Erlebnisberichte der Cyclassics 2006

OnkelW:

Ich muss schon sagen, wir hatten die Latte ziemlich hoch gehängt und ich hätte nicht gedacht, dass wir so einfach die Lorbeeren ernten. Hatte ich doch einige der Hamburger schon im letzten Jahr bei einer RTF dezent darauf hingewiesen, dass ein Start für sie eh keinen Sinn hat… Na gut, Harry die alte Sprintersau hat das Ding gewonnen, dass soll ja schließlich auch was zählen.
Nach der Riesen-Party am Vorabend bei Norbert bzw. Frank – die immerhin für 25 Unbekannte ihr Haus, Garten, Zelt, Essen… usw. zur Verfügung stellten – durfte ich dann auch noch knappe 5 h im Wohnzimmer schlafen. Irgendwas war mir auf den Magen geschlagen, jedenfalls war ich am Morgen Dauerkunde auf dem Klo und das Müsli wollte auch nicht so recht die Kehle runter.
Pünktlich ging es dann um 700 zu fünft zum Start, wo ein Teil des schon die Startblöcke A und C belagerte. Wir stellten uns in Block A auf, welcher sich dann auch schnell noch füllte. Die Stimmung war ziemlich angespannt, ein Sportskamerad wollte sogar schon vor dem Start verhauen. Die Blasen wurden noch schnell geleert und ab gings zügig auf die Piste. Nach 20 km hörte ich ein mörderisches Scheppern neben mir, da ist einer frontal in die Verkehrsinsel geknallt und flog dann so im hohen Bogen durch die Luft. Extrem nervös war das Ganze und ich fing an daran zu zweifeln, ob es Sinn macht, wegen ein paar Flitzpiepen meinen Hals zu riskieren. Irgendwie machte es keinen Spaß, die Ruckelei, andauern fliegt einer auf die Fresse…. Hinzu kommt, das mein Magen weiter verrückt spielt, mir wird übel, ich muss aufs Klo. An der Köhlbrandbrücke muss ich echt leiden, komme aber gut mit und habe die schwarzen Trikots immer im Blick. In Hafen legt sich dann Rifli auf die Straße weil die Barken nicht angezeigt werden, die Plötzlich mitten auf der Fahrbahn stehen, ich fliege beinahe auch noch drüber…Mist!!
Auf dem Weg nach Pinneberg mache ich mir ernsthafte Sorgen über meinen Mageninhalt und muss mich etwas zurückfallen lassen. Jetzt wird mir auch noch kurz etwas schwarz vor Augen. Hinter den Kurven sehe ich immer, dass ich viel zu weit hinten fahre. Jetzt haue ich mir die volle Dröhnung Gel (200 ml) und einen Powerdrink rein und versuche wieder nach vorn zu kommen, was aber nicht so einfach ist. In Wedel wird mir dann klar, was bald kommt…die Zielanfahrt über Blankenese und die Elbchaussee. Irgendwas macht KLICK, die Übelkeit verschwindet und die Beine schalten auf ARBEIT um. Vor dem ersten Hügel komme ich wieder in Sichtweite der Spitze und der ESK-Laibchen. Den Hügel fliege ich hoch, bis es kurz vor mir kracht und wieder einige auf der Straße liegen. Nach ein paar Sekunden komme ich daran vorbei und später auch wieder ins Feld. Am nächsten Hügel das gleiche Spiel, ich schreie „Seid ihr alle zu doof?“. Diesmal komme ich weder rechts noch links vorbei und sehe das Feld entschwinden, ein riesen Loch war gerissen und alle Anstrengungen haben nichts genutzt, wir sind nicht mehr bis ran gekommen. Bei der Aufholjagd sehe ich Acke, der sich gerade aus einem Knäuel Fahrräder befreit…shit! Auf der Reeperbahn gebe ich alles, mit 54 Km/h im Wind vor der Gruppe werden die Beine nach 1 km dick und keiner will mich mehr ablösen. Ich nehme die Beine hoch und rolle dem Ziel entgegen, die tosenden Zuschauermassen geben mir aber noch mal Moral und ich trete noch mal an, überhole ein paar und fliege über die Ziellinie. Hinter dem Ziel treffe ich dann gleich Husten, menis und Chubika und wir fahren zum vereinbarten Treffpunkt. Währen die ersten Biere zur Kehle geführt wurden, suchte ich mir erst mal ein Klo und beendete die endlosen Leiden :O
Wieder bei Norbert angekommen begann dann die große Rechnerei mit den erstplatzierten der Mannschaften, wir kamen auf einen 7 Sekunden-Vorsprung. Das war knapp und keiner wollte so recht daran glauben, die Hoffnung stirbt aber zuletzt und am Abend vor dem heimischen PC wurde es Gewissheit: Team I hat die Mannschaftswertung gewonnen.
Trotz des großen Erfolgs steht mein Entschluss zu 90% fest, das war mein letzter Start in , mein Leben und meine Gesundheit sind mir inzwischen sehr lieb geworden….

OnkelW

2 Kommentare

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  • Tja, was soll man alldem noch zufügen? Vielleicht, dass ich dieses Mal Glück hatte? Im letzen Jahr durch Sturz (oder besser „kurz-mal-abgestiegen“) den Anschluss verloren, dann die Blamage mit 2xMönckebergstrasse-gefahren… Irgendjemandem im Team muss es wohl immer erwischen. Kanonenfutter sozusagen. Schmerz- aber ehrenhaft. Obwohl es bei mir so gut lief, bin auch ich mir nicht sicher, ob wir uns diese verschleißträchtige Veranstaltung noch einmal antun müssen. Auch wenn die Durchfahrten in Buchholz und Wedel genial sind (diese Jahr besonders deswegen, weil ich in Buchholz meinen Kinderchern an der Spitze des Feldes mit stolzgeschwellter Brust zuwinken konnte) und Ankunft auf der Mönckebergstrasse Gänsehaut macht. Mit Ansage haben wir die Mannschaftswertung dominiert! Das freut mich das mehr als jeder Einzelerfolg. Weil jede und jeder im ESK davon was hat und mit Fug und Recht sagen kann: WIR haben gewonnen. Wenn das nicht geil ist.
    Ach ja – zwei lustige Anekdoten fallen mir noch ein: Wessen Augen leuchteten wohl auf, in der Hoffung, dass nun endlich mal ein bisschen Ballett getanzt würde, als Menis und ich in Buchholz plötzlich an die Spitze des Feldes fuhren? Richtig. Riflis Augen. Wie sollte er auch wissen, dass ich lediglich meine winkenden Kinder nicht verpassen wollte? Einer von Bergamont oder RG Uni Hamburg wollte gleich hinter Menis hinterher. Menis sagt ihm: Ey, immer mit der Ruhe. Erstens ist das mein Hinterrad und zweitens wollen wir nur den Kindern zuwinken. Der Kerl grummelt und lässt abreißen. Just in dem Augenblick schießt Rifli nach vorn, Unterlenker, die Nase 2 mm über dem Vorbau… Ich rufend hinterher: Rifli! Rifli! (Schließlich eignet sich so eine Situation denkbar schlecht, um gemütlich der Familie zuzuwinken). Na und der Typ von Bergamont dacht natürlich er wird verarscht: So eine fiese Taktik der Eisenschweine…
    Die andere Anekdote ist nur lustig weil niemand zu Tode gekommen ist: ca. 15 km vor dem Ziel, als es auf den kleinen Wellen in Blankenese endlich ein bisschen zur Sache ging, passierte folgendes: Ein Fahrer der RG Uni Hamburg, der vielleicht an 10. oder 15. Position in eine dieser kleinen Steigungen hineinfuhr, wollte von einem Vereinskameraden, der sich dort für ihn am Strassenrand positioniert hatte, einen 0,5 Liter Trinkflasche annehmen. Der Schluck Cola, um die letzten Reserven zu mobilisieren. Beneidet habe ich ihn! Weil die eilige Meute aber bestimmt noch 35 Stuckies drauf hatte wurde daraus natürlich nichts. Die Hand verfehlten die hingehaltene Flasche um Haaresbreite. Der enttäuschte Student wendete seinen Kopf über die Schulter nach hinten warf seinem entsetzten Helfer einen bösen Blick zu, die linke Hand, die lediglich mit ein paar Tropfen des süssen Elixiers benetzt worden war, wie zur Anklage empor gereckt – da geschieht das Unglaubliche: In Sekundenbruchteilen brennen bei dem Helfer sämtliche Sicherungen durch und er schreit: “ FANG!“ Ich glaube es nicht, aber tatsächlich wirft er die Flasche hinter seinem verdurstenden Fahrer hinterher. Obwohl dieser hinter seinem Rücken wie blöde mit der Hand hin und her fuchtelt, landet die Flasche natürlich irgendwo im Feld. Geschrei, eine riesen Welle, Gemotze, zum Glück wird niemand abgeschossen. Dinge gibts, die gibts gar nicht.

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