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Mit Walther beim Boulen

Damit Massenveranstaltungen wie der Walther-Cup im Jahre 2010 nicht das gleiche Schicksal ereilt wie der Loveparade, wurde die Teilnehmerzahl auf 5 begrenzt. Zuschauer wurden erst gar nicht zu gelassen. Der für die diesjährige Planung zuständige Vorjahressieger lehnte jede politische Verantwortung ab und wälzte diese wie immer auf die Protagonisten ab. Dann muss man auch keine Angst haben, dass einem die Pensionsansprüche verloren gehen. Das einzige was einem bei einem Walther-Cup verlustig geht, ist Hirn und gutes Benehmen.

Um das zu erreichen bedarf es wenig. 6 Bier, 6 Runden und irgendeine Zusatzregel, die sich der Vorjahressieger in seiner Demenz dazudichtet. Diesmal sollten 2 Boulekugeln (gesponsert von Mastercard) die zwei schnellsten einbremsen. Bevor der Mopp seine Intelligenz in den nächsten Minuten auf ein Minimum reduziert, versuchten die ganz schlauen sich auszurechen, an welcher Position das Rennen zu gewinnen ist. Da sich in der Vorbereitung beim Abstecken der Strecke mehrmals Trassierband vor meinem Auge befand, war ich zu solch kombinatorischen Fähigkeiten nicht mehr in der Lage. Mein Gesichtsfeld war wie mein Gehirn … nennen wir es mal Fokusiert. Ich beschloss einfach schneller den Flascheninhalt zu leeren, um mir das Gerechne und „Positionen gemerke“ zu sparen.

Gesagt getan und schon klongten 5 Biere gegeneinander, um hastig in den Schlund gestürzt zu werden. Es klackten die Clickis und schon wurde in die erste Runde gnadenlos reingehalten. In der ersten Abfahrt wurde ein entgegenkommendes Tandem gekonnt umschifft, 2 Runden später hätte das schon anders ausgehen können. Die Runde hatte mit einem Bier schon Flow wie nach gefühlten 4. Der Streckenwart hatte hier mit seiner Atze ganze Arbeit geleistet. Das kleine Scharmützel mit den Boulekugeln hatte den Vorteil, endlich gepflegt in die Botanik die überflüssige Luft abzulassen. Das anschließende Bier konnte daher ohne Verzögerung geext werden.

In der zweiten Runde (oder war es schon die dritte?), kam mir statt einem Tandem ein Motorcrosser auf einer anderen Abfahrt entgegen. Nur der dünne Zuckersand, der einen merklichen einbremste, verhinderte Schlimmeres. Seinen gestammelten Entschuldigungszettel nahm ich zur Kenntnis. Der Hinweis das hier gleich noch einige andere Bekloppte vorbeikommen, nahm er sich zu Herzen und drehte um.

Die darauf folgende Runde konnte ich endlich ohne Boule in Angriff nehmen und wurde aber schnell wieder eingebremst, weil dieser motorisierte Volltrottel seine Maschine in genau die Abfahrt stellte, die man nach der Labestation als erstes nehmen muss. Mit schon leicht verstellter Fokussierung gelang meinem Gehirn noch ein Ausweichmanöver. Die automatisch einsetzende Verfluchungsarie schien in seiner Fonstärke den Verursacher erreicht zu haben, da in der „wer weiß ich was für welchen Runde“ die Kiste nicht mehr auf dem Acker stand. Hier bekam ich auch nur noch am Rande mit, dass zwei Kombattanten durch fehlende Luft im Reifen bzw. Lunge aussetzen mussten.

In anbetracht dieser schwindenden Feldstärke wurde schnell das Regelwerk geändert und dem Kameraden mit dem Plattfuß eine Einreihung in den fließenden Wettkampfverkehr ohne Rundenverlust ermöglicht. Diesen Vorteil nutzte er sogleich, um als erster mit ordentlich Vorsprung in die letzte Runde zu gehen. Nur wer denkt, jetzt ist das Rennen gelaufen, ist sich nicht über die Wirkung von Alkohol im klaren. Die korrekte räumliche Orientierung, eine ausschließliche Domäne der Männer, wird hier durch den hohen Östrogenanteil des Hopfens sehr erschwert. Das Resultat kennt jeder Mann der seine Frau ans Steuer lässt – sie kommen zwar an, nur durch Umwege etwas verspätet.

So konnte ich pünktlich das Rennen beenden und den Pokal in meine Arme schließen. Das anschließende „leise“ Ausschleichen des Alkohols in der „Bahnhofskneipe“ wurde ein Fest für uns und für die anwesenden Wilhelmshorster ein Abend mit Fragezeichen – was oder wer war das?

Zu guter Letzt: Sollte der Cup wieder an einem Donnerstag stattfinden, ist die Bevorratung von Hefezahnpasta aus dem Bioladen anzuraten.

ritzelflitzer

5 Kommentare

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  • Waren die 5 Teilnehmer noch am Abend in dieser Wilhelmshorster Stampe nicht in der Lage, mir einen detaillierten Bericht des Renngeschehens zu liefern, so freue ich mich jetzt um so mehr über diese eloquenten Zeilen! Glückwunsch an Rifli, gute Besserung an Rikman und noch ein mütterlicher Hinweis an J-Coops jetzt hoffentlich wieder nüchternes Hirn: Es ist nicht wichtig viele Freunde zu haben, so lange man 4 echte Kumpels hat, die zur rechten Zeit am rechten Ort sind.

  • Dachte ich noch ein ausrechendes Training während der WM gehabt zu haben (Eine Halbzeit = Ein Halber) lehrte mich der erlauchte Kreis unverbesserlicher Traditionalisten besseres. Die Performance, die in der Trinkzone gezeigt wurde, konnte dieses Jahr nicht getoppt werden. Auf dem Bildwerk ist erkennbar, wie sehr gerade Rifli seine Trinktechnik perfektioniert hat. Es gibt praktisch kein Bild, an dem der Flaschenhals nicht absolut senkrecht auf den darunterliegenden Schlund aufsitzt.
    Das PDas diesjähriger Versuch (Wir erinnern uns an den Walther-Cup 2007) „Streckenoptmierung-on-the-fly“ zu betreiben gerade in der letzten Runde zu einer ausgedehnten Rundfahrt in die mittelbare Umgebung wurde, lässt mich milde lächeln…

    • „(Eine Halbzeit = Ein Halber)“

      echt vorbereitungen während der WM sahen so aus, dass man sich bereits zu minute 30 das zweite und kurz nach wiederanpfiff der zweiten spielhälfte das dritte bier bestellte. und das natürlich beim 18uhr und beim 2030uhr spiel.
      das ganze training nutzt natürlich nix, wenn man nicht kommt. asche auf mein haupt und entschuldigung.
      pda hat mir schon telefonisch von seinem maleur in der letzten runde erzählt. echt schade für ihn. aber auch rifli ist ein würdiger gewinner, bei seiner leistung in der trinkzone.

      rb

  • Letzter Ftreitag, gegen Mittag. Ein erstes und auch ein zweites Bier nach dem Matjesbrötchen netzt meine Lippen. Familienidyll am Ostseestrand. Und ein traurige Stimme: „Wenn ich jetzt losfahre, schaff ich es noch.“ „Schatz, nächstes Jahr bist Du wieder dabei!“ Mir fehlt was…

    Twobeers

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