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Links der Elbe

Es ist schon ein paar Jahre her, der Kader war noch jung und seine Herrschaft ausbaufähig, als ein gewisser Carl nach Süden auszog und jeden der sich ihm auf seiner Reise in den Weg stellte an ein Kreuz nagelte. (Der Klappspaten wurde erst im Jahr darauf erfunden). Unter diesen gekreuzigten war auch der Oberguru einer anderen jungen Gemeinschaft, die aufgrund dessen Tod in den folgenden Jahren einen fast ebenso rasanten Aufstieg nahm wieder der Kader. Der Tag heißt seitdem Carlfreitag und ist ein Feiertag in weiten Teilen der freien Welt.
Zu damaligen Zeit richtete sich die Welt noch nach den Gestirnen und der vom ESK entwickelte Kalender konnte sich erst gegen Ende des sechzehnten Jahrhunderts langsam durchsetzen. Daraus resultierte es, dass der Carlfreitag dieses Jahr außergewöhnlich früh im Jahr lag und in weiten Teilen des Landes noch ein Hauch von Winter herrschte.

Der arbeitsfreie Freitag ermöglichte mir die nötige Erholung für die für die bevorstehenden Abendteuer am Samstag. Ziel war es über die Höhen des Flämings und die weiten Wasser der Elbe ins Reich der Sachsen vorzudringen und sie von hinten vernichtend zu schlagen. Allerdings war es dem Kader nicht möglich mir eine schlagkräftige Einheit zur Seite zu stellen und so wurde aus der Schlacht vorerst nur ein Spähereinsatz.

Um kurz nach halb neun sprang ich in Dessau vom fahrenden Zug und huschte durch die Gassen der Stadt. Der Wind wehte stramm aus Nordwesten und hatte bei etwa 0°C feine Graupelschauer im Gepäck. Unter diesen Bedingungen war auf den Straßen niemand zu sehen und so erreichte ich schnell die Mulde und wechselte hinüber ins Dessau-Wörlitzer Gartenreich.

Aus Frust über mein einsames Reisen richtete ich zumindest ein bißchen Zerstörung an.

Über weite, wellige Wiesen, die immer wieder von breiten, flachen Wasserläufen durchschnitten wurden kämpfte ich mich langsam nach Norden.

Schließlich fand ich im Schilf eine kleine Brücke, die mir trockenen Fußes ein überqueren der Pelze ermöglichte. Nur wenige Augenblicke später stand ich dann an der Ufern der Elbe und überquerte diese nach Roßlau.

Als Ausgangspunkt für spätere Schlachten ließ ich in Roßlau noch schnelle eine kleine Burg errichten.

Von hier an wurde die Reise etwas zäh. Eigentlich war es geplant bei Rotall den Olbitzgraben zu finden und an diesem entlang nach Norden vorzudringen. Doch der verhangene Himmel erschwerte die Orientierung und so stand ich plötzlich vor scheinbar verlassen Hallen mitten im Wald. Als ich daraus Motorengeräusche und Gebrüll vernahm, beschloß ich mich lieber aus dem Staub zu machen und stand wenig später am Ortsausgang Meinsdorf. Für ein paar hundert Meter folgte ich der Pflasterstraße nach Luko und bog hinter der Bahnlinie erneut in den Wald ab um den Olbitzgraben nun endlich zu finden. Doch statt des Grabens war da eine riesige nasse Fläche und überall sahen die Bäume so aus:

Glücklicherweise konnte ich die Stelle auf dem Bahndamm überqueren. Dahinter fand ich dann auch einen Graben und radelte daran entlang. Allerdings war es wieder nicht der richtige, denn statt in Steinmühle kam ich in Luko raus. So war ich dann gezwungen den Weg nach Düben auf Asphalt zurück zu legen und nutzte die Zeit etwas Nahrung zu mir zu nehmen. Keine so schlechte Idee wie sich herausstellte:

Durch weite Wälder schlug ich mich Richtung Bräsen und dann entlang der Rossel nach Grochewitz durch. Überall war es naß und plätscherte, aber ich kam ganz gut voran.

Am Horizont waren im Dunst schon die ersten Ausläufer des Flämings zu erkennen und so dauerte es nicht mehr lange bis ich ihn und die heimische Vegetation erreicht hatte.

In den Höhenlagen des Flämings standen Frühling und Winter noch im direkten Wettstreit:

Doch mit Wegen und schöner Landschaft ging es nicht mehr lange weiter. Was Kyrill im letzten Winter angefangen hatte, hatte die Forstwirtschaft in diesem vollendet. Ganze Wälder waren durch den Schredder gewandert und wenn ich nach Belzig wollte mußte ich da durch.

Nach endlosen Kilometern durch bis zu 30cm tiefen Schlamm erreichte ich schließlich Borne. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass in einer viertel Stunde ein Zug von Belzig in die Heimat fahren würde und auch die Bremsbeläge waren dafür jetzt lieber die Straße zu benutzen. Als ich Belzig erreichte stand der Zug auch schon im Bahnhof. Schnell noch über die Brücke gehastet, reingesprungen und schon ging es los.
Um vier war ich dann auch schon zu Hause und bekam sogleich einen Anruf, dass man doch mal wieder ein Feuer im Wald machen könnte. Und so saß ich dann noch bei Schneefall Fleisch und Met bis Mitternacht im Wald.

Ein wirklich gelungener Carl-Samstag!

Unter besseren Bedingungen läßt sich da unten bestimmt eine schöne Tour mit mehreren Leuten fahren. Das sollten wir mal im Auge behalten.

6 Kommentare

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  • Dessau, die Stadt meiner Eltern. Auch ich habe dort einige wichtige Lebensjahre verbracht. Heute würde ich wohl auch nur schnell durchfahren.

    Die Jonitzer hast Du nun also zum zweiten Mal (nach 1971) in die Asche gelegt, wie weiland unser Kaderkollege Michael Kohlhaas die Stadt Wittenberg. Fein! Ich wäre aber auch sehr zornig gewesen, hätten mir die verstockten Einwohner von Dessau Waldersee nicht gebührend gehuldigt. Pack!

    Eine Frage noch junger Jedi: Wo befindet sich denn der Hort deutscher Gastlichkeit mit dem einladenden Namen „Zur Einkehr“ genau. Ich werde das Gefühl nicht los, dort schon mal drin gesessen zu haben. Allerdings in den 80’er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Kann aber auch täuschen…

    Ich wäre bei einem weiteren Versuch auf alle Fälle gern dabei mein einsamer Freund.

  • Sehr schöner Bericht, aber wie es scheint, sind große Teile des ESK mit anderen Eroberungen beschäftigt und können sich der Welt der dreckigen Stollen nicht mehr recht stellen. Denn wie anders ist es zu erklären, daß auch dieser Touraufruf nur so wenig bzw. keinen Zuspruch erfahren hat?

    Aber zum Glück gibt es noch einige, die die Flagge des ESK auch im Gelände hochhalten und weitere Teile der Welt erschließen. Weiter so!

    Gruß stw

  • Schön gemacht, Jcoop! Gerade die von Dir rasch erbaute Burg in Goslar sollte ein vortreffliches Ziel für eine weitere Exkursionen abgeben! Tatsächlich erscheint mir das Geländeradfahren doch eine eher ländliche, ja gar schmuddelige Beschäftigung zu sein und so sollte man die nächste Reise unbedingt auf schmalen Reifen unternehmen – natürlich aber mit einer druckfrischen und interessant aufgemachten Ausgabe des Challenge-Maganzins im Gepäck. Vielleicht wird da ja dann das eindrucksvolle Team der Rosa Radnillen gefeatured.. menis

  • Danke für den schönen Bericht, Bruder J-CooP! Auch wenn ich zugeben muß, gern NICHT dabei gewesen zu sein – meine weißen Söckchen hätten die Pampenwanderung nicht farbecht überlebt – so macht Deine Befahrung bei altersgerechten Witterungsbedingungen Lust auf mehr.

    Das Gefährt, welches ich derzeit bevorzuge, hat 4 Räder und birgt Platz für einen halbstarken Schreihals. Im Gelände macht dieses Fahrzeug allerdings eine nicht so elegante Figur. In 18 Jahren bin auch ich bei einer Flämingbefahrung wieder dabei…

  • Mein lieber Bruder J-Coop,

    ein schöne Reise hast Du da ein meinem Namen getätigt.
    Vielleicht revanchiere ich mal mit einer Eroberungsfahrt auf dem J-Coop Weg..
    Allerdings ist mir der zur Zeit viel zu sehr in Mode.

    Carl

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