgendwie daneben trat und erst der Schienbeinkopf der Abwärtsbewegung der rechten Körperhälfte Einhalt gebot. Das linke Bein war noch nicht am Boden angelangt, wurde aber, als dies schließlich geschah, dezent überstreckt. So war die Beweglichkeit beider Kniegelenke recht spezifisch eingeschränkt, was meinem Gang sicher einen ganz eigenen Charakter beibrachte.

    Das Wasser kam dann wie bei euch am Donnerstag – in Thüringen allerdings etwas früher. So schien zu Feierabend die Sonnen und ich machte mich auf den Weg nach Weida, wo noch gebraten (gegrillt) werden sollte. Es dauerte nicht lange, da kam mir auf dem Elsterradweg jemand entgegen und meinte „Achtung Pfütze“. Die Pfütze war Bestandteil des Flusses, ließ sich aber, wenn man die Pedale in einer nahezu horizontalen Bewegung oszillieren ließ, trockenen Fußes passieren. Dies gelang auch an zwei weiteren Stellen.
    Irgendwann um kurz nach Mitternacht und viele Bierse, Schnäpse und Weine später, machte ich mich auf den Rückweg. Doch im fahlen Schein der Dynamobeleuchtung wurde mir ein rot-weißes Band gewahr, dass da über den Weg gespannt war. Also vermutete ich, dass entweder der Weg wegen der Pfützen gesperrt sein, oder aber ein Rennen stattfinden müsse. Ich entschied mich für das Rennen und unterquerte das Band.
    Die erste Pfütze hatte ich so früh gar nicht erwartet, sie ließ sich aber mit dem schon erläuterten Prinzip durchfahren. Bei der nächsten Pfütze stellte sich jedoch heraus, dass selbst wenn man die Amplitude der Oszillation gegen Null gehen ließ, doch ein Schnittpunkt mit der Wasseroberfläche bestand, der irgendwo auf Knöchelhöhe lag. Die Schuhe waren also nass und so ging es mit Schwung in die nächste Senke und man glaubt gar nicht, wie stark knietiefes Wasser bremst und wie es versucht die Fahrtrichtung zu beeinflussen. So ging das dann noch eine Weile, bis ich schließlich ohne weitere Zwischenfälle mein Bett erreichte.

    Die Mulde und Elbe sind übrigens auch ziemlich voll!

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