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Critical Dirt


Heute: Renntempo

Sonntagmorgen, ich höre ein klopfen an der Tür. Müde tastet meine Hand nach dem Handy – tatsächlich schon fast 9.00 Uhr, Zeit zum Aufstehen. Schließlich wollen wir ja um 10 am Hafen sein. Also fix den allmorgendlichen Kram erledigen, meinen kleinen Rucksack packen und ab. Zumindest fast, erst muss ich noch den platten Vorderreifen aufpumpen. Der machte gestern schon durch einen Schleicher auf sich aufmerksam. Die 20 min Anfahrt überlebt er hoffentlich noch, genauso wie mein Hintern, der von Rucksack und Speckwanst gnadenlos auf den Sattel gepresst wird…

Fast pünktlich kommen Steffen, Felix und ich am Start an. Die Pavillons stehen, erste Leute laufen planlos durch die Gegend. Anmeldung gibts erst später. Ich lade meine Fracht ab und beginne den Renntag mit Flickübungen. Zuerst den Ersatzschlauch (letzte Woche platt gefahren), dann den des Vorderrades und zum Schluss wieder alles schön zusammenbauen und einpacken. Jetzt kann ich mich auch anmelden. Eine gelbe 010 ziert fortan mein Rad. Irgendwann zwischendurch kommt noch eine kleine Gestalt in weiß-rot auf mich zu – Rob.


Rob und ich nach seinem ersten Lauf

Auch trudelt irgendwann später ein. Es folgen offizielle Streckenbegehung, Erklärungen und Proberunden. Ca. eineinhalb Kilometer misst die spaßversprechende Strecke im Dirtgelände am Lindenauer Hafen. Es wird drei Vorrunden a 20 Minuten mit je 15 bzw. 16 Startern geben. Die ersten fünf qualifizieren sich jeweils fürs . Lemondstart.


Lemondstart mit Kulisse

Und los. Die erste Gruppe, darunter auch Rob, begibt sich auf die Strecke. Wir gehen gerade in den Wald um das Spektakel aus der Nähe zu sehen. Das Feld vorüber, nur einer bleibt stehen – Robsen. Kettenabwurf. Und das 100m nach dem Start. Als Letzter nimmt er die Verfolgung auf. Wir postieren uns, wie einige andere auch, an zwei spitzen Hügel mit anschließender Kurve. Schön einzusehen, schön für Spielerei, aber auch gefährlich.


Mischiflix an den Hügeln

Das Feld fliegt vorbei, besonders bemerkenswert: Frank auf seinem Retrovelo mit Schlumpfgetriebe heizt vor ordentlich ein. Rob holt Runde um Runde auf.


Rob

Zwischendurch: Sturz. Ein Fahrer ist zu schnell, landet auf dem Vorrad und macht den Superman. Ohne das geringste Abfangen volle Breitseite in den Dreck. Blut im Gesicht. Blut rund um den Mund. Ob da noch alle Zähne drin sind? Ich renne zum Ziel – Sani holen. Der Verletzte wird schnell versorgt, spuckt aber Blut. Später erfahre ich: Drei Wunden im Gesicht genäht, alle Zähne heil, jede Menge Beulen und Schürfwunden verteilt über die vordere Körperhälfte. Er fuhr fixed…

Unterdessen konnte sich Mr. Busch auf den dritten Platz vorkämpfen und ihn auch nach Hause fahren, auch wenn er es nicht so richtig glauben mochte.

Gruppe Zwei versammelte die Sächsischen Tempobolzer. Felix, Steffen, Arne hießen die Namen. die es im Finale zu schlagen galt. Mischiflix baute seinen Rückstand nach der guten ersten Runde kontinuierlich aus. So gewann er Zeit sich später im Zielbereich angenehmeren Dingen zu widmen…


Arne


Mischiflix kämpft

Unterdessen steigt bei mir die Spannung. Gruppe Drei soll bald starten. Die Fahrer versammeln sich und stehen sich in der brennenden Sonne die Füße platt. Irgendwer fehlt. Phaty schleppt Räder weg. Nur blöd, dass eins das falsche ist…

Nach einer gefühlten Ewigkeit gehts los. Rennen, aufspringen, treten, überholen. Als zweiter biege ich ins Gelande, lauft ja besser als gedacht. Nach ein paar Anliegern kommen Kurven, ein kurzes Flachstück, dann die einzige Gerade zum Schnellfahren. Ich überhole. 90 Grad rechts, steile Rampe (zwei ).


Rob an der Rampe

Ein schmaler, fast gerader Pfad führt leicht ansteigend durchs Gras, nebenan mächtige Doubles. Dann wieder 90 Grad rechts, steil bergab, Gegenhang raufrollen, raufdrücken, Wurzeln. Rechts, links, Kuhle, Wurzeln, ja nicht geradeaus gegen den Baum schießen. So windet sich der Pfad schwungvoll zwischen den Bäumen hindurch. Anlieger, Wurzel, Kurven wechseln sich ab, zwischendurch kurze Antritte, man fliegt förmlich. Dann die gefährlichen Kamelhöcker, hier nicht zu schnell fahren. Ich höre Kommentare wie: „Was machst denn du schon hier?“. Am Ausgang eine Rechtskurve, innen ein Baum, in der Mitte eine Querwurzel, links nach unten abfallend und kurz danach eine Längswurzel. Hier ja nichts falsch machen.


Felix an der erwähnten Kurve

Nochmal links, hoch, runter, schalten, am Zeil vorbeischiessen, Brücke, anbremsen, 180 Grad recht über losen Boden, Wasserquerung, hoch, Ziel.


Wasserdurchfahrt

Ich bin allein, die Pumpe geht. Weiter. Nächste schnelle Runde. Ich sehe meine Verfolger bei den kreuzenden Streckenabschnitten im Ziel. Der Kopf sagt: Tempo rausnehmen. Aber der Wettkampfmodus ist noch aktiv. Ich fahre langsamer – aber nicht viel, vielleicht nicht genug. Der Abstand bleibt konstant, die Kehle wird immer trockener. Nach fünf Runden und reichlich 20 Minuten trägt mich mein Rad durchs Ziel – Sieg.


Zeit zum Posen

Ich bin glücklich, aber schwitze wie eine Sau. Der Kopf platzt bald. Trinken kaufen. Trinken. Setzen. Trinken. Essen. Trinken. Reden. Frischmachen. Trinken. Die Namen fürs Finale werden verkündet – Rob und ich sind dabei. Sechs Runden. Ich überlege: Wasser mitnehmen? Eine Flasche gabs ja zum Start, ein Flaschenhalter ist vorhanden. Nur benutzt habe ich ihn nie. Auch hält in dem (genauso wie das Rad) wahrscheinlich 17 Jahre alten Teil die Flasche auch nicht wirklich gut. Da muss es wohl ohne gehen…

Irgendwann: Start.


Start zum Finale

Ich lande irgendwo im Mittelfeld. Nach 200 Metern Fahrt kann ich Rob überholen – er steht am Streckenrand und versucht sein Kette wieder aufs Kettenblatt zu befördern. Kurve, Gerade, Kurve, Rampe, ich fahre auf die fünfte Position vor und reihe mich damit hinter vier Eingangfahrern ein: Unbekannt (hatte den ersten Lauf gewonnen), Arne, Steffen, Felix. So bleibt es auch erst einmal. Exakt eine Runde versuche ich zu überholen, Felix schaffe ich, Steffen ist um die 90°-Kurve und im Antritt zur Rampe einen Tick schneller und bleibt vor mir. Am Wiesenanstieg blasen Arne und Steffen zum Angriff und überholen den Führenden am Wiesenanstieg. Felix und ich können nicht folgen. Aber wir packen den Unbekannten aber später.


Auf der Verfolgung von Steffen…

In der nächsten Runde zieht Felix wieder an mir vorbei. Mund und Kehle trocken aus, ich fühle mich wie Schwamm, der ausgewrungen und in der Sonne getrocknet wird. Ich bin froh jemanden vor mir zu haben, dem ich „nur“ folgen muss. Würde er das Tempo nur ein stückweit anziehen, müsste ich reißen lassen.


Anstrengung


Steffen fliegt dem zweiten Platz entgegen

Irgendwann der Ruf: „Letzte Runde!“. Jetzt noch mal alles in die Waagschale werfen. Auf der Geraden muss ich ihn holen. Er wei� es und gibt Gas. Aber bin am Ende schneller – dank Schaltung. Nebeneinander bremsen wir die 90°-Kurve an. War das letzte Mal Steffen einen Hauch vorn, so bin ich diesmal der Glückliche. Am Wiesenanstieg nochmal volle Konzentration, er taucht bestimmt gleich neben mir auf. Aber nichts geschieht. Auf der Dirtstrecke gewinne ich etwas Abstand, ich kann tatsächlich den dritten Platz nach Hause fahren!


Arne mit Siegerlächeln

Erleichterung. Ich taumele zu meinem Rucksack, Wasser benetzt meine vertrocknete Kehle. Gl�ckw�nsche. Ich bin total fertig.

Es folgen: Siegerehrung, Baden im Hafenbecken, Essen, Trinken, Trinken, Trinken…


Siegerehrung


Rob und Mischiflix haben Spaß

Der nächstmögliche Zug für mich fährt erst um 2027 Uhr. Also habe ich noch viiiieeeellll (zuviel) Zeit zu helfen. Zum Beispiel bei der Vertilgung der Essenreste oder auch beim Abbauen. Das musste dann tatsächlich noch zügig geschehen, da Regen einsetzte – hätte der nicht ein bisschen eher kommen können?


Es verabschiedet sich: Harry Otter

Danke an die Organisatoren! Und danke an Felix für die Unterbringung!

Herzlichen Dank für die tollen Fotos an: David, Robert, Erik, Micha und Stephan! Mehr gibts im Pool.

9 Kommentare

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  • Rob sieht auf dem ersten Bild Scheiße aus!

    Mädels aufgepasst: In Wirklichkeit sieht Rob voll niedlich aus. Ehrlich.

    Eine prima Geschichte. Danke an alle Beteiligten.

    PS: Das Getriebe heißt Schlumpfgetriebe. Das kommt daher, weil Papa Schlumpf das Dingens erfunden hat. Isch schwöre!

  • Sehr schöner Bericht, Dickfuß! Amüsant und unterhaltend! Nebenbei kann man auf dem zweiten Bild im Hintergrund einem jungen Strauchdieb bei der Arbeit zusehen! Drogensüchtig wie die nun mal alle sind, nestelt er an dem Rucksack von Dickfuß. Die verdammten Diebe werden immer jünger… menis

  • Super Bilder, super Geschichte!!!

    Lieber Großfuß,

    wie schaut es denn mit Dir und dem 13.Juli aus? Ich hätte da ne tolle Veranstaltung, 110km, 3100hm und hier und da Landschaft. Das Zauberwort heißt Erbeskopf, mit Dir wären wir schon zu fünft.

    Grüße,
    eule

  • Hey Kleiner, toller Bericht und Fotos! Das klingt alles sehr nach Aua, was Du da getan hast. Wo war denn dieses ominöse Dörtrennen überhaupt?

    Rob sollte sich wahrlich einfach mal einer Vitamin-Kur unterziehen, sonst erlebt unser Brecher vom Taunusberg seinen 23. Geburtstag wohlmöglich nicht.

    Jedenfalls sehr schön…

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