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[So 2.4.] Bernau – Angermünde

Fast drei Monate hing mein geliebtes Geländerad nun schon an der Wand. An seinen letzten Ausflug, ein N.Ride Anfang Januar, kann ich mich gar nicht mehr errinnern. Heute sollte also der große Tag kommen: ich plante, relativ kurzfristig angeräumt, mit dem Oberst eine in den Frühling. Schnellerhand wurden alle Möglichkeiten der Samstagabendunterhaltung in den Wind geschlagen und der Abend ganz gesittet zu Hause verbracht.
Um 0915 wollten wir uns heute morgen treffen. Schon etwas in Eile ließ ich die Wohnungstür hinter mir zufallen und stürzte die Treppen runter, wobei ich mich über die leise klappernden Cleatgeräusche der Schuhe wunderte. Ich blickte auf die Sohle. Heidewitzka, nix zu sehen; die Cleats waren noch an den Winterschuhen befestigt! Also wieder schnell in die Wohnung, Cleats umgeschraubt und im Affenzahn zum Ostbahnhof.

Kurz vor Abfahrt des Zuges fing mich der Oberst auf dem Bahnsteig ab und zitierte wortgenau die vorige Ansage, nach der der Regionalzug wegen Bauarbeiten von Lichtenberg fährt. Mit der S-Bahn dorthin gefahren, konnten wir uns pünktlich in den geplanten Zug setzen und uns nach Bernau chauffieren lassen. Während der Zugfahrt nahm ich noch eine Justage an der hinteren Bremse vor – wie später zu merken war, hätte ich das selbe vorne auch tun sollen.

In Bernau wurde erstmal Geld gezogen und dann konnte es endlich richtig losgehen. Die ersten Kilometer rollten sich gut ab, der Oberst machte wie immer die Pace und wartete gelegentlich, so dass ich auf ca. 10m aufschließen konnte, ehe er weiter vorneweg rauschte. Nach anfangs eher unspektakulärer Landschaft tat sich recht bald der Hellsee vor uns auf, der sich wie eine dicke Natter, von steilen Böschungen gesäumt durch den Wald schlängelt. Der See war sogar noch mit einer leichten Eisdecke überzogen. Und am Uferweg passierte es dann: es tat einen dicken Schlag und die Luft wich binnen Millisekunden aus meinem Vorderrad. Jockel war vorne raus gefahren und kam erst zurück, als ich bereits mit Flicken fertig war. Ich wollte schon losfahren, da bemerkten wir, wie sich der Schlauch durch die von den Bremsbackenhaltern der Magura aufgeschlitzte Karkasse des Reifens beulte. Das war also die Ursache. Dies wurde ebenfalls mit Flicken fachmännisch repariert und auch die Vorderradbremse neu justiert, dann konnte es alsbald weitergehen.

Die Krumme Lanke passierend stießen wir in Richtung der Finow vor. Bei einer ersten Rast auf einer kleinen Brücke über die Finow stärkte ich mich etwas an meinen mitgebrachten Stullen und wir beratschlagten die weitere Streckenwahl. Bald schon brachen wir auf und durchquerten kurz später Finowfurt. An der örtlichen Tanke wurde noch eine kurze Pause eingelegt, ehe es weiter zum Gr. Buckowsee ging.
Ich hatte bisher noch garnicht erwähnt, dass den ganzen Tag lang die Sonne wunderbar schien und die weiche, grüne Landschaft in ein friedliches, gar frühsommerlich scheinendes Licht tauchte.
Die Nordseite des Buckowsees war wie immer von garstiger Bodenbeschaffenheit und verlangte vollen Krafteinsatz. Folgend wurde Werbellin passiert und drei Kilometer nördlich die Autobahn wieder gen Osten unterquert. Hier gelangten wir in ein tolles Waldgebiet, dichter Wald und schroffe Hügel bildeten die Scenerie. Und wir scheuchten eine Gruppe Dammwild auf, die waren so groß wie Pferde, sehr beeidruckend. Am Rande des Waldes wählte der Oberst eine Abkürzung über einen Acker, nur leider stand dieser teils unter Wasser, sodass wir uns gehörig durch die Mumpe schauffeln mussten.

Zwischen halb und um eins erreichten wir das Örtchen Golzow. Hier wurde beschlossen, unter Aktivierung der letzten Körner bis nach Angermünde vorzustoßen. Nach einigen Kilometern durchquerten wir ungeplanterweise die Sassenberge, ein herrliches Kleinod, welches knapp 60m aus der Umgebung ragt. Danach ging es über Senftenhütte und Groß Ziehten nach Luisenfelde. Das sich anschließende, buchenbewachsene und mit Mittelgebirgsterrain überraschende Waldgebiet um Blockberg, Polnische Berge und Telegraphenberg verlangten, jedenfalls von mir, nocheinmal alles ab. Lange zerrige Anstiege und hundsgemeines Kopfsteinpflaster malträtierten mich. Dieses kleine, schroffe Hügelland ist aber nichts desto trotz grandios anzusehen.

Mit letzten Kräften erreichte ich, Jockel am Horizont verfolgend, eine hlabe Stunde später Angermünde. Ich freute mich nurnoch auf zwei Sachen: irgendwas deftiges zu snacken (ne Boulette oder so) und ein kaltes Bier! Aber nix da. Als wir an den Bahnhof kamen, rollte der Zug schon ein. Also noch schnell über die Brücke gesprintet und rein in den ersten Wagen. Ermattet und durstig (in Golzow hatte ich meine Trinkflasche liegen lassen) sank ich nieder. Die Rückfahrt war kurzweilig und dank fehlender Kontrolle umsonst.

Ein mehr als gelungener Frühjahrsauftakt. Bei goldenem Wetter (an die Wärme muss man sich erstmal gewöhnen) durchstriffen wir einmalig schöne Landschaften. Ein Dank an den Oberst für die Donauwelle und die Tourführung.

Tour: Bernau – Hellsee – Krumme Lanke – Finowfurt – Großer Buckowsee – Werbellin – namenloses Waldgebiet – Golzow – Sassenberge – Senftenhütte – Groß Ziehten – Luisenfelde – Berge – Angermünder Stadtwald – Angermünde – 85km

rob

8 Kommentare

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  • Nein, es handelt sich dabei eindeutig um sogenannte Drumlins. Kannst dir ja von einem Geografen erklaeren lassen, was es damit auf sich hat 😉

  • Drauf geschissen, aber gescheit! Schön wars! Und ob das nun Eiszeitliche Ablagerungen oder aufgetürmte Schweinescheiße war, kann mir egal sein.
    Ich hoffe, dass man den ein- oder anderen Compagnero mal wieder auf dem Rad erlebt. 2006 soll ein großes Jahr werden.

  • danke rob!
    jetzt kann ich wieder ruhig schlafen. ich finde es nicht gut, wie hier über unsere profession gewitzelt wird! schliesslich will der gebildete mensch doch wissen welche kräfte seine umgebung formten!

    aufgetürmte schweinekacke! bei allem respekt herr oberst, DAS hätte ich von ihnen nicht erwartet. wo bleibt denn da der gute, preußische anstand?

    wenn alle hauptstädter auf einen haufen schi$$en, wie hoch wäre der berg nach 8 tagen? würde nicht die reine schwerkraft das gebräu nach allen seiten fließen lassen? ein berg? nie und nimmer …

    schönen abend
    tom:-)

  • nun, tom, interessanter punkt. das hängt eindeutig von der fließfähigkeit des kackematerials ab. diese ist wiederum von dem feuchtegrad, der aggregatbeschaffenheit und der lagerungsart der aggregate abhängig, welche meines wissens nach den scherwiderstand innerhalb der scheiße maßgeblich bestimmen. letzterer dürfte je nach verdauung gänzlich unterschiedlich sein. das reicht wohl von stahlbeton, über kleckerburg bis, im ungübstigsten fall, suppe.
    ich weiß es einfach nicht. guten hunger und schönen abend noch, rb.

  • aufgetürmte schweinekacke! bei allem respekt…

    Ich gebe zu, bei der Wahl meiner Worte etwas über das Ziel hinaus geschossen zu sein. Sowas passiert schon mal im Eifer des Gefechts und muss gestattet bleiben. Zudem fühlten sich mit der, durch mich hochgeschätzten Fraktion der Geographen, leider die Falschen getroffen. Meine Kritik richtete sich in vorliegendem Fall ausschließlich gegen jenes Subjekt, welches in impertinenter Weise, robs fachliche Leistung – welche zu bewerten ihm in keinster Weise ansteht – in Abrede stellte.

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