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Eis unterm Himmel

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Es kam wie es kommen musste. Nach dem gescheiterten Gipfel des Kilimandjaro, besannen wir uns auf neue Gipfelabenteuer. Tibet noch gesperrt, der Nanga Parpat durch die jüngsten Geschehnisse aus dem Rennen und den K2 haben wir bereits im Vorfeld Wettertechnisch ausgeschlossen. So zog es uns unweit unseres Standortes in die Ötztaler Alpenregion.

Nichts ist wichtiger als ein gewissen Maß an Basiswissen verknüpft mit der sofortigen Umsetzung in die Praxis. Schon seit Wochen liefen die Vorbereitungen das richtige Equipment zusammenzusuchen und noch etwas im leichten Gelände zu trainieren. Am Wochenende war es dann so weit.

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Freitag 12.00
der Himmel ist nur leicht bewölkt, doch wir ahnen bereits auf der Strasse Richtung Süden das es bereits in wenigen stunden anders kommen wird. Noch beschwören wir den Wettergott, jedoch auf den letzen Metern der Gletscherstrasse begrüßt uns Blitz und Donner. Wir stellen das Auto an geeigneter Stelle ab, bleiben noch einen Moment sitzen bis die Scheiben kräftig beschlagen. Doch wie es scheint will der Regen für heute nicht mehr aufhören. Doch die Zeit läuft uns so langsam etwas davon, denn wir wollen gerne noch vor Einbruch der Dunkelheit unser Ziel in der Gletscherwelt erreichen.

Wir tragen es mit Fassung und schälen uns in die Regenbekleidung, setzen die Wanderschuhe vorsichtig vor die Autotür und setzen den Rucksack auf. Noch etwas verwirrt vom trüben Blick auf die Gletscher um uns herum nehmen wir den E5 in Angriff. Wir bewegen uns aufwärts auf losem Untergrund. Das Schorfe Gelände gibt nur spärlich die Wegmarkierung frei. Schnell erreichen wir die ersten Schneefelder die wir queren müssen. Noch etwas unerfahren und vorsichtig überqueren wir diese und schrauben uns immer höher. Vorsichtig setzen wir einen Fuß vor den anderen um sicher über das Geröllfeld zu kommen, dann haben wir den Grat erreicht. Es eröffnet sich ein Grandioser Blick in den Kessel wo unsere Hütte steht, ringsherum nur Gletscher. Zügig gehen wir den Z-Weg hinunter bis zur Hütte, kaum die Köpfe in die Eingangstür gesteckt, fängt auch erneut ein starkes Gewitter an das bis tief in die Nacht dauert.

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In der Hütte treffen wir auf den Rest des Expeditionsteams. Kurze Lagebesprechung, belegen der Zimmerlager und dann Carboloading für den nächsten Tag. Die Gruppe versucht in den Schlaf zu finden, leider gelingt es durchgehend in dieser Nacht wohl keinem.

Samstag 6.45
Langsames Erwachen im Lager, wir schälen uns aus den Betten, Waschen, anziehen und dann geht es zum Frühstück und Tagesbesprechung in die Stube. Man sieht eine leichte allgemeine Anspannung in den Gesichtern. Doch unser Teamleiter kann uns beruhigen. Wenig später treffen wir uns mit gepackten Rucksäcken und dem ganzen Expeditionsequipment vor der Hütte.

Wir Laufen direkt in das Gletschergebiet hinein, Kurz vor dem Eis zeihen wir unsere Steigeisen an und laufen auf der leicht ansteigenden Ebene hinauf Richtung Übungshang. Die Vorbereitung wird den ganzen Tag dauern. Sicherheit ist am Berg sehr wichtig, Zu wissen wann man Umkehrt, in der Not reagieren muss und eine Rettung des Kameraden einleiten der evtl. tief in einer Gletscherspalte sitzt. Gegen 16.00 verlassen wir den Gletscherteil wieder Richtung Hütte. Theorie und erneutes Carboloading stehen hier auf dem Programm. Morgen Früh geht es dann los.

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Sonntag 6.00
Noch vor dem klingeln des Weckers schleiche ich mich samt Bekleidung aus dem Lager. Die anderen dösen noch ein wenig vor sich hin. Nach der Grundreinigung suche ich den direkten Weg in die Stube zum Frühstückstisch. Kurz darauf sammeln sich bereits die anderen Kameraden. Noch hängen dicke Wolken in den Hängen, Teilweise sieht man kaum die andere Bergspitzen. Doch man erkennt auch deutlich das diese Schicht nur dünn ist und wohl in wenigen Minuten den Blauen Himmel freigeben wird.

8.00 ist Abmarsch vor der Hütte. Diesmal führt uns der Weg links hinunter über ein kleines Geröllfeld direkt an die Gletscherzunge unterhalb des Grades Richtung linker Fernerkogel. Wir machen einen kurzen Stopp und ziehen die Steigeisen und den Rest der Ausrüstung an. Ein paar Meter höher werden dann die 4er Seilschaften gebildet, 3 Stück an der Zahl.

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Oben im Steilhang sieht man bereits eine große Gletscherspalte blitzen über die auch eine Spur geht, da müssen wir drüber!! Blacksurf und ich sind in der ersten Seilschaft eingeteilt. Vornweg läuft Stefan unser Coach, zweite Frau bin ich, dann Blacksurf und zuletzt noch Wolfgang. Strammen Schrittes beginnen wir den Aufstieg. Ich blicke zu Boden und kontrolliere meinen Schritt – Hüftbreit, Stapfen, alle 12 Zacken in den Berg, Pickel Bergseite – das erste drittel ist nur leicht ansteigend, beim zweiten drittel ist eine lange Querung mit sachtem Anstieg der sich dann über einen kleinen Buckel zieht. Ich kann den Fußspuren nicht folgen und muss meine eigene Spur ziehen, immer stramm am Seil bewegen wir uns weiter nach oben. Jetzt beginnt das dritte drittel mit der Spalte und dem Steilstück. Die Fußspüitzen bohren sich tief in den Schnee, ich suche Nach halt auf der Spaltengegenseite, dann ein großer Schritt und gleich wieder weiter die Fußspitzen in den Schnee gerammt, Strammes Seil und jetzt nur nicht rutschen – Geschafft – weiter und weiter bis auch der letzte Mann der Seilschaft oben über der Spalte ist. Das Tempo ist immer noch stramm, mir bleiben nur kurze Momente um einmal durchzuschnaufen. Doch dann sieht man das Gipfelkreuz in der Sonne blinzeln. Es ist 10.00 als ich oben am Gipfel meinen Kaffee genieße. Der Himmel nur leicht mit Schäfchenwolken durchsetzt haben wir einen Traumhaften Blick. Wir schauen hinunter auf unsere Spur und warten auf die weiteren beiden Seilschaften.

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Frisch gestärkt machen wir uns sofort nach Ankunft der 3ten Seilschaft auf den Weg nach unten. Am Gipfel ist sowieso nicht so viel Platz, und so können sich die anderen auch ein päuschen am Gipfelkreuz können. Der Schnee ist inzwischen weich geworden, das hinunterlaufen ist dadurch nicht weniger anstrengend, aber wir machen noch mal Tempo. Wir lassen die Steigeisen bis unten an den Füßen, erst als wir wieder das Geröllfeld erreichen schnallen wir diese ab, ebenso die Gurte und Eisschrauben. Jetzt wieder zurück zur Hütte.

Wir müssen an diesem Tag noch absteigen um wieder zu den Autos zu kommen, so machen wir auf der Braunschweiger Hütte nur einen kleinen Zwischenstopp. Wir lassen bei Kaffee und Kuchen kurz die Gipfelbesteigung Revue passieren und beginnen dann mit zufriedenen Gesichtern den Aufstieg zum Grat Richtung Rettenbachferner. Wir haben bereits auf der Hütte gehört das es wohl die letzten 2 Tage auf dem Abstieg Richtung Parkplatz am Geröllfeld Steinschlag gegeben hat. Und es muss wohl auch so sein, denn der Abstieg nimmt eine leicht anderes Aussehen als der Aufstieg noch am Freitag.

Vorsichtig setzen wir einen Fuß vor den anderen, queren die Schneefelder bis wir gegen 15.00 wieder am Auto ankommen. Ich tausche die Bergschuhe sofort gegen FlipFlops und blicke noch einmal hinauf zum Grat.

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Mir kommt es vor als wäre ich eine Woche unterwegs gewesen, so viel ist passiert. Müde falle ich in den Autositz und bin froh über diese 2,5 Tage in den Bergen.

9 Kommentare

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  • Schöne Bilder, nettes (Trainings-)Abenteuer!!!

    Aber wo ward ihr denn, den Namen des bestiegenen Berges kann ich nirgends finden?!?

  • Coffee Amundsen und Blacksurf Scott, das ist wieder einmal ein schönes Erlebnis. Ganz besonders gefallen mir dieses Mal die Bilder, ach wie schön es in den Bergen doch ist! Mußtet Ihr auch klettern oder war alles „begehbar“? Und wie hoch ist der erklommende Riese eigentlich?
    Sag mal, am Rettenbachferner kommt doch auch die Deutschland-Tour beinahe jedes Jahr vorbei, oder?

  • Wir waren in den Ötztaler Alpen im hinteren Pitztal in Tirol (Österreich)
    Der Berg den wir bestiegen haben ist der linke Fernerkogel (3277 Meter)
    Klettern muss man da nicht, das war eine Gletscherbegehung. (Hochtour)
    @acke
    Ja, es führt eine Passstraße nach oben, aber endet an einem Parkplatz mit Gletschergeröll. Das sieht man was Skilifte anrichten. Die schönen Blicke erschliessen sich erst wenn man zu Fuß weitergeht;)

  • Ihr beiden Abenteuerinnen findet auch immer wieder eine neue Herausforderung.
    Wahnsinns Bilder ! Und seid bitte immer schön vorsichtig, ja ?

    Liebste Grüße
    S.

  • Tja, in der Nähe hatte ich letztes Jahr ausgeträumt, an einem Sonntag Mittag im August 2007 stand ich im Venter Tal am Fuße von Wildspitze und Weißem Kogel und gedachte der 4000 Schmalspurschwucken, welche sich gerade irgendwo zwischen Kühtai, Brenner, Jaufen und Timmelsjoch befanden…

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