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[Strbg – FF] Zwei Jungs auf dem Weg nach Osten

Ach so sieht der aus, stimmt! Das werden nicht wenige am vergangenen -Weihnachtsdonnerstag gedacht haben. Gemeint ist nicht Knecht Ruprecht. Es ist auch fast auf den Tag drei Monate her, dass ich den Jungen auf einem Geländerad gesehen habe. Und er fährt noch, neuerdings wieder frontgefedert, man wird ja nicht jünger. Das ich mit dem Jungen mal wieder zu zweit die Weiten der durchstreifen konnte kam so unerwartet wie Schnee im mitteleuropäischen Winter. Und das wir an diesem jenen Mittwochmorgen überhaupt in der Lage waren das Rad zu besteigen war nicht minder verwunderlich.

Denn noch am Vorabend waren wir beide bei der Weihnachtsfeier von bikemailorder eingeladen. Ein berauschender Abend bei dem schon vor Mitternacht fast alle Lichter ausgeknipst waren und der bei mir sein unrühmliches Ende in der heimischen Toilette fand. Weihnachtsstimmung pur, so richtig schön traditionell. Das der gute Junge und seineszeichens Workaholic es nach dem Abend schafft bei mir um Punkt 8 am Mittwochmorgen vor der Tür zu stehen, war nicht zu bezweifeln. Das ich es schaffe aufzustehen schon viel eher. Aber diese Schmach konnte ich mir nicht leisten. Also machte ich mich mit dem chronisch überarbeiteten Jungen, der sich jedoch in jener Woche etwas Urlaub gönnte, auf dem Weg zum Bahnhof Lichtenberg. Die Regionalbahn beförderte uns von dort nach Strausberg. Von hier wollten wir die zirka 80km nach Frankfurt an der Oder auf uns nehmen.

Zunächst steuerten wir das Rote Luch an, doch erkundeten wir dazu einige neue Wege. Südlich der Bahnlinie Richtung Küstrin stachen wir im Zick Zack durch den menschenleeren Wald. Wir kreuzten die alten Klärbecken und gelangten über Rehfelde und Werder in waldigere Gefilde. Das Wetter schien zu halten und hin und wieder erhaschte uns sogar ein Sonnenstrahl, der Wind bließ merklich aus Südwest. Zu unserem Unmut waren die sandigen Wege nicht nur wegen der Nässe schwer zu befahren, auch war der Forstmann um diese Jahreszeit vielerorts mit schwerem Gerät im Wald unterwegs. Entsprechend mühsam ging es streckenweise vorran.
Wir kreuzten alsbald die Bahnlinie und auf nördlicher Seite das Rote Luch, ehe wir durch die Sieversdorfer Heide an den kleinen und großen Däbersee gelangten. Hier konnte ich den Jungen mit viel Überzeugungsarbeit davon abhalten in den großen Däbersee zu schiffen und somit das ökologische Gleichgewicht dieses einmaligen Biotopes langfristig zu versauen. Durch das sehr kuppige, hüglige Terrain kamen wir nach Dahmsdorf und folgend den Naturpark Märksiche Schweiz südlich tangierend nach Obersdorf. Bis hier her lief es sehr gut, wir kamen voran und waren guter Dinge.


Die Arbeit der emsigen Biber an den Däberseen.

Von Obersdorf aus schlugen wir uns über das offene Feld in Richtung Trebnitz und Worin durch. Immer öfter mussten wir hier gen Süden gegen den kräftigen und kühlen Kantenwind ankämpfen. Bei Worin, etwa auf der Hälfte der Strecke, machten wir eine kurze Rast und stärkten uns an Riegeln oder Broten.


Sonnenblumenkernbrot mit Frischkäse, Preiselbeeren, Frankendammer Käse und fingerdick Fleischsalat.


Bei Worin.

Wir durchquerten die Diedersdorfer Heide und gelangten nach Marxdorf. Es war beschwerlich, die Glieder waren nach der Pause kalt und schwer, der Wind schlug ins Gesicht. Doch Stück für Stück kamen wir voran. Die Seenkette bei Falkenhagen passierend ging es wieder in den windgeschützten Wald. Und dann lag auch schon das Booßener Gehege vor uns. rikman (so heißt der Junge) brabbelte schon etwas von Hungerast, bei mir gingen die Beine etwas besser. Doch im Booßener Gehege – welches ja dafür bekannt ist, dass aufgrund der verschlungenen Wegführung sogar der Oberst hier schon einmal die Orientierung verlor und im Kreis fuhr – ist sehr hügelig. Die steilen Stiche saugten die letzten Kräfte aus unseren von Kälte und Wind ausgelaugten Körpern. Doch wir wussten: wenn wir durch dieses Waldgebiet durch sind, würden wir nurnoch nach Frankfurt hinein rollen.


Der Trepliner See.


rikman in der Sonne.

Nach exakt 80km in knapp vier Stunden Fahrtzeit erreichten wir den Bahnhof in Frankfurt – und damit Döner und Bier! Beides wurde mehr oder weniger inhaliert. Auf den Treppen sitzend beobachteten wir die Menschen von Frankfurt, welche zu den Gleisen strömten. Bzw. zu dem Gleis, denn anscheinend war ganz Frankfurt auf dem Weg zum RE1 nach . Wir hatten das Radabteil dennoch für uns alleine. Mein Versuch die Tür des Zuges wegen der kalten Luft zu schließen wurde von der Schaffnerin mit einem harschen „Die Tür bliebt offen!!“ quitiert. Okay, dachte ich. Nachdem die Schaffnerin in den noch immer stehenden Zug gestiegen war, versuchte ich es erneut mit der Tür. Jetzt fuhr die gute voll aus ihrer Haut und geiferte durch den halben Zug ich würde gleich rausgeschmissen, ob ich noch bei Verstand wär und das die Tür offen bliebt! Ich konterte mit einem lauten „bökbökböök“, was die dicke Henne vollends aus der Fassung brachte. Nunja, ich setzte mich, die Tür blieb offen, der Zug stand rum, die Tür ging zu, der Zug fuhr ab. rikman war sichtlich unterhalten. Die Rückfahrt verging wie im Fluge.

Es war eine großartige mit meinem Kumpel rikman. Ihm gebührt der Dank für die Streckenauswahl und -führung. Wir haben ein paar wirklich schöne Ecken zwischen Berlin und Oder durchstriffen. Und wir resümierten, dass solch längere Radwanderungen dringend wieder öfter eingeplant werden sollten, war unsere Kondition gen Ende doch sehr im Keller.

Sehr schön.

rob

5 Kommentare

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  • rob, ein wirklich sehr feiner Bericht!

    Und S-Punkt hat auch irgendwie recht in Bezug auf die alten Zeiten. War auf jeden Fall auch mal wieder schoen, gemeinsam zu fahren 🙂

  • Hey Rob,
    frag doch den Jungen mit der Raschelhose mal, ob er nicht bei uns im ESK mitmachen will.
    Und Recht haste, lange Touren braucht der ESK! Also hoffentlich bis bald mal wieder…

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