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Kotflügel aus Kohle

Wer bei jedem Wetter ganzjährig mit dem Fahrrad zur Arbeitsstelle fährt, kennt die Probleme, die sich da auftun.
Wenn es regnet wird man nicht nur von oben nass, sondern auch von vorne, hinten und unten. Dagegen bieten Schutzbleche Abhilfe, doch im Laufe der Zeit bemerkt man, dass all das was der Markt so hergibt nur Schrott ist. Die Dinger sind zu schmal und umschließen den Reifen nicht ausreichend, so dass an den Seiten der Schlamm vorbei spritzt. Sie sind zu kurz, so dass man nasse Füße bekommt und je nach Straßenverhältnissen sind sie nach spätestens einem Jahr völlig zerrüttet.
Folglich hieß es wieder einmal SELBERMACHEN!

Früher (von manchen auch damals genannt) habe ich ja schon des öfteren mit harzgetränkten Kohlenstofffasern experimentiert. Dieses Material schien mir auch für Schutzbleche recht brauchbar. Stellte sich nur die Frage, wie man die Mumpe in die richtige Form gezwungen kriegt. Da der Markt, wie bereits bemerkt, nichts brauchbares hergibt, musste ich die Form selber machen. Da die „Bleche“ keinen Schönheitspreis gewinnen sollen, sondern am Alltagsrad die Funktionalität im Vordergrund seht, entschied ich mich für eine Positivform.

Im Baumarkt besorgte ich mir eine 80mm dicke Styroporplatte, aus der ich grob einen Halbkreis ausschnitt, der etwas größer war als das spätere Schutzblech. Zwischen die beiden Gabelscheiden einer Pace, die noch im Keller rumlag, spannte ich eine einzelne Litze eines Bremszuges und setzte sie mit meinem Eloxiernetzgerät unter Strom. Der Draht begann heimelich zu leuchten. Die Gabel wurde mit ihrer Achsaufnahme auf einem Brett drehbar gelagert und der Styroporhalbkreis auf dieses Brett gestellt. Dann konnte ich mit dem leuchtenden Draht einfach die Schutzblechform erzeugen:

Beim hinteren Schutzblech, welches zuerst entstand, habe ich die Styroporform mit Silikon „gespachtelt“ und hatte gehofft, dass fertige Schutzblech davon auch einfach lösen zu können. Dem war leider nicht so. Beim Entformen ging die Form in die Brüche und ich musste fürs vordere Exemplar eine neue bauen. Die habe ich dann mit Epox gespachtelt und zum einfachen Trennen mit Folientrennmittel eingepinselt.
Wie dem auch sei, auf diese Form habe ich dann eine Lage anisotropes Kohlefaserflies drauflamentiert und dann noch eine Decklage aus 90° Gewebe.
Nach dem Entformen und Zurechtschneiden habe ich an den Kanten noch jeweils ein Roving (Faserbündel) langgelegt, damit hier nichts einreißt. Zum Schluss wurden dann noch die Befestigungspunkte anlaminiert. Die Verbindung mit den Streben findet mit den normalen SKS-Muttern statt.

Die Schutzbleche umschließen den Reifen sehr gut. Hier ein Vergleich zum SKS P65:

Und noch montiert:

Das hintere Schutzblech hat mittlerweile einige Wochen auf dem Buckel und macht sich prächtig. Das vordere vervollkommnt den Schutz nun seit heute.

9 Kommentare

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  • Ja ja, die Sache mit dem Schönheitspreis … aber darum kann es im Regen nicht gehen! Gefällt mir gut Dein Projekt und für die Form noch ein Tip, wenn Du sie mit einfacher Küchenfolie abdeckst, kannst Du perfekt entformen.

    Gruß stw

  • Die Küchenfolie hatte ich dann außen rumgewickelt, damit die Oberfläche halbwegs glatt wird. Gibts die eigentlich auch in einer nicht-elektostatischen oder selbsthaftenden Ausführung?

  • Eben! Und meistens hat sie sich schon 10 mal mit sich selbst verklebt und man bekommt sie nicht mehr glatt verlegt.
    Aber wahrscheinlich muss man sich einfach vorab schon ein paar Stücke abschneiden und damit nicht erst mit harzverschmierten Handschuhen anfangen.

  • papperlappapp, die dinger sind geil. wir konnten sie ja schoneinmal live bestaunen. sehen sehr BÖSE aus! das ist gut.
    das ist ja quasi nur ein prototyp. noch ein wenig am finish pfeilen und dann in mattschwarz machen – dann sind die nicht nur geil und nicht nur böse, sondern very EVIL! hehe.

    rb

  • gratulation zum projekt 🙂 das mit der küchenfolie kenne ich, aber eher aus der küche, nicht aus dem keller *g* aber der tipp mit der billigsten könnte funktionieren 🙂

  • Super Sache! Über das tief runter gezogene Vorne erfreut bestimmt deine Kette und Schuhe.

    Das Problem an Folie ist, dass im ausgehärteten Laminat jede Falte einen schönen Wulst ergibt. Aber nicht wenn man dass das überschüssige Harz aus dem Laminat irgendwie herausbekommt.
    Im GFK-Flugzeugbau wird dafür sog. Abreißgewebe + Lochfolie + Flies verwendet. Gleichzeitig erhöht man dadurch den Faseranteil, was einerseits Gewicht spart und die Bruchfestigkeit erhöht.
    www.dg-flugzeugbau.de/flugzeug-bauen-d.html
    Am schicksten wären natürlich Negativformen aus GFK – damit könnte man in Serie gehen. Wäre aber auch ein ganzes Stück mehr Arbeit als die Styropor-Positive.

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