Sudeten-Cross mit Skiern – eine Tour in 11 Etappen

Sonnabend, 04.03. – 7. Etappe: Serlissky Mlyn – Bartosivice

Wer das Ende der letzten Etappe noch in Erinnerung hat, weiß, was an diesem Tag als erstes anstand: die 100 verlorenen erstmal wieder bergan. Bei der morgendlichen Frische war das natürlich ganz gut, um erst mal wieder warm zu werden. Aber ansich hatten wir auf dieser siebten Etappe genug zu tun, sollte es doch den gesamten Kamm des Adlergebirges entlanggehen. Nach einem guten Kilometer erreichten wir also wieder die Masarykova Chata und damit auch den Scherlichpass.

Das Wetter erfreute uns an diesem Tag mit schlechten Sichtverhältnissen und recht viel Wind. Aber der Großteil der Strecke sollte gut gespurt und viel begangen sein. Auf den ersten Kilometern entlang des Kammweges, wir folgten damit weiter der Jiraskova Chesta, ging es zunächt immer leicht bergauf und bergab. Kurz später erreichten wir eine kleine Imbissstation der Bergrettung. Hier tummelten sich mal wieder jede Menge Langläufer und nicht wenige genossen, durchgeschwitzt im kühlen Wind stehend ein kühles Bier aus der Flasche. Doch wir machten es uns drinnen bequem, tranken einen Tee mit Rum.

In der engen Bude herrschten annähernd 100% Luftfeuchtigkeit und lautes Geschwätz von allen Seiten. Und ich kann nicht sagen, dass wir als Deutsche mit unseren recht großen Rucksäcken nicht auffielen. An einer Wand hingen neben zahlreichen zerborstenen Skiern auch einige Fotos von den wirklichen und wahrhaftigen Vorreitern des Mountainbikefahrens, welche wohl in den 1930er Jahren dieses Gebiet unsicher machten. Stilvoll gekleidete Damen mit Schirm waren auch damals schon gerne auf dem Rad gesehen:

Dem Rennsteig des Thüringer Waldes ähnlich ging es laufend ähh fahrend hoch und runter. Nach etwa 10km erreichten wir eine nächste, gut besuchte Imbissstube, wo wir unsere frühmorgendlich geschmierten Stullen verzehrten. Da es Wochenende war, war auf dem Hauptkamm des Adlergebirges entsprechend viel los, was aber auch mal eine angenehem Abwechslung zu den vorherigen, eher einsamen Etappen darstellte. Nur die nächsten zirka drei Kilometer waren diffizil: Hier umging die gespurte Loipe die Buckel des Gebirgskammes. Wir wählten natürlich den Originalweg, mussten jedoch schnell feststellen, dass diesen noch keiner vor uns gegangen und die Beschilderung sehr spärlich war. Mit zwei Einheimischen zusammen wagten wir es und stachen in den tiefen, jungfräulichen Schnee. Langsam und anstrengend stapften wir voran. Riesige, manchmal etwa zwei Meter hohe Schneewehen versperrten immerwieder den Weg. Zu unserem Glück machten alsbald die beiden Einheimischen die Führungsarbeit, sodass wir es ihrer Spur folgend etwas leichter hatten. Der Weg war gar herrlich, immerwieder wechselten sich enges Baumwerk und weitere Blicke gen Osten auf die polnischen Hügelländer ab.

Wenig später kamen wir wieder auf die Loipe. Nun ging es erstmal stramm bergab, über eine Straße (Hanicka) und dann auf dem Kammweg weiter gen Süden. Drei Kilometer nach der Straßenquerung bogen wir gen Osten vom Kamm ab und folgten den grünen Weg ins Tal. Dieser führte uns in unseren Zielort Bartosovice. Hier verbrachten wir zunächst etwa eine halbe Stunde damit durch den Ort zu irren, um eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen.

Wir waren schon recht angespannt, denn auch im größten ‚Hotel‘ des Ortes war nichts mehr frei, da dort mehrere Schulklassen nächtigten. Doch wir wurden vertröstet: in der Bar des Hotels saß ein Mann, der ein Appartement sein Eigen nannte und es uns für eine Nacht vermieten würde. Da wir noch etwas warten mussten, gönnten wir uns erstmal ein Bierchen. Der Mann der Ferienwohnung trank in der selben Zeit zwei – sicher nicht ersten beide heute. Danach konnte es losgehen. Umständlich verstauten wir Skier und Rucksäcke im nagelneuen Skoda und ließen uns von dem Typen die 500m an den Ortseingang fahren. Das komplett geheizte Appartement (als ob man uns erwartet hatte) war wirklich luxuriös eingerichtet, das Bad schnieke ohne Ende, die Küche komplett ausgestattet und im Gewölbekeller befand sich eine eigene Bar mit (funktionierender) Zapfanlage. Wir gingen jedoch zunächst was essen und verbrachten dann noch eine paar Minuten mit Fernsehen, ehe wir vollkommen geschafft unter die Bettdecke krochen.
Der nächste Tag sollte die erste richtig große Unbekannte sein, sollte es doch weit nach Polen hineingehen. Wir waren sehr gespannt.

Daten: 32km, 470hm bergauf, 890hm bergab, knapp 6h Laufzeit
Route: Serlissky Mlyn, Masarykova Chata, Pod Velkou Destnou, Peticesti, Mezivrsi, Hanicka, Pod Zadnim Vrchem, Bartosovice

6 Kommentare

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  • Endlich hast Du es geschafft, Deine Reiseabenteuer hier zu veröffentlichen. Ich musste mir gestern schon anhören, hier würden nur noch Rennberichte gepostet. Danke Rob.

  • Robsen, alter Schneehase, mich würde die Sache doch eher im Winter und dann auf Skiern locken. Wirklich klasse!

    @Jockel: Buxe wieder ganz… 😉

  • Endlich habe ich die Geschichte mal in ihrer ganzen Länge gelesen. Einfach toll, Rob. Plant ihr schon etwas für den kommenden Winter?

  • danke danke.
    wenn wir nächsten winter eine tour unternehmen, dann wird es sicher nicht eine so lange werden, da ich dann mit meiner siplomarbeit beschäftigt sein werde.

    was ich aber viel interessanter fände, wäre eine skihüttentour im kreise des esk über ein langes wochenende im kommenden januar/februar. das würde sich aber aufgrund der unsicheren schneeverhältnisse eher spontan ergeben. ich weiß aber, dass einige kader auch langlaufskier ihr eigen nennen.

    rob

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