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Mythos ESK, eine wahre Geschichte

von Jockel:

Anlässlich einer in jüngster Zeit getätigten Aussage in einem überregionalen MTB-Forum, bietet sich die Gelegenheit etwas zur Klärung des „Mythos ESK“ beizutragen. Stehen doch außer solch heren Begriffen wie „Mut“, Tapferkeit“ und „Härte“ auch noch Dinge wie „Aufklärung“ und „Volksbildung“ auf unserer Fahne, welche uns auf allen Wegen voranflattert, mögen diese nun asphaltiert, geschottert, sandig oder einfach nur schlammig sein:


Eine der frühen ES-Touren, mit Husten in Führung.

In oben verlinktem Beitrag, wurde zum wiederholten Male dem Gerücht Nahrung gegeben, bei den auf den allseits bekannten ES-Touren erzielten Geschwindigkeiten, ginge es nicht mit rechten Dingen zu, in der Art, als dass zu deren Erreichung, die körperlichen Voraussetzungen – wenn schon nicht aktiver – so doch zumindest pensionierter Leistungssportler von Nöten wären. Ist nun was dran an diesem Gerücht? Ja, oder wie es Radio Radio Eriwan formulieren würde: „Im Prinzip ja, nur das es sich beim ESK nicht um ein Sammelbecken erst unlängst außer Dienst gestellter Radsportpersönlichkeiten der dritten Liga lokaler Radsportvereine handelt, sondern es ist vielmehr ein Hort Untoter oder Wiedergänger längst vergangener, heroischer Zeiten des Radsportes. Zeiten, in welchen der Mythos Radsport, als außerordentlich harte, den ganzen Mann bzw. Frau fordernde Beschäftigung geprägt wurde. Auch dem Autor dieser Zeilen wurde dies erst anlässlich der Recherchen zu vorliegendem Beitrag bewusst. Wie weit die Unterwanderung bereits fortgeschritten ist, kann im Augenblick nicht mit letzter Sicherheit geklärt werden. Hierzu wären weitergehende Untersuchungen notwendig, welche u.U. zu gegebener Zeit folgen werden.

Was derzeit bekannt ist, soll aber nicht verschwiegen werden. Da wäre, um mal eine Beispiel hervor zu greifen, der allseits bekannte und auf Nightrides stets und von jedermann gefürchtete Menis. Es soll Leute geben, die es tatsächlich vorziehen – anstelle sich an des Heroen Hinterrad im nächtlichen Forst zu stählen – sich am warmen Platz, hinterm Ofen zwielichtiger Lokalitäten, an einem Glas Bier festzuhalten. Vorgeblich, da sie ohnehin nicht in der Lage wären, diesem Hinterrad zu folgen. Was nun ergaben die Recherchen über diesen Menis? Es sprechen starke Argumente dafür, dass dieser in grauer Vorzeit, unter dem sinnstiftenden Namen Hippolyte Aucoturier unterwegs gewesen ist.


Hippolyte Aucouturier aka ESK-Menis

Unter diesem Namen gelang es ihm beispielsweise, zweimal den noch heute berüchtigten Klassiker „Paris-Roubaix“ zu gewinnen. Und zwar 1903 und 1904. Auch bei diversen TdF Etappen sah man ihn vorn. Wer ihn in seiner jetzigen Form kennt, kann anhand des Fotos starke Parallelen entdecken. Da wäre zum einen der stahlharte Blick, unter welchem schon diverse Nightride-Aspiranten erblichen und diverse Damen erröteten. Auch die Trageweise der stilsicher gewählten Bekleidung, lässt nur den einen Schluss zu, dass es sich bei besagtem Hippolyte Aucoturier und Menis um ein und dieselbe Person handelt.

Auch für unseren Rob fand sich ohne größeren Aufwand sein früheres Ich:


Julian Berrendero (…und eine unbekannte Schöne) aka ESK-Rob

Wer Rob heute kennt, wird sofort die auf seinem Gesicht wie festgefrorene Fröhlichkeit erkennen, die seinerzeit für Julian Berrendero bezeichnend war. Nur mit den „Weibern“ hat er es heute irgendwie nicht mehr so. Aber das kommt bestimmt genauso wieder, wie die durch nichts zu beeinträchtigende Beharrlichkeit bei ausgedehnten Geländefahrten.

J-Coop, gefürchtet als der, seine Gegner verschlingende Triumphator diverser Störtebecker-Cups, lehrte in früheren Zeiten unter dem Namen Maurice Desimpelaere seine Widersacher das Fürchten.


Maurice Desimpelaere aka ESK-J-Coop

Einst – nicht anders als heute – heimste er alles an Pokalen und Blumensträußen ein, was irgendwie greifbar war. Die Blumen braucht er übrigens für seine liebe Mutti, könnte der doch sonst auffallen, dass der gute Junge – anders als wie immer von ihm behauptet – weit mehr Fahrräder im Keller hortet, als die Allee von Langerwisch nach Wilhelmshorst Bäume hat.

Auch richtig ist es übrigens, dass ESK und Mädchen zusammen gehörten, wie beispielsweise Pech und Schwefel. Hier zu sehen, S-Punkt, vor einer ES-Tour und nach Einnahme diverser bewusstseinserweiternder „Linderungsmittelchen“. Zu deren vorbeugender Einnahme dem Kaderaspiranten seit jeher dringend geraten wird.


S-Punkt anno 1959

Man könnte diese Reihe ohne Schwierigkeiten fortsetzen. Und vielleicht geschieht dies auch zu gegebener Stunde. Doch auch ohne weiter auszuholen, konnte wohl klar herausgearbeitet werden, dass die Furcht „Kaderfremder Gelegenheitsmitfahrer“ vor den unmenschlichen und inzwischen wohl auch sprichwörtlichen Härten der ES-Touren durchaus begründet scheint. Das ES-Kader ist eben nicht von dieser Welt. Dennoch sei es jedem jungen Mann (…oder auch Frau) empfohlen, sich den Herausforderungen zu stellen. Es gibt nur ganz ganz Wenige, die es bisher bereuten, eigentlich nur einen, doch das ist eine andere Geschichte…


Hin und wieder darf sogar geschoben werden.

4 Kommentare

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  • Erwartungsgemäß glänzt der oben stehende Artikel der frühen ES-Geschichte durch seine detailreiche und sauber ausgeführte Recherche. Gleichzeitig ist zu beklagen, dass der werte Autor offensichtlich keinen Zugriff auf Bildmaterial derjenigen belgischen Asse hatte, die im Rahmen einer geschichtsträchtigen Ausfahrt erstmals den Namen unserer Vereinigung über ihre blaugefrorenen Lippen brachten. Es geht um jene Könner, die unter Mißachtung aller Schmerzen, ohne Berücksichtigung des Menschenmöglichen, eine sagenhafte Härte sich selbst und anderen gegenüber entwickelten und somit damals bereits den Grundstein, für das heute noch regierende Moral- und Wertefundament des ESK, legten. Nun ist jeder aufgerufen seine Bilderkisten, Magazine und andere Ablagen frühzeitlicher ESK-Geschichte zu durchstöbern, um das benannte Bildmaterial nachzuliefern. Mit radsportlichem Gruß… menis

  • ich bin beeindruckt!!!
    interessant was meine aussage bewirkt hat.mittlerweile habe ich den einen oder anderen dieser mythengestalten schon persönlich kennengelernt und kann bestätigen,daß sie sich völlig normal geben.
    heute abend soll die nächste kontaktaufnahme sein und da werde ich mich dann auch von dem möglichen leistungsvermögen dieser recken überzeugen können.sofern ich ihnen auf ihren spuren folgen kann.

    gruss axl
    ps.top gemachter beitrag vom autor!!!klasse!!!

  • Danke, dass Du die Vergangenheit noch einmal in ihrem ganzen Glanze hast erstrahlen lassen- beinahe hätte ich das alles vergessen. Du solltest aber nicht so bescheiden Dich selbst in der Aufzählung vergessen, immerhin ist es Deine Karriere, vom Bergmann zum Siegfahrer, die jungen Fahrern Mut machen wird!

  • Der Einwand von Onkel ist berechtigt. Der Autor hat sich, in der ihm eigenen Bescheidenheit, schlicht und ergreifend nicht erwaehnt.
    Somit faellt mir diese Offenbarung zu. Der Oberst selbst kann kein geringerer sein, als der mit dem alles begann. Der Anfangspunkt des mittlerweile so endlos scheinenden Zeitstrahls der Geschichte des ESK.
    Im Jahre 1896 schreibt er das erste Mal als Josef Fischer* Radsportgeschichte und gewinnt die erste Ausgabe der „Hölle des Nordens“. Wie gewohnt fuhr er schon damals die 280 km in einem lockeren 30’er Schnitt.

    Carl

    *Achtung nicht mit dem anderen Josef Fischer zu verwechseln.

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