Sudeten-Cross mit Skiern – eine Tour in 11 Etappen

Sonntag, 26.02. – 2. Etappe: Heufuder – Reifträger

Auch diese zweite Etappe war sollte uns von der Wegführung her zumeist bekannt sein. Nur was den finalen Anstieg hinauf zum Reifträger angeht wollten wir eine neue Variante erkunden, die aber in keiner der üblichen Karten verzeichnet war. Mein Vater hatte jedoch zuvor hochauflösende Bilder bei Google-Earth gefunden und konnte so den Verlauf des Weges nachvollziehen. Aber dazu später mehr. Zunächst gab es eine andere Schwierigkeit abzuwegen: Der Blick aus dem Fenster offenbarte Waschküche. Das war das ungünstigste, was uns bei der Begehung des Hohen Isergebirgkamms zustoßen konnte. Der Weg, sehr selten begangen und nicht markiert, verläuft über nur spärlich bewaldete Höhen, sodass das Orientieren im Nebel fast unmöglich ist. Wir wägten alle Alternativen ab und beschlossen dann troztdem, die ersten Kilometer auf dem Weg in Angriff zu nehmen und dann auf einen anderen Weg auszuweichen. Bevor es losgehen sollte, wollten wir, bereits startfertig aber noch ein kleines Frühstück einnehmen. Pah – weit gefehlt. Die Küche der Heufuderbaude wollte frühestens halb elf öffnen. So lange konnten wir nicht warten, also knabberten wir nur schnell einen Riegel und zogen hungrig hinaus in den Nebel.


Heufuderbaude (Nad Stokum Izerskim) im Nebel

Zu dem Nebel gesellte sich leichter Schneefall. Zu unserem Glück fanden wir eine Spur eines einzelnen Skiläufers vor, der diesen Weg am Vortag bei gutem Wetter begangen haben muss. An windigen Stellen verlor sich die Spur des Öfteren, doch wir konnten sie jedensmal wiederfinden. Ohne die Spur hätten wir den Weg nie gefunden und wären gezwungen gewesen umzukehren.
Nach einigen Kilometern erreichten wir eine Kreuzung (Polana Iserskim). Den Kammweg weiterzuverfolgen war von hier an unmöglich, also schlugen wir einen besseren Weg ein, der uns nach zwei Kilometer leichter Abfahrt zu der sympatischen und sehr abseits gelegenen Chatka Gorzystow führte. Das wunderbare Essen dort kannten wir bereits und freuten uns auf ein Frühstück bestehend aus Brot mit Rührei und Wurst sowie einem riesigen Heidelbeeromlett.


Chatka Gorzystow in Nebel und Schneegewirbel

Leider stürmte eine Minute vor aus eine ca. 20-köpfige Gruppe Sachsen diese schlichte Hütte und die stellten sich sofort alle brav (aber lautstark) an der Küche an. So konnten wir uns erstmal in Ruhe hinsetzen, unseren Mägen beim Knurren zuhören und dei historischen Foto- und Textdokumente (meist in deutsch) an den Wänden studieren. Nach einer halben Stunde hatten wir jedoch ein kräftiges Frühstück auf dem Tisch stehen.

Von der Chatka aus wollten wir auf neuen Wegen in Richtung des polnischen Skilaufareals zwischen Harrachov und Sklarska Proreba wählen. Nach einigen Unstimmigkeiten der Sorte „Die Karte ist richtig, die Landschaft ist falsch“ (oder doch umgekehrt?), fanden wir zunächst die rechten Wege und kamen gut vorran.

Doch dann nahmen wir dummerweise einen falschen Abzweig und gelangten auf einen Skirundweg dieses recht neuen Skilaufareals, welcher in keiner unserer Karten vermerkt war. Leider bemerkten wir den Fehler erst, als wir einige Kilometer, zumeist bergan, zurückgelegt hatten. Somit drehten wir eine acht Kilometer lange extra Runde.
Nun war die Zeit auch schon ziemlich vorangeschritten und das Wetter in den höheren Lagen sah nicht so gut aus, sodass wir uns entschlossen den eingangs beschrieben, unbekannten Weg zum Reifträger nicht zu gehen und lieber auf altbekannte Wege zurückzugreifen. Auf dem alten Bahndamm entlang erreichten wir den Ortseingang von Sklarska Poreba (Schreiberau), ehe wir uns ab dem Wasserfall südseits der Straße auf den finalen, gut 750hm betragenden Schlussanstieg hinauf zum Reifträger machten. Bei einer kurzen Pause und Tee mit Waffeln klaubten wir unsere letzten Kräfte zusammen. Die Dämmerung hatte schon längst eingesetzt, als wir nach ca. 600hm die erste Hütte (Hala Screnicka) erreichten. Hier hatten wir bereits zweimal bei in den letzten Jahren übernachtet und es war jedes Mal ein Graus. Diesmal gingen wir vorbei weiter bergan. Eine Gruppe Fußgänger, die von der unteren zur oberen Baude gingen, gaben uns einen nötigen Motivationsschub für die letzten 150hm und 2km. Bei vollkommener Dunkelheit (abgesehen von den Restlichteflexionen des Schnees) erreichten wir über den Stangenweg den auf 1362m gelegenen Reifträger (Szrenica). Die Übernachtungsmodalitäten konnten erfreulich unproblematisch gelöst werden und Essen konnten wir auch noch etwas vernünftiges. Das erste seit dem Frühtsück am Morgen. Total kaputt und ausgepowert und in Erwartung hoffentlich guten Wetters am Folgetag fielen wir in die Betten.

Daten: ca. 28 km, 930 hm bergauf, 615 hm bergab, ca. 7 h Laufzeit
Route: Heufuderbaude, Polana Iserskim, Chatka Gorzystow, blauer und dann gelber Weg, Umweg auf Skirundweg, Bahndamm, Wasserfall, Szrenica

Sorry wegen der z.T. nicht ganz so guten Bilder, aber das liegt doch teils an der Kontrastarmut der winterlich-nebligen Witterung und daran, dass beim Einscannen der Dias wohl einiges an Bildinformationen auf der Strecke blieb.

6 Kommentare

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

  • Endlich hast Du es geschafft, Deine Reiseabenteuer hier zu veröffentlichen. Ich musste mir gestern schon anhören, hier würden nur noch Rennberichte gepostet. Danke Rob.

  • Robsen, alter Schneehase, mich würde die Sache doch eher im Winter und dann auf Skiern locken. Wirklich klasse!

    @Jockel: Buxe wieder ganz… 😉

  • Endlich habe ich die Geschichte mal in ihrer ganzen Länge gelesen. Einfach toll, Rob. Plant ihr schon etwas für den kommenden Winter?

  • danke danke.
    wenn wir nächsten winter eine tour unternehmen, dann wird es sicher nicht eine so lange werden, da ich dann mit meiner siplomarbeit beschäftigt sein werde.

    was ich aber viel interessanter fände, wäre eine skihüttentour im kreise des esk über ein langes wochenende im kommenden januar/februar. das würde sich aber aufgrund der unsicheren schneeverhältnisse eher spontan ergeben. ich weiß aber, dass einige kader auch langlaufskier ihr eigen nennen.

    rob

Archiv

Archive

Folgt uns auf