Sudeten-Cross mit Skiern – eine Tour in 11 Etappen

Donnerstag, 09.03. – Rückreise Sumperk – Bedrichov –

Vorsorglich wie mein Vater ist, hatte er bereits vor Reiseantritt von einer tschechischen Internetseite die Fahrpläne aller möglichen Bus- und Zugkombinationen für ein Zeitfenster mehrerer Tage rausgesucht und ausgedruckt. Wir wählten die uns am günstigsten scheinende Varinate mit nicht allzu vielen Umstiegen und Wartezeiten. Sie sollte aus vier kleinen Etappen bestehen: einer Zug- und drei Busfahrten.
Von Sumperk aus ging es zunächst für gut eine Stunde mit einem kleinen Vorortzug über die Stadt Hanusovice nach Jindrichov. Wir hätten auch in Hanusovice anstatt in Jindrichov in den Bus wechseln können, aber in letzterem Dorf hätten wir weniger Aufenthalt gehabt – hätten! Wir sollten laut Plan nach der schönen Zugfahrt eine halbe Stunde an einer kalten Haltestelle auf den Bus warten. Trotz des Schneefalls und der schwierigen Straßenverhältnisse wurden wir nach einer Stunde doch skeptisch und nahmen den Fahrplan genauer unter die Lupe. Ohne Tschechischkenntnisse nicht so einfach. Nach reiflicher Kombinierarbeit kamen wir zu dem Schluss, dass die Wörter an der Fußnote unserer Busverbindung auf dem Plan wahrscheinlich soviel wie „nur Freitag“ bedeuteten – es war Donnerstag. Ich sah uns schon in der Einöde dieses kleinen Kaffs verhungern und erfrieren. Wir durchforsteten die Fahrpläne und fanden eine Lösung. Zwar verpassten wir so all unsere Anschlussfahrten und wohl auch den letzten Bus abends, aber wir entschieden uns dazu eine weitere gute Stunde in der Bahnhofskneipe auf den nächsten Bus dieser Route zu warten, anstatt irgendwas auszuprobieren.

Dieser Bus kam auch, wir bekamen einen netten Platz, es war warm. Die halsbrecherischen Fahrmanöver auf den schmalen, sehr kurvigen, verschneiten Straßen bei überhöhter Geschwindigkeit konnten wir sehr gut aus der zweiten Sitzreihe beobachten. Der Bus brachte uns nach etwa zweieinhalbstündiger Fahrt nach Hradec Kralove. Sofort gingen wir mit Sack und Pack und Skiern an das Auschecken der nächsten Verbindung – Bus, Bahn – egal. Und siehe da: in ein paar Minuten sollte ein Zug zur nächsten Destination, nach Liberec, fahren. Dieser brauchte zwar deutlich länger als ein Bus, aber wir mussten auf diese Weise nicht so lange warten. Also in aller Eile Tickets und ein paar belegte Brote gekauft und ab gings in den Zug. Wie hab ich mich gefreut: endlich wieder richtig Zugfahren, nicht solche neumodischen Dinger wie in Schland, sondern schöne, olle, alte, die noch ruckeln und zuckeln und klappern und bedächtig durch die Winterlandschaft fahren, sodass man draußen alles in aller Ruhe beobachten kann.

In Liberec angekommen liefen wir direkt die zwei Busbahnhöfe ab, aber nirgends wollte um diese Uhrzeit, es war schon dunkel, noch ein Bus nach Bedrichov hoch fahren. Also mussten wir uns ein Taxi nehmen. Die Fahrt war mit 300Kronen sogar günstiger als gedacht, aber immernoch ein vielfaches teurer als der Bus. Mit seinen abgefahrenen Sommerreifen schlingerte der Taxifahrer die verschneite, eisglatte und mit Fahrrinnen zerfurchte Straße ins , zu dem Ausgangspunkt unserer zurück. Und als ob das nicht schon genug war heute, mussten wir dann auch noch die letzten Kilometer bis zu unserer Unterkunft Chata Kralovka bergan zu Fuß laufen. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit.

Doch wir standen noch vor einem viel schwerwiegenderem Problem: in den fast zwei Wochen war unser Auto komplett eingeschneit. Nach kurzem Suchen konnten wir das Auto identifizieren. Buddeln hätte Stunden gedauet. Wir hatten riesiges Glück: Der Betreiber des Hotels war gerade mit seinem Traktor mit Schneepflug rund um die Hütte unterwegs. Der hatte zuvor unser Auto natürlich noch zusätzlich mit zur Seite geschobenen Schneebergen versperrt. Locker 20min räumte der Mann mit dem Träkker den vielen Schnee von A nach B, zurück nach A und dann zusammen wieder nach C, bis das Auto irgendwann soweit war, dass man es herausziehen konnte. Nachdem die Probleme mit dem fipsligen Abschleppseil behoben waren, zog der Träkker die Karre ausm Mump, was auch mehrere Anläufe benötigte. Nun konnte es also losgehen, auf nach Hause. Irgendwo am Straßenrand kehrten wir kurz vor der Grenze nocheinmal in ein Lokal ein, leckere tschechische Küche verköstigen, dann waren wir wieder in Schland und irgendwann mitten in der Nacht in Berlin. Was für ein Ritt…

Sudetencross mit dem Mountainbike

Natürlich bin ich die ganze Strecke schon während des Skilaufens in Gedanken mit dem Bike abgefahren. Es wäre möglich, samt eines kleinen Umweges, die Strecke in fünf Etappen mit dem Mountainbike abzufahren. An- und Abreise per Zug. Dies sähe ungefähr wie folgt aus:

1. Etappe: Liberec – Bedrichov – Isergebirge – Reifträger – ca. 70km
2. Etappe: Reifträger – Riesengebirge – Rehhorngebirge – Braunsteingebirge (nörlich unserer Route, wo wir auf der fünften Etappe mit dem Bus von Trutnov nach Nachod gefahren sind – ca. 75km
3. Etappe: Eulengebirge – – Bartosovice – ca. 75km
4. Etappe: Bartosovice – Glatzer Schneegebirge – Paprsek – ca. 45km
5. Etappe: Paprsek – Altvatergebirge – Sumperk – ca. 55km

Das sind auch einiges an dabei, keine Frage.

Alles Gute, rob

6 Kommentare

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  • Endlich hast Du es geschafft, Deine Reiseabenteuer hier zu veröffentlichen. Ich musste mir gestern schon anhören, hier würden nur noch Rennberichte gepostet. Danke Rob.

  • Robsen, alter Schneehase, mich würde die Sache doch eher im Winter und dann auf Skiern locken. Wirklich klasse!

    @Jockel: Buxe wieder ganz… 😉

  • Endlich habe ich die Geschichte mal in ihrer ganzen Länge gelesen. Einfach toll, Rob. Plant ihr schon etwas für den kommenden Winter?

  • danke danke.
    wenn wir nächsten winter eine tour unternehmen, dann wird es sicher nicht eine so lange werden, da ich dann mit meiner siplomarbeit beschäftigt sein werde.

    was ich aber viel interessanter fände, wäre eine skihüttentour im kreise des esk über ein langes wochenende im kommenden januar/februar. das würde sich aber aufgrund der unsicheren schneeverhältnisse eher spontan ergeben. ich weiß aber, dass einige kader auch langlaufskier ihr eigen nennen.

    rob

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