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G’schichten aus dem Wiener Wald

Nun liebe Kinder, gebt fein acht, ich hab Euch etwas mitgebracht. Welcher der beiden Sandmänner, brachte eigentlich allabendlich diesen Spruch? Ich weiß es nicht mehr, Tut hier eigentlich auch nichts zur Sache. Genau so wenig tut zur Sache, weshalb ich mich im Wiener Wald rumtreibe, anstatt daheim die Heimatfront zu unterstützen, denn das wurde an anderer Stelle bereits ausgeführt.


Blick zum Wiener Wald

Warum ich mich hier nun schon wieder zu Wort melde, um Euch mit eintöniger „…dann fuhr ich weiter geradeaus, um am nächsten Baum links abzubiegen..“ Tourenkost langweile, dass hat allerdings Gründe, auf welche ich näher eingehen möchte:

A) ist da natürlich der Wunsch, hin und wieder einen kleinen Beitrag zum Gelingen dieser Internetpräsenz beizutragen, und

B) kann man bei der hiesigen Fahrerei über nichts weiter nachdenken, als übers Rad fahren an sich. Ein Zustand, welchen ich auf Dauer so nicht akzeptieren könnte. Ein Zustand, welcher andererseits Einblicke in die Seelenlandschaft des Hochglanzmagazin-„Bikers“ eröffnet, wie sie mir so vorher noch nicht gelungen sind. Und das ist gerade vor dem Hintergrund interessant, dass ich mir just vor einigen Tagen ein (…oder besser DAS) österreichische MTB-Magazin – namens …? (ehrlich, habe ich schon wieder vergessen) – kaufte und bereits runde 10 Minuten später mit einem fast schon körperlich zu spürenden: „Boah, Alter, wie schlecht ist das denn?“ in die kreisrunde Ablage verfrachtete. Ehrlich Freunde, es geht noch viel schlechter als „Bike“ und Konsorten. Noch mehr Hochglanz, noch mehr „Huh Yeah!“ Radebrech und tatsächlich auch noch mit weniger Inhalt. Und allein das hielt ich bislang für unmöglich.


Flowiger Singletrail… (rollt besonders hochzu erstklassig)

Aber warum nur erscheinen mir die einschlägigen Magazine als sinnentleerter Zivilisationsmüll, warum kann ich kein Bikerlatein, warum sagen mir Begriffe wie „Trail“, „Flow“, „Br… rocken“ usw. usf. nichts? Die Antwort scheint in der Art und Weise zu liegen, in welcher ich fahre. Mein bester Tag auf dem Rad ist der, an welchem ich vom Rad selbst wenig bis nichts gespürt habe. Endlose Touren durch menschenleere Landschaften. Entspannt den Tag genießen, dabei über Dies & Das nachdenkend und dabei dennoch von A nach B gelangend, dabei nicht ständig die eigentliche Tätigkeit des Radfahrens im Fokus. Das ist meine Wahrheit. Das ich so nicht zu den Adressaten von „Höher, Schneller, Weiter-Magazinen“ zählen kann, ist mir schon klar. Ich hoffe, man kann mich verstehen.
Diese zauberhaften Erkenntnisse brachte mir meine gestrige Wiener Wald Erkundungsfahrt. Die Ausläufer dieser mittelgebirgsähnlichen Landschaft reichen bis fast vor die Tür meiner hiesigen Unterkunft. Der im Vorfeld getätigte Blick auf die Karte trog mich nicht, konnte man doch bereits hier deutlich ablesen, was die Stunde geschlagen hat. Es würde hart werden, soviel stand schon vor Fahrtantritt fest. Diverse Berge und Bergrücken wollten über fast durchweg steile und steilste Wege bezwungen werden. Höhenlinien, und derer gibt es zahlreiche, bei gleichzeitig engster Staffelung, werden grundsätzlich rechtwinklig gekreuzt. Die Ingenieurskunst eine Höhe durch ein ausgewogenes Verhältnis von Wegstrecke und Neigung zu erreichen, scheint in diesen Breiten gänzlich unbekannt. Stattdessen wird hier grundsätzlich der geometrischen Binsenweisheit „Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist die Gerade.“ Rechnung getragen. Radtechnisch resultiert daraus eine unharmonische Kost aus Wegen, welchem im ersten Drittel: „…na Super, läuft ja“ sind, im zweiten Drittel: „…wird schon steiler, ist aber noch gut fahrbar.“ bevor man sich dann im finalen Drittel, das Rad über Kopf schiebend wieder findet. Und wenn ich eines nicht mag, dann ist es, wenn ich mein Rad schieben oder gar tragen muss. Es heißt ja schließlich Fahrrad und nicht Trag- oder Schieberad. Wobei das ja eventuell der Grund für die Erfindung des Kunstwortes „Mountainbike“ ist. Lässt dieser Begriff doch offen, worum es sich handelt.


Ich werd‘ gleich bekloppt!

Ich plane übrigens, dereinst eine Untersuchung führen zu lassen, welche einem von mir vermuteten Zusammenhang, zwischen der Konfession der Einwohnerschaft und der Art und Weise Wegstrecken in hügeligem Terrain anzulegen, nachgeht. Will es mir doch scheinen, dass gerade der durch den Katholizismus geprägte Fatalismus dazu führt, den Ingenieurswissenschaften nicht den Rang einzuräumen, der ihnen mittlerweile sicher zusteht. Ob im Eichsfeld, im katholischen Böhmen, oder aber hier in Österreich, überall das Gleiche. Ein Blick ins protestantisch geprägte Thüringen oder auch in den Harz, zeigt, dass es auch anders geht. Eine schöne Arbeit für junge und bald arbeitslose Jungakademiker, welche ihr Geographiestudium demnächst abschließen werden.
Aber wie Schatten ist, ist natürlich auch Licht. Dieses scheint immer besonders hell, wenn man mal wieder einen der Berge mit großem „S“ bezwungen hat. Heißen sie nun „Sch… Anninger“, „Sch… Großer Lindkogel“ oder „Sch… Pfaffstättner Kogel“. Egal auf welche Erhebung man gekrochen ist. Immer wartet eine schöne Gastwirtschaft auf den ausgemergelten und an sich zweifelnden Athleten, um ihn mit leckeren Mehlspeisen und ebenso leckeren Getränken wieder zu Kräften zu bringen. Nun gut, die Rudolf-Proksch-Hütte“ auf dem Pfaffstättner Kogel hatte Ferien, aber so kurz vor dem Ziel brauchte ich keinen weiteren Topfenstrudel und auch keine Topfenknödel mit Zwetschkenmus. Was mich hier hoch trieb, war die Erinnerung an einen Namensvetter des Namensgebers dieser Hütte, welche mir ein kleines Schmunzeln entlockte. Wie hieß nur gleich der Kahn und was hatte es damit auf sich? Wer es raus bekommt, wird hier namentlich erwähnt. Und alleine diese Aussicht, namentlich auf der Seite des Mighty ESK Erwähnung zu finden, sollte Euch sofort zu Google und Co. Treiben. Ich bin sicher, dass heutzutage jedes Rätsel ohne weitere Anstrengung lösbar ist. Also zählt nicht Grips, sondern einzig und allein Geschwindigkeit. Also ran an die Tastatur!


Blick von Prokschens Hütte

So, nun bin ich völlig aus dem Konzept gekommen, oder auch nicht. Es gibt ohnehin nicht viel mehr zu erzählen. Eventuell für die Zahlenleute unter Euch noch das: 80km, 3.500hm

So, schlaft schön…

PS: Mehr Bildmaterial gibt es hier: Druffjeklickt!

13 Kommentare

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  • Jockel – mir scheint, der Aufenthalt in unserer Nachbarprovinz beflügelt deine lyrische Ader! Es ist so wunderbar, wenn zwischen Kunden- und Mitarbeiteranschiss einige traumhaft geschriebene und perfekt bebilderte Zeilen den Tag erhellen! Vielen Dank und nur die besten Grüße – dein v.d.m

  • Der olle Kauz wird allmählich verrückt, wie mir scheint. Derartige Wut-, nennen wir sie besser Gefühlsausbrüche, kennt der ihn Begleitende bisher nur in sehr abgeschwächter Form. Es lebe die Mittellebenskrise…

  • vorzüglich, ja gar zu poetisch dieser beitrag an wörtern, ich danke dir einmal mehr für den einblick in den wiener wald…ich geh jetzt schnitzel essen..:-)

  • Man fragt sich, was für ein Mann aus der Südbajuwarischen Hochgraspampa heraus in den Kreis seiner Kameraden tritt und mit ungebrochenem, leuchtendem Blick in die Runde sagen wird: „Da wo der Oberst ist, ist vorne!“.

  • Jockel, mein Bester, ich kann deine Gedanken nur allzugut nachvollziehen. Nur denke ich, kann man es auch schlechter erwischen als du. Die mittelgebirgsähnliche Landschaft des Wiener Waldes, welche du vor deiner derzeitigen Haustür hast, scheint mir doch recht reizvoll. Und von deinen dreitausendfünfhundert anbsolvierten Höhenmetern wirst du sicher nicht allzuviele geschoben haben.
    Sogern ich Berge mag und bisweilen knackige Auffahrten und schnelle Downhills im brandenburger Raum vermisse, mit der Landschaft hier um Remscheid werde ich wohl nicht warm werden. Ich habe zwar bisher nur eine Tour unternommen und als Neuling hat man es in unbekanntem Gebiet meist nicht leicht, doch schon bei einem einfachen Blick auf das erworbene Kartenmaterial zwecks Tourenplanung läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken und ich lege das Faltwerk wieder zur Seite. Diese enorme Zersiedlung der Landschaft und, noch viel schlimmer, ihre Zerschneidung durch Myriaden an Verkehrswegen erschlägt meine Lust eine Tour zu planen im Keime. Hinzu kommt die denkbar schlechte Ausschilderung. Nunja, auf ein paar Versuche werde ich es noch ankommen lassen. Jedoch: wenn man einmal in der Fremde war, weiss man die sich in der Mark Brandenburg bietenden Möglichkeiten zru Ausübung des Geländeradsports zu schätzen!

    Machen wir das beste draus.

    rob

  • Die mittelgebirgsähnliche Landschaft des Wiener Waldes, welche du vor deiner derzeitigen Haustür hast, scheint mir doch recht reizvoll.

    Keine Frage Rob. Aber Du weißt doch selber gut, dass man – um zu unterhalten – bisweilen scharf pointieren muss.
    An die Anderen: Mir geht es gut!

  • Jawoll, Toni. Du hast es raus! Anscheinend hat keiner Deiner Vorredner den Text gelesen. Oder zumindest nicht bis zu Ende. Der feine Herr Proksch wäre es gewesen und der Kahn hieß Lucona. Den Film dazu hat sicher der ein oder andere gesehen, nur mit dem Lesen hapert es noch. Da heißt es für den Rest: Weiter üben!

  • pah, gelesen haben deinen alle, da kannste dir sicher sein, auch bis zum ende. bis zu udo war ich bei einer kurzen google-„recherche“ auch vorgedrungen, hatte dann aber nicht mehr die muße noch weiter zu suchen. das nächste rätsel kommt bestimmt…

  • Mal ne andere Frage:

    Welcher der beiden Sandmänner, …

    gab es mehr als einen?

    Und Deine Empfindungen beim lesen allüblicher Hochglanz-Magazine kann ich nur zu gut nachempfinden, denn schon immer frage ich mich, was daran so toll sein soll, wenn man eine Tour fährt, die dann zu 90% über Asphalt geht und der Rest geschoben, getragen wird. Kann ich gleich den Dackelschneider nehmen.

    Und auch nochmal an rob – wir haben hier wirklich echt Schwein, daß wir uns im Land der 3 Meere befinden und sich nicht hinter jedem zweiten Busch eine Hütte oder ein Weg befindet. Nicht nur im Ruhrgebiet ist die Gegend so endlos zerschnitten, daß niX mehr geht.

    Bei jockel ist nur zu befürchten, daß er nach kurzem Training, jeden Weg dort unten in einem Tempo zurück legen wird, daß dem typischen Magazinleser das kalte Grausen kommt.

    Weiter so und …

    STW

    (und nochwas: zur Recherche war ich übrigens zu faul)

  • Ich war ehrlich gesagt zu faul und habe auf die richtige Antwort gewartet. Das ist sozusagen die immense Routine, die mit dem Alter kommt.
    Ich muß schon sagen, ein sehr interressanter Typ, besonders sein „Verein für die senkrechtbegrabenen“ hat mir sehr gut gefallen…

    Ein besonderer Dank gilt dem Verfasser der obigen Zeilen für das wohlklingende Wort „mighty“. Erinnerts es mich doch an eine wirklich gute Band, die eben dieses „mighty“ von einer mittlerweile nicht mehr unter uns lebenden Legende verliehen bekommen hat.

    Ich denke der Verfasser weiß, wovon ich rede….

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