Um einen ’94er Stumpjumper technisch in die Gegenwart zu holen, habe ich ihm Scheibenbremsaufnahmen verpasst.
Das Vorgehen möchte ich kurz beschreiben.
Leider habe ich nur zwei Hände und bin, wenn ich zu arbeiten angefangen habe, schwer wieder zu stoppen. Darum gibt es leider keine Bilder vom Bau.
Zuerst war zu kären, welche Maße die Aufnahme eigentlich hat. Diese findet man bei diversen Bremsenherstellern wie zum Beispiel
Magura
Zu beachten ist, dass die Innenseite der Aufnahme am Rahmen mit der Innnenseite des Ausfallendes fluchtet, während die Aufnahme an der Gabel um 4mm nach außen versetzt ist.
Um die Aufnahmen korrekt zu platzieren, habe ich auf einer dicken Aluplatte die Maße angerissen und mit der Ständerbohrmaschine gebohrt. Alte Nabenachsen ermöglichen die Fixierung in den Ausfallenden.
An dieser „Lehre“ können dann mit Distanzhülzen im korrekten Abstand die Rohlinge für die Aufnahme angeschraubt werden.
Ich habe einfachen 6mm Flachstahl genommen. Im folgenden gilt es das Stahlstück möglichst gut an Rahmen bzw. Gabel anzupassen. Ein Schnellspanner erleichtert die Arbeit.
Wenn die Vorarbeit getan ist, kann gelötet werden. Ich habe Messing-Hartlot benutzt. Um dieses zu verarbeiten reicht eine einfache Lötlampe leider nicht aus. Hier ist zusätzlich der Einsatz von Sauerstoff erforderlich um die etwa 900°C Verarbeitungstemperatur zu erreichen.
Sobald alles abgekühlt ist, kann nun der Künstler durchstarten und eine filigrane Bremsaufnahme aus dem Stahlstreifen formen. Der Einsatz elektrischer Hilfstmittel erleichtert diese Arbeit extrem. So kann das ganze dann fertig aussehen:
Und wenn dann Lack drauf ist folgendermaßen:
Und wenn man den Rahmen eh lackieren muss, kann man vorher auch noch andere Sachen anlöten die einem so einfallen. Bei mir waren das z.B. noch Zugführungen. Dazu habe ich Edelstahlröhrchen benutzt. Beim Löten kam hier Silberlot mit 35% Silber zum Einsatz:
Hah, habe die Bilder vorhin schon im Bildarchiv entdeckt! J-CooP, Du bist nicht nur ein Titan des Radsports, Du gehörst auch in die Schrauber-Hall of Fame… astreine Arbeit. Unvergleichlich und einzigartig.
thumbs up
WOW…..mir bleibt die spucke weg, großartige arbeit.
Oh my fucking god! Das ist ja derart genial …
Sag J-CooP, hast du mal eine Ueberschlagsrechnung gemacht, um abzuschaetzen, ob das alte Geroehr die durchaus anders auftretenden Kraefte beim Bremsen gut vertraegt? Oder machst du einfach den Live-Test?
Sehr geil Jakopp
Und rik …alle andern rahmen brutzler machen das genauso…… die wenigsten können was sie tun und hoffen das es hält.
Der Rahmen ist ja nicht gerade Leichtbau – da mache ich mir weniger Sorgen.
Ich könnte mir ehr vorstellen, dass es das eine Gabelbein verbiegt.
Aber ich werde einfach nicht so viel bremsen.
Nachdem der Speichel langsam antrocknet stellt sich eine Frage: Was kommt als nächstes?
In Verneigung verharrend
Twobeers
Das ist echte (Schleif-)Kunst und dann noch die gewagte, aber stilsichere Farbwahl – ein wirklich sehr, sehr schönes Fahrrad. Chappeau dem großen Zweirad-Ästhet aus Langerwisch. Nur eines würde mich noch interessieren: Wie lange hat das alles gedauert?
J-coop – ganz ehrlich, als ich damals das Rohmaterial gesehen habe, dachte ich noch: Das wird nichts. Was Du daraus gezaubert hast, ist aber wirklich genial!
Ampel
Einen alten Stahlkarren noch schwerer machen – yeah! Ich finde das Fahrrad in seinem Endzustand sehr schick, nur die Playmobile-artigen Bremsen möchten mir irgendwie nicht gefallen.
J-CooP, für mich eine 9+.
Also auf dem letzten Bild, sieht die Vordergabel schon leicht verzogen aus,
aber das ist wahrscheinlich ein Knick in meiner Optik.
Sonst sehr cremige performance.:-)
So schwer sind 10,35kg doch gar nicht, Acke.
Das grobe (löten und schleifen) habe ich glaube ich in den Weihnachtsferien gemacht. Und den Rest dann immer mal so nebenbei. Eine Gesamtzeit zu nennen, wäre schwierig.
J-CooP,
eigentlich bin ich ja hetero, aber…. ich will ein Kind von Dir!
Keine Sorge Onkel, die dafür nötigen Voraussetzungen baut Jcoop dir sicher schnell, ordentlich und weinrot ein. Bitte wundere dich nicht, wenn du dann zunächst etwas leichter bist… menis
Nee, nee, menis, ich habe noch nicht davon gehört, dass im Operationssaal Messinghartlot oder auch Silberlot, Winkelschleifer und Ständerbohrmaschinen zum Einsatz kommen… Das will der Onkel ganz sicher nicht, egal wie groß der Wunsch nach J-Coop’scher DNA in seinem Körper ist 😉
Na ja, wenigstens hat er die Heißklebepistole ins Regal zurückgelegt.
Hallo,
die Arbeit ist 100% + Super Idee!
Gruß
aus Mainz
Mike
Ich hab’s zuerst bei www.mtb-news.de im „Kunstwerke“ Thread gesehen. Und da gehört es auch hin! Klasse!
Hallo, nach nun mehr als 2 Jahren stellt sich die Frage „Hats gehalten?“ oder liegt der Rahmen auf dem Schrott?
Hält nach wie vor.
servus,
hübsch gemacht, habe auch ein altes stumpi, mit dem mache ich das vielleicht auch.
erster versuch war letztes jahr ein merida. nun komme ich wieder dazu. meine frage: diese scheibenbremsaufnahme zu shimano postmount adapter, woher weiß ich, welchen adapter ich nehmen muss.
grüße aus DD,
Conrad
Ich bin an dem Beitrag vom J-Coop interessiert und bitte um Kontaktaufnahme bzw Informationen wegen einer Bremsaufnahme für Scheibenbremsen.
MfG Norman
Mein lieber Herr Gesangsverein! Hut ab! Inspirierend. Das bringt die ohnehin schon zeitlose Ästhetik der alten Stahlhobel noch mal zu ganz neuer Blüte. Und mindestens den Ehrendoktor in Velosophie 😉