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Der kleine Peter und die heilige Odilia

Es gibt wenige Franzosen die gerne Fremdsprachen sprechen und noch weniger die gerne Deutsch sprechen. Lediglich in einem Landesteil ist das kein Problem, da dort die Muttersprache ein alemannischer Akzent ist – das Niederelsässisch. Das allein macht natürlich nicht den Reiz aus, eine solche Gegend zu besuchen. Vielmehr sind es die regionalen Spezialitäten, wie das gute Essen, der leckere Wein oder die traumhafte Landschaft. Letztere veranlasste mich nach einem gescheiterten Versuch 2007 endlich das Elsaß zu bereisen. Mehr zur Geschichte des Elsass hier.

Bei Recherchen im Internet findet man einen ausgeschilderten Weg von Wissembourg nach Thann. Eine -Transvogesenroute auf ca. 420km von der nördlichen Grenzstadt Wissembourg bis ins westlich von Mulhouse gelegene Thann. Den „Traversée Massif Vosgien à VTT„, kurzum auch als TMV bezeichnet. Neben einer informativen Website auf französisch, englisch und deutsch, besteht zudem die Möglichkeit den gesamten Reiseführer mit Kartenmaterial in Papierform zu erwerben.


1. Etappe

Die zeitige Anreise erfolgte mittels dreier Regionalzüge von Frankfurt aus über Mannheim und Neustadt.

Bahnhof Frankfurt

Wissembourg geographisch an der Grenze zwischen Südpfalz und Nordvogesen gelegen, begrüßt mit dem typischen Charme einer französischen Kleinstadt. Ein kleiner Fluss, nette Fachwerkhäuser und jede Menge kleiner Bars und Cafés. Leider bleibt dafür an diesem Morgen keine Zeit, schließlich sind noch etliche Kilo- und bis an das erste Etappenziel zu absolvieren.

Wissembourg

Der TMV ist in 14, bzw. 20 Abschnitte eingeteilt, diese haben Längen von 8,5 bis 31km. Nach unserem Plan sollten am ersten Tag 4 Abschnitte bewältigt werden, 75 Kilometer mit ca. 1600hm. Die ersten Kilometer verlaufen im Lautertal bevor es zum ersten Mal nach „oben“ geht. Die Ausblicke von den Kuppen und die tief eingeschnittenen Täler lassen die Landschaft weitaus höher erscheinen, als sie tatsächlich ist. Am ersten Tag erreicht man nie mehr als 400m über Normalnull, trotzdem hat man ständig das Gefühl sich in weitaus höheren Mittelgebirgen zu befinden.

Am Gimbelhof I

Aus der Landschaft emporstehende Felsformationen entpuppen sich bei genauerer Betrachtung als Reste von alten Festungen.

Am Gimbelhof II

Kurz vor der Burg Fleckenstein wird über die Bedeutung von französischen Verkehrsschildern philosophiert, ehe es in einen anspruchsvollen Trail runter ins Sauertal geht.

Schilderwelsch


Abfahrt nach der Burg Fleckenstein

Es folgen weitere Kilometer im stetigen auf und ab entlang der Sauer, immer wieder garniert mit tollen Ausblicken. In Obersteinbach nach gut 30km ist es an der Zeit sich zu stärken. Neben der örtlichen Gastronomie kann man seine Trinkflaschen auch an einem der 12 Brunnen auffüllen.

Obersteinbach

Falls noch jemand nach einem neuen Familienfahrzeug sucht, dem kann hier ebenfalls geholfen werden.

Familienfahrrad

In Obersteinbach verläßt man das Sauertal, um über die Ruine von Wittschlössel, das Soultztal, den Heidenkopf und zahlreiche andere Kuppen nach Niederbronn zu gelangen. In Niederbronn-Les-Bains fällt uns neben seiner keltischen Quelle (welche zum Kurort berechtigt), dem Kasino und einer alten Fabrik natürlich sofort die ansässige Park-Brauerei auf. Ein kleiner Geschmackstest kann vor Weiterfahrt nicht schaden…

Parkpils

Nach Niederbronn folgt Oberbronn, von der gegenüberliegenden Talseite hat man ein schönes Panorama auf „das Mutterhaus der Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Erlöser“ (O-Ton Reiseführer). Oder einfach nur hübsches Dorf mit vielen Fachwerkhäusern…

Oberbronn Panorama

Ab hier sind noch ein paar Täler und Kuppen zu überwinden, ehe es in den letzten Anstieg des Tages nach Lichtenberg geht. Imposant ragen Burg und Kirchen aus der Landschaft heraus, das Ziel vor Augen lassen sich die steilen Höhenmeter leichter bewältigen.

Lichtenberg

Bei einigen Isotonischen Getränken und sehr leckeren Gerichten lassen wir den ersten Abend im Hotel Zur Post ausklingen. Der erste Tag war von vielen Wellen im Buntsandstein geprägt. Die Wege waren oftmals vom Sand überspült, ob das bei trockenen Verhältnissen nicht sehr schwer zu fahren sei, wollen wir besser nicht wissen…

Profil Tag 1

darkdesigner

15 Kommentare

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  • „Wegen Totalausfall des elektronischen Aufzeichnungsinstrumentes beim Betreten des Hotels wird an dieser Stelle auf die ungefähre Streckenbeschreibung bei Bikemap.de verwiesen.“

    Dabei hattest du dich doch noch mit Ersatzbatterien aut Thüringen eingedeckt…

  • Mensch Eule, was ein herrlicher Beitrag!
    Ich war vor exakt 2 Jahren mit der damals trächtigen Suse in Wihr-au-Wal und bin all die schönen Pässe der Hochvogesen mit dem Schmalen abgeradelt. Ein wirklich traumhaftes fleckchen hügeliger Erde, nur der – typisch französich – raue Asphalt nervt und frist Gummi. Nächstes Jahr besuchen wir unsere Freunde dort wieder.

  • Hach ja, schöne Erinnerungen werden wach. Ich war 3x dort (und immer ohne Fahrrad, ich Larve…). Einmal mußte ich auf dem Heimweg nach Deutschland wieder zurück nach Munster, den gekauften Käse luftdicht einschweissen lassen.

  • Liebe Eule, ich beneide dich wirklich sehr um deinen kleinen Trip! Zum einen war ich damals im Jahrhundertsommer ’03 ebenfalls in der Gegend und habe mich bis in die Pyrenäen gekämpft, zum anderen habe ich sowas auch mal wieder geplant gehabt, aber mein kleiner persönlicher Steinbruch hat leider gerade Ausgangssperre.

  • Super Bericht! Wusste nicht, dass man mit dem MTB so viel Spass haben kann ;-). Liebe Grüße nach Frankfurt… menis

  • Man könnte glatt glauben, die Eule stand kein einziges Mal fluchent in der Gegend und hat über Gott und die Fahrradtechnik geschimpft.

    War es wirklich so himmlisch und erholsam? Du im Einklang mit dir, Natur und Maschine?

  • Eule, wie gerne wäre ich mit dir durch die Vogesen geritten. Aber es bleibt ja noch die Möglichkeit, die letzten beiden Etappen eines Tages zusammen zu fahren und den Rest in die andere Richtung.

    Schade, dass dein Höhenmesser für den vierten Tag nichts ausspuckten kann, denn 3000 Höhenmeter auf nicht mal 70km ist für Mittelgebirge schon Wahnsinn.

    Du hast uns aber leider Deinen Reisekumpanen gar nicht vorgestellt.

    Danke für den tollen Einblick in die Vogesen!

    rb

  • Hallo,

    klingt wirklich nach einer tollen Tour! Klasse!
    Könnt ihr mir verraten, wie hoch ca. der Trail-, Schotter- & Asphaltanteil dieser Tour ist.

    Ansonsten weiter so, macht Spass, eure Berichte zu lesen

    Grüße
    Gerald

  • Toller Bericht. Nur schade dass ihr eine der schönsten Abfahrten die ich kenne verpaßt habt: Vom Grand Ballon ins Rheintal 1100 Hm am Stück mit allem was das Bikerherz begehrt.

  • Die Verteilung des Belages ist ungefähr 10-15%Asphalt, echte Trails etwa 20-25% und der Rest sind Forstwege, welche besonders im nördlichen Tail überwiegend sandig sind. Man muß dazu sagen, dass wir auch einige Streckenabweichungen von der Originalroute hatten. Besonders der vierte Tag war eine einzige Diretissima…

    Den Grand Ballon haben wir nicht wirklich verpasst, wir haben ihn uns nur für das nächste Mal aufgehoben 😉

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