Erlebnisberichte der Cyclassics 2006

S-Punkt:

Was für ein Rennen.
Nachdem ich allen Anderen in ihren Startblöcken nochmal die Hand schüttelte und Küsschen verteilte, rollte ich so langsam zu meinem Startblock R und dort durfte ich noch 1 Std alleine rumstehen und mir meine Mitfahrer und potenziellen Gegner anschauen. Meine Sorge, das dort nur Hollandrad Fahrer in Jogginghosen stehen würden, wurde zum Glück nicht erfüllt, im Gegenteil, auch dort standen sehr schnell aussehende Jungs und wenig Mädels in Teamkleidung.
Endlich kam um 9.16 Uhr mein Startanpfiff und los gings.
Ich dockte mich an eine Gruppe Jungs an ( das Obrady Race Team ) und so kam ich gut und schnell aus der Stadt raus. Und dann fand ich meinen besten Windschattenspender. Ein sehr schnell aussehender Saecco Fahrer. Bei ihm blieb ich 35 min dran und so hatte ich die erste halbe Stunde immer eine 40 und mehr meinem Computer stehen. Ich wußte nicht, wie es weiter angehen sollte. Dieses Tempo kann ich doch keine 100 km durchhalten, aber die Beine kurbelten ohne ein Anzeichen von Ermüdung zu zeigen.
Ich entschloß mich dazu, einfach alles zu geben und Tempo halten, egal was kommt, was man hat, das hat man.
Leider zog mein toller Saecco Fahrer irgendwann so an, das ich ihn nicht mir vor mein Vorderrad bekam un
d so winkte ich ihm hinterher und machte mich auf die Suche nach einer neuen Gruppe und das erwies sich als äussert schwierig.
Ich fuhr die meiste Zeit auf der linke Spur und war nur am überholen, ein tolles Gefühl.Block Q waren war ja schon nach ca. 10 min eingeholt und auf meiner weiteren Fahrt überholte ich immer wieder Starter aus Block P, Q, O und selbst vereinzelt von N.
Auf meiner Überholfahrt fuhr ich immer neue Gruppen an, um dann wieder festzustellen, das sie doch wieder zu langsam für mich waren und so mußte ich wieder die nächste Gruppe anfahren usw. Und so ging es dann leider fast die ganze Strecke weiter und ich entdeckte doch des öfteren, das sich hinter mir eine kleine Anhängergruppe befand und ich die Jungs durch die Gegend zog ( @ Rifli : von wegen Frauen müssen keine Führungsarbeit leisten, ich soll mir keine Sorgen machen )
Was mich ja am meisten beflügelte, waren die kleinen „ Hügelchen und Anstiege „. Ich dachte immer, ich kann keine Ansteige fahre, aber was hier rumschlich, hat mich ja noch mehr angetrieben. Ich drückte die Hügel fast immer auf dem großen Blatt nach oben und zog an vielen schnaufenden Fahrern vorbei und mein Grinsen im Gesicht wurde immer breiter.
Mein Obrady Team fand ich immer mal wieder, mal vor mir, mal hingen sie an mir dran, mal neben mir.
Und so rauschte ich ohne großes Zugpferd über die Strassen, aber meine Motivation war sehr groß und ließ mich keine Schwäche zeigen. Ich hatte das erste mal einen Vergleich, wie meine Leitsung ist. Dadurch, das ich immer nur mit den Jungs fahre und ich immer die Langsamste bin und hinten dran hänge, hechel, keuche und kämpfe, weiß ich doch garnicht, wie mein Leistungsstand ist und war begeistert und überrascht über mich selbst.
Das Highlight war dann noch die Köhlbrandtbrücke. Ich war gespannt, ob meine Beine mich auch dort so leicht dort hochdrücken würden….und was soll ich sagen, ich verhalf wieder einer kleinen Gruppe das wir diese letzte kleine Hürde mit einem guten Tempo meisterten. Oben angekommen, wurde mir bewußt, das es gleich zu Ende sein wird. Ich drückte noch mein restliches Gel rein und auf gings.
Mit einem Schmunzeln mußte ich auch beobachten, wie die meisten Kollegen über die 2 Kopfsteinpflaster Passagen fuhren. In ihren Gesichter konnte man ein wenig Angst und Hilflosigkeit sehen.
Und dann kam endlich die Innenstadt und die Strasse die zum Ziel führte. Ich überholte noch ein letztes mal das Obrady Team und bedankte mich für das Mitnehmen. Als ich in die Mönckebergstrasse einfuhr, hatte ich das Gefühl in einem Tunnel voller Applaus zu fahren, ein tolles Geräusch und dann hörte ich auch noch meine Anfeuerungsrufe von den wartenden ESKlern. Vor lauter Glück und stolz kamen mir ein paar Tränen und es kribbelte im ganzen Körper.
Ich kam mir vor, wie unsere ganz Großen, als sie bei ihrer ersten Teilnahme das Feld von hinten aufräumten. Ist zwar eine ganz andere Liga, aber das Gefühl ist das gleiche.
Ich war berauscht, glücklich und sehr zufrieden. Das alles nach nur 4 Monaten fahren und ohne Malle. Auch ich bin jetzt ein wenig stolz auf mich.
….und nun freue ich mich mal wieder auf eine schöne Geländetour.
Kommste mit Jockel ?

Glückwunsch an alle anderen Teilnehmer. Ihr seit so „ Groß „ und ich bin stolz ein Eisenschwein zu sein und sagen zu können : das sind „ meine Jungs „.

Danke an den Support von den wartenden ESKler. Ich weiß jetzt wie wichtig das ist und wie gut es tut.

2 Kommentare

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  • Tja, was soll man alldem noch zufügen? Vielleicht, dass ich dieses Mal Glück hatte? Im letzen Jahr durch Sturz (oder besser „kurz-mal-abgestiegen“) den Anschluss verloren, dann die Blamage mit 2xMönckebergstrasse-gefahren… Irgendjemandem im Team muss es wohl immer erwischen. Kanonenfutter sozusagen. Schmerz- aber ehrenhaft. Obwohl es bei mir so gut lief, bin auch ich mir nicht sicher, ob wir uns diese verschleißträchtige Veranstaltung noch einmal antun müssen. Auch wenn die Durchfahrten in Buchholz und Wedel genial sind (diese Jahr besonders deswegen, weil ich in Buchholz meinen Kinderchern an der Spitze des Feldes mit stolzgeschwellter Brust zuwinken konnte) und Ankunft auf der Mönckebergstrasse Gänsehaut macht. Mit Ansage haben wir die Mannschaftswertung dominiert! Das freut mich das mehr als jeder Einzelerfolg. Weil jede und jeder im ESK davon was hat und mit Fug und Recht sagen kann: WIR haben gewonnen. Wenn das nicht geil ist.
    Ach ja – zwei lustige Anekdoten fallen mir noch ein: Wessen Augen leuchteten wohl auf, in der Hoffung, dass nun endlich mal ein bisschen Ballett getanzt würde, als Menis und ich in Buchholz plötzlich an die Spitze des Feldes fuhren? Richtig. Riflis Augen. Wie sollte er auch wissen, dass ich lediglich meine winkenden Kinder nicht verpassen wollte? Einer von Bergamont oder RG Uni Hamburg wollte gleich hinter Menis hinterher. Menis sagt ihm: Ey, immer mit der Ruhe. Erstens ist das mein Hinterrad und zweitens wollen wir nur den Kindern zuwinken. Der Kerl grummelt und lässt abreißen. Just in dem Augenblick schießt Rifli nach vorn, Unterlenker, die Nase 2 mm über dem Vorbau… Ich rufend hinterher: Rifli! Rifli! (Schließlich eignet sich so eine Situation denkbar schlecht, um gemütlich der Familie zuzuwinken). Na und der Typ von Bergamont dacht natürlich er wird verarscht: So eine fiese Taktik der Eisenschweine…
    Die andere Anekdote ist nur lustig weil niemand zu Tode gekommen ist: ca. 15 km vor dem Ziel, als es auf den kleinen Wellen in Blankenese endlich ein bisschen zur Sache ging, passierte folgendes: Ein Fahrer der RG Uni Hamburg, der vielleicht an 10. oder 15. Position in eine dieser kleinen Steigungen hineinfuhr, wollte von einem Vereinskameraden, der sich dort für ihn am Strassenrand positioniert hatte, einen 0,5 Liter Trinkflasche annehmen. Der Schluck Cola, um die letzten Reserven zu mobilisieren. Beneidet habe ich ihn! Weil die eilige Meute aber bestimmt noch 35 Stuckies drauf hatte wurde daraus natürlich nichts. Die Hand verfehlten die hingehaltene Flasche um Haaresbreite. Der enttäuschte Student wendete seinen Kopf über die Schulter nach hinten warf seinem entsetzten Helfer einen bösen Blick zu, die linke Hand, die lediglich mit ein paar Tropfen des süssen Elixiers benetzt worden war, wie zur Anklage empor gereckt – da geschieht das Unglaubliche: In Sekundenbruchteilen brennen bei dem Helfer sämtliche Sicherungen durch und er schreit: “ FANG!“ Ich glaube es nicht, aber tatsächlich wirft er die Flasche hinter seinem verdurstenden Fahrer hinterher. Obwohl dieser hinter seinem Rücken wie blöde mit der Hand hin und her fuchtelt, landet die Flasche natürlich irgendwo im Feld. Geschrei, eine riesen Welle, Gemotze, zum Glück wird niemand abgeschossen. Dinge gibts, die gibts gar nicht.

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