Sudeten-Cross mit Skiern – eine Tour in 11 Etappen

Dienstag, 10.3. – 7. Etappe: Paprsek – Kurzowni

Hin und wieder konnte ich doch etwas wegnicken, auf dem Kellerboden des Billiardzimmers. Am Morgen war es dann aber doch empfindlich kühl, so ohne Zudecke. Außerdem stampften immerwieder ein paar Arbeiter der Baude durch den Keller zum Heizraum, sodass wir dann notgedrungen aufstanden, auch wenn wir noch total platt waren. Ich kann mich garnicht mehr an den Morgen erinnern, auch nicht an das Frühstück, wahrscheinlich waren meine Speicherzellen noch nicht auf voller Höhe. Erst an das Loslaufen kann ich mich zurückentsinnen – weg, einfach nur weg, in die Schneespur. Aber nicht ohne noch einen Blick auf die Hütte zu werfen, am Vorabend hatten wir ja nur deren dunkle Umrisse wahrnehmen können:

Alsbald surrten wir bei schönem Sonnenschein über eine breite Loipe, nur wenige Leute kamen uns zunächst entgegen. Unser erstes kleines Ziel war der Ort Petrikov. Diesen erreichten wir nicht direkt, denn die Abfahrt wäre zu steil gewesen. Der Winterweg machte einige große Bögen um die Berghänge.

Der Wintersportort Petrikov ging fast nahtlos in den noch bekannteren Ort Ramzova über. Hier waren wir mittlereile wieder auf 700m Höhe angekommen und sahen uns, zum einen wegen der anstregenden letzten Tage (und Nacht), zum anderen aber auch wegen der Planung der kommenden, letzten Etappe dazu gezwungen, das einzigste Mal auf dieser auf ein unerlaubtes Hilfsmittel zurückzugreifen: den gemeinen Skilift! Unglücklicherweise verschlechterte sich das Wetter zusehends, sodass es auf der langen, zweiteiligen Skiliftfahrt hinauf auf den Serak (1350m) sehr kalt wurde. Oben windete es stark und Wolken hingen in den Bergen. Mit einem Blick auf die Uhr ließen wir die Hütte oben links liegen und machten uns auf, das Altvatergebirge in Angriff zu nehmen. Und da hatten wir noch einiges vor uns. Bei beständigen auf und ab wollten wir noch heute den gesamten Hauptkamm des (Jesenik) gen Süden ablaufen.

Nach einer kurzen Abfahrt ging es sogleich auf einen der höchsten Punkte des Alvater, den Krepnik mit 1422m. Die meisten Höhenbereiche des Alvater sind zum Glück bewaldet, sodass wir zwar kaum gute Sicht, dafür aber wenig Probleme mit Wind oder Sturm hatten. In berauschender Schussfahrt ging es immer wieder kurze Anfahrten über wellige und kurvige Wege hinunter, wo oftmals nur die Notbremse per Arsch half. Dann ging es wieder knackige Stiche bergan. Doch wir waren noch guter Dinge, ein Tscheche, einer der wenigen auf dem Kamm an diesem unwirtlichen Tag, machte von uns zweien ein Foto:

Wenig später erklommen wir die Cervena Hora (1337m), ehe wir auf einem bespurten Weg endlos bis nach Cervenohorske Sedlo (1000m) hinuntersausten.


Cervena Hora

In dem Touristenort angelangt suchten wir eine preiswerte Gaststätte und aßen nochmals lecker Semmelknödel mit Gulasch und tranken ein Bierchen, schließlich mussten wir unsere Kräfte für die kommende Strecke aufladen: noch hatten wir ordentlich was vor uns, darunter zunächst einmal einen heftigen Anstieg von dem Sattel wieder hinauf. Und die letzten zirka zehn Kilometer sollten fast nurnoch bergauf gehen. Zunächst ging es steiler einen Skihang hoch, dann flachte der Anstieg etwas ab. Wieder waren wir allein mitten in den tief verschneiten Bergen, hatten den Trubel des Ortes hinter uns gelassen. Nach etwa drei Kilometern erreichten wir die erste Annöhe nach unserer Pause, den Kamzik (1200m). Etwas später erreichten wie die Svycarna, die erste Baude am Fuße des Praded, des höchsten Berges des Altvater. Es war mittlerweile richtig kalt geworden, das Termometer zeigte vielleicht -10°C.

Wie gerne wäre ich bereits in dieser Hütte eingekehrt, doch wir wollten auch noch die letzten fünf Kilometer schaffen. Mühsam schleppten wir uns den andauernd leicht ansteigenden Weg hochwärts. Meine Kräfte waren bereits fast am Nullpunkt angelangt, als wir den abzweigenden Weg zum Praded hinauf aus dem Nebel erscheinend entdeckten (Pod Pradedem, 1410m). Nun konnte es nicht mehr weit sein. In Reichweite gab es zwei Unterkünfte, eine davon wurde uns von Freunden empfohlen. Zuversichtlich steuerten wir auf die Barborka-Baude zu. Doch zu unserer Enttäuschung wurde uns am Tresen gesagt, dass man ausgebucht sei (wieder diese Massen von verfluchten Skiabfahrern!). Mit letzter Mühe schleppten wir uns zum Sporthotel Kurzovni. Hier waren die Zimmer zwar doppelt so teuer, dafür hatten sie aber noch welche frei – was für eine Erlösung.
Die Zimmer waren gut und das Abendmenü reichhaltig, pappesatt waren wir jedenfalls. An den Abend kann ich mich nicht weiter erinnern, sicherlich versanken wir sofort in tiefem Schlaf. Nach den Anstrengungen und Strapazen der letzten Tage nicht verwunderlich.

Daten: ca. 30km, 760hm bergauf (ohne Lift), 1030hm bergab, 5.25h reine Laufzeit
Route: Peprsek Baude – Bousek – Petrikov – Ramzova – Lift – Serak – Keprik – Cervena Hora – Cernevnohorske Sedlo – Kamzik – Svycarna – Pod Pradedem – Sporthotel Kurzovni

6 Kommentare

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  • Endlich hast Du es geschafft, Deine Reiseabenteuer hier zu veröffentlichen. Ich musste mir gestern schon anhören, hier würden nur noch Rennberichte gepostet. Danke Rob.

  • Robsen, alter Schneehase, mich würde die Sache doch eher im Winter und dann auf Skiern locken. Wirklich klasse!

    @Jockel: Buxe wieder ganz… 😉

  • Endlich habe ich die Geschichte mal in ihrer ganzen Länge gelesen. Einfach toll, Rob. Plant ihr schon etwas für den kommenden Winter?

  • danke danke.
    wenn wir nächsten winter eine tour unternehmen, dann wird es sicher nicht eine so lange werden, da ich dann mit meiner siplomarbeit beschäftigt sein werde.

    was ich aber viel interessanter fände, wäre eine skihüttentour im kreise des esk über ein langes wochenende im kommenden januar/februar. das würde sich aber aufgrund der unsicheren schneeverhältnisse eher spontan ergeben. ich weiß aber, dass einige kader auch langlaufskier ihr eigen nennen.

    rob

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