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Eule’s Einsatz im Großstadtrevier

Nachdem im letzten Jahr die vier schmalspurigen Helden zum Überraschungscoup ausholten, galt es in diesem Jahr die Truppe nicht nur im Geiste, sondern auch körperlich zu unterstützen.

Viele folgten den Schwuppen nach Hamburg und so war eine stattliche Truppe von ESK-Aktiven und Passiven in der Hansestadt zu Gange.

Nachdem im letzten Jahr die vier schmalspurigen Helden zum Überraschungscoup ausholten, galt es in diesem Jahr die Truppe nicht nur im Geiste, sondern auch körperlich zu unterstützen.

Viele folgten den Schwuppen nach Hamburg und so war eine stattliche Truppe von ESK-Aktiven und Passiven in der Hansestadt zu Gange. Ich reiste mit Yo Gomez am Freitag an und fand ein Quartier bei meiner Schwester. Bereits Freitag machten wir beide unsere Akkreditierung klar, mit Ummeldegebühr (wir luchsten einem verhinderten Dr.Paar die Startplätze ab) waren schlappe 55,-€ fällig. Das hieß für jeden Kilometer einen Eurotaler, für mein Geld sollte aber auch ganz großes Kino geboten werden. Alleine die Startnummernausgabe schlägt jede bisher gesehene Radspocht-Veranstaltung (nagut Chaselauf mit fast 60.000 Teilnehmern war nochmal was anderes, is aber auch kein Radspocht).

Wir holten unsere Unterlagen und ich brachte Yo zu seinen Eltern und ich fuhr zu meiner Schwester. Der Abend wurde im familiären Kreise verbracht denn auch die anderen Kader und Fähnchenschwenker waren von den Anreisestrapazen erschöpft. Samstag um 1200 war dann große Zusammenkunft am Akkreditierungszelt und nach und nach trudelten die Kader ein. Nummern abgeholt, mit Prof. Dr.Dr. U. Varenkamp geklönt und dann ging der Spaziergang über die Bikemesse los. Manoman, schlimmer wie mit nem Kindergeburtstag… Ich will da noch mal schauen, will das haben, hiernochmahin, etc. Irgendwann war dann auch der letzte Wunsch erfüllt und wir gönnten uns ein Bierchen und gingen den Energiespeicher auffüllen. Ein asiatisches Lokal versorgte uns mit Speis und Trank zu günstigem Kurs, etwas unwohl war uns schon beim Anblick der Örtlichkeit, aber Rifli stand dafür gerade.

Danach belästigten wir die Junioren bei ihrem Rennen rund um die Innenalster und grasten auch den letzten Messestand ab. Völlig erschöpft durften wir dann das Quartier der „selbsternannten Leistungsträger“ aufsuchen und etwas Erholung tanken. Doch schon um 1900 war ein Tisch für die gesamte Meute bei einem Schlitzohritaliener in Eppendorf gebucht. Endlich kamen auch die Fähnchenschwenker zum Vorschein und in großer Runde wurden allerlei mediterrane Gerichte verköstigt. Ich verzog mich jedoch nach meinen letzten Vieraugen-Gesprächen als erster, wollte doch ein gutes Beispiel für die Sportgruppe als Betreuer abgeben. Noch hatte ich von meinem Vorhaben nur geringfügig etwas durchklingen lassen, selbst an den Start zu gehen. Um ehrlich zu sein hatte ich das auch irgendwie bis Samstag Abend um 2300 Uhr völlig verdrängt.

Nun hieß es jedoch auch mal an sich denken und so bereitete ich meinen Kram für Sonntag Morgen vor. Die neuen Pedale hatte ich nicht drangeschraubt, den Schlauch mit dem Flicken nicht mehr gewechselt, die Schaltung nicht mehr nachgestellt, etc. Eigentlich war mir alles egal, einfach mal schauen, was da so abgeht. Ich hatte auch überhaupt keine Ahnung was das abgehen würde…

Die Nacht war ruhig bis um 3:54 Uhr mein Handy klingelte, ein guter Freund rief berauscht an und wollte den Bandnamen der Interpreten von „Love will tear us apart“ wissen. Ohne Worte… Nach kurzem Zögern (ich wußte nicht ob ich schreien, ihn töten oder einfach nur auflegen sollte) erwiederte ich „Joy Division“ und das Gespräch war beendet. Meine Nachtruhe auch und nach 90minütigem hinundherwälzen stand ich auf. Der Blick nach draußen versprach gutes, entgegen aller Vorhersagen war der Himmel strahlend blau und von Regen nichts zu sehen, frisch aber trocken. Ich kontrollierte das ganze nochmal im Netz und machte meine Prognose für den Tag fertig.

Irgendwie wurde ich dann doch mit allem nicht rechtzeitig fertig und so eilte ich von Harburg auf die andere Elbseite in die Innenstadt. Mein Auto parkte ich geschickt in unmittelbarer Nähe des Geschehens (war nicht einfach bei ner halb gesperrten Stadt…) und wartete an Block A auf die Ambitionierten für letzte Instruktionen. Die Teamtaktik war klar, Rifli als Ausreißer, Acke für den Sprint und die anderen sollten nach vorne fahren, naja Theorie und Praxis, 😉 Ich bekam dann um 800 einen Anruf von Yo Gomez wo ich denn bleiben würde, die Startaufstellung der 55er Strecke wäre schon komplett voll (selbst in den letzten beiden Blöcken!) und der Start wäre ja schließlich auch bald. Ähm hatte ich da schon wieder etwas verdrängt?!

Gut, nach dem der Startschuß in Block A der langen Strecken fiel, machte ich mich auf den Weg zu meinem Block und Yo hatte brav ein Plätzchen in zweiter Reihe freigehalten. Teils vorwurfsvolle, teils mitleidige Blicke begleiteten mich beim klettern über die anderen, lag es etwa an meinem profilierten, grobstolligen Profil auf Hardtailgerät??? Nach kurzem Bekleidungswechsel (es war in der Sonne nun doch viel wärmer als gedacht) fiel auch schon der Startschuß für unseren Block H.

Im Bewußtsein 1000 Menschen hinter sich und 5min freie Straße vor sich zu haben, ging erstmal die Post ab und wir zwei machten Dampf um wegzuzkommen. Mit einer ca. 20-30 Mann starken Gruppe ging es gleich zügig los, es dauerte auch nicht lange und wir sahen die ersten (bzw. letzten) aus dem Startblock G. Ich hielt mich mit Yo meißtens zwischen Position 3 und 5, als eine freundliche Schmalschwuppe „Mit dicken Reifen im Wind lutschen“ raunte. Ich verstand dies als unmißverständliche Aufforderung auch zu führen und so wagte ich mich das erste Mal in meinem Leben nach vorne. Auauauaua, da stand ich nun, mit dicken Reifen voll im Wind. Ich weiß nicht genau wie lange ich es aushielt, doch da keiner an mir vorbei zog, war es wohl ausreichend für die anderen. Den Respekt hatte ich mir erarbeitet, aber danach brauchte ich erstmal Erholung. Ich ging erstmal so in 10te Position und trank und rang nach Luft, schüttelte die Beine aus und kam wieder zu mir. Ich war jedes Mal heilfroh, wenn von vorne genau in den Momenten keine Tempoverschärfung kam.

Doch irgendwann nach der Hälfte der Strecke kamen diese Verschärfungen, auch von mir teilweise und bei 39km/h im Gegenwind dachte ich, es kommt zur Explosion. Die Gruppe wurde kleiner und leider fiel auch Yo Gomez diesen Attacken zum Opfer. Wir waren ab der Verpflegung bei KM33 vielleicht noch 15-20 Mann als es nun verstärkt mit Rückenwind wieder gen Hamburg ging. Jetzt warteten noch 3 kleine Hügel auf uns.

Am ersten „Anstieg“ merkte ich sofort, daß Bergfahren nicht zur Stärke der Jungs zählte. Ich fuhr an die Spitze und führte die Gruppe mit Höllentempo in die Abfahrt. Unten ging ich wieder aus dem Wind und ließ 4-5 Fahrer vor mich. Doch kurz darauf folgt die zweite Welle, sie war deutlich kürzer, dafür aber steiler. Vorne trat einer an und ich zog aus dem Windschatten raus und stampfte mit großem Gang im Wiegetritt hinterher. Oben an der Kuppe angelangt fragte mich der andere Ausreißer wo die Gruppe den geblieben sei, ich erwiderte lapidar: „Alle weg!“
Wir schauten uns an, sahen kurz auf den Tacho (noch ca. 15km) und nickten und probierten es.

Ab da wechselten wir uns immer wieder ab, an der dritten Welle knallte ich sowas von hoch, daß selbst er das Tempo nicht halten konnte. Ich wäre fast geplatzt und mir war zudem klar, daß ich alleine bei noch 10km ohne Chance bin. Ich wartete auf ihn und weiter ging es, irgendwann so 5km vor dem Ziel war bei mir die Luft raus. Eigentlich war ich nicht mehr in der Lage noch mal in den Wind zu gehen, aber er motivierte mich und ein letztes Mal gab ich alles. Die Reeperbahn rauf und dann wieder runter und in Richtung Innenstadt, kurz vor dem letzten Kilometer zog er nochmal an und ich konnte nicht mehr folgen. Aber das war auch kein Problem, ich folgte mit 50m Abstand und wußte das wir beide die ersten aus dem Startblock H waren und jede Menge Schmalspuriger hinter mir lagen.

Wahnsinn, tausende, zehntausende am Streckenrand, vorallem die Zielgerade auf der Mönckebergstraße ließen es einem echt eiskalt den Rücken runterlaufen. Wir unterhielten uns dann noch eine Weile über unser Husarenstück (er fuhr auch nur ein Treckingrad, aber mit Slicks) und warteten noch auf die Verfolger. Anschließend ging es zur Transponderrückgabe und Flüssigkeitsaufnahme, Yo Gomez kam 5paarund30 nach mir an und wir brachten erstmal unsere Räder zurück. Auf dem Weg zum Auto sahen wir dann Nico und PDa bei der Durchfahrt zur Westrunde.

Nachdem wir uns einigermaßen erholt hatten, gingen wir zum Ziel und beklatschen die eintreffenden Teilnehmer. Verdammt packend der Zielsprint der 155er und zwei Mann von uns dabei, zum Glück gab es diesmal keinen Massensturz!!! Nach und nach trafen alle am verabredeten Treffpunkt ein und wir machten noch viele Bilder, tranken ein Bier und lachten glücklich um die Wette. Wie es bei den anderen lief, erzählt jeder schön mal selbst. Ich kann nur sagen, es war echt ein Wahnsinnserlebnis!!!

Mein Ergebnis 47. Platz in der Altersklasse von 679, 176. bei den Herren von 5307 und insgesamt 178. Platz von 7500 Startern bei einer Zeit von 1:28:59, Schnitt 38,4Km/h
dd „Eule“

Schön Euch mal wiedergesehen zu haben und ich hoffe das es bald wieder klappt!!!

darkdesigner

3 Kommentare

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  • tobias, du bist und bleibst ein TIER! das war mit abstand fast das abgefahrenste was ich je lesen habe. haette es gerne live gesehen. ddeule haengt sie alle ab – mit stollenreifen. saugeil!!! ich fass es kaum…

    rb

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