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Land unter

Das Ganze aus Riflis Sicht

, 19:00 Uhr, SchmierkeinÖlaufsBlatt-Platz – REGEN, fieser Strippenregen ohne Unterlass. Am Start frierend und todesmutig Zwock, der standhaft sich von Glimmstengeln fernhält und sich mit Biken versucht abzulenken. der seit gestern mit nach Tod müffelnden Schuhen etwas eingängig kurz vor mir eintrifft. Wir warten auf den weißen Henker und den alten Sack. Die beiden trödeln zu Hause noch rum und trauen sich nicht aus der warmen Garage und sich den unausweichlichen Regen zu stellen. Doch wenige Sekunden später rauscht die 5 köpfige Meute jauchzend durch die erste Riesenpfütze.

Schon nach 10 Minuten sind auch die letzten trockenen Fasern nass. Kein Weg ohne Pfütze. Manche Wege mutieren zu Bächen. Ausweichmanöver werden nicht mehr gefahren. Es geht direkt durch die Schei$e.

Zwock beißt. Er bleibt dran. Manchmal warten wir kurz. Die Brille beschlägt. Es regnet ohne Unterlass. Glitschige Wurzeln fordern ein. Zwock flucht, seine Schaltung denkt für ihn und schaltet in den nächst schnelleren Gang. Automatisch.

Der weiße Henker stürzt! Nein, er geht kontrolliert vom Gerät ab. Vorsichtig legt er im Flug das Gerät sanft zu Boden. Kniet sich in den weichen Sand und bremst gekonnt sein noch frisch gecremtes Gesicht 10cm vor Erdkontakt ab.

Es geht weiter. Die Räder drehen durch am Berg. Die Schaltungen krachen und die Singlespeeder haben gut lachen. Ich will auch wieder eins haben.

Zwock versucht sich mit einer Eier- und Wadenprellung aus dem Staub(i) zu machen. Wir lassen ihn noch nicht ziehen. Er muß noch etwas leiden. Aber bald kommt die Erlösung für ihn. Völlig durchnäßt aber glücklich lassen wir ihn ziehen. Den zähen Hund. Weiter so Zwock und lass dir nichts einreden, den anderen kriegen wir auch noch.

Das Tempo wird am Berg verschärft. Wird jetzt der nächste ausgesiebt. Nein! Alle beißen und frieren nicht mehr. Es regnet immer noch. Der Wind bläßt zusätzlich das Nass der Bäume auf einen. Es ist Regen im Regen. Meine Brille beschlägt bei dem Tempo nicht mehr, aber zu sehen ist trotzdem nichts.

Nasse Äste klatschen ins Gesicht. Brennnesseln brennen bei Nässe nicht, aber Dornen stechen wie bei Sonnenschein. Und ein Menis ohne Training fährt wie ein Menis mit Training. Weisheiten wabern durchs Gehirn. Doch Plötzlich. Ein KNALL! Wie aus einem Jagdgewehr. Getroffen, nur wer? Mensch oder Maschine? Maschine! Aber was Dämpfer oder Reifen? Ich spüre fehlende Traktion und Spurtreue am Hinterreifen. Ich brülle laut MERDE in den Wald.

Jetzt gilt nur nicht kalt werden. Rucksack auf. Schlauch raus. Rad raus und Mantel runtergezerrt. Schnell den neuen Schlauch rein und alles wieder zusammenfriemeln. Doch was ist das?!? Ein 10cm Riss in der Seitwand des Mantels. Nochmal laut MERDE gebrüllt. Die anderen kommen, sehen sich das Unglück an und und fangen an zu frieren. Ich klemm den alten Schlauch vor die Lücke und versuch mit wenig Druck zu fahren. Richtung Heimat. Die anderen kommen mit. Ich merke jeden Kiesel unterm Arsch, wie er gegen die Felge knallt.

Es wird immer weicher. Ich muß anhalten. Der Schlauch quillt an der Seite raus. Zum Glück fahr ich Scheibenbremse. Erneuter Versuch. Es bringt nichts. Mittlerweile bleibt der Mantel nicht mehr auf der Felge.

Menis friert und will mein Rad tragen und ich soll auf Ackes Stange sitzend gefahren werden. Acke hat Angst um sein dünnes Rohr. Ich sitze bei Menis auf seiner dicken Alu-Stange und Acke schiebt fahrend mein Rad. Wir rasen durch den Regen. Ich fühle mich wie ein kleines Kind bei Papa vorne auf dem Rad. Nach einer Weile bekomme ich Krämpfe in den Armen. Ich muß absteigen. Ich muß mich auf den Sattel setzen und Menis fährt im Stehen. PDa friert und düst nach Hause. Acke rollt hinter uns her. Ich stelle mir vor wie ich mit meinem 83kg auf einer 27,2 mm dünnen Alustange sitze und jeden Huckel ungefedert an das Stützelement weitergebe. Die Angst zu erfrieren ist größer.

Menis reißt wie ein Berserker am Lenker und drückt sein eingängiges schwer beladenes Zaskar unermüdlich nach vorne. Was für ein Tier. Ich beiße die Arschbacken zusammen. Mir wird langsam warm. Die Angst des Stützenbruches wird wieder größer. Ich flehe drum, absteigen zu dürfen. Ich nehme mein Rad und renne neben den beiden her. Bis zum Teufelssee. Hier ziehen die beiden von dannen. Ich renne. Meine Bikeschuhe unterstützen meine Innenpronation in keinster Weise. Die Kniee werden morgen mir ihr Leid klagen. Mir ist warm. Seitenstechen. Ich laufe. Da vorne. Muttis Laden ist in Sicht. Ich renne die letzten Meter. An Menis Garage spritze ich erstmal den Dreck vom Rad und wechsle dank Menis milder Gabe meinen Reifen.

Mittlerweile fehlt vorne auch Luft. Ich pumpe beiden Reifen prall auf. Es geht nach Hause. Regen und die Gischt der Autos lassen das Bild der Strasse durch meine Brille zu einer bunten Sosse verschwimmen. Ich brettere neben den fahrenden Autos den Kaiserdamm runter. Alles ist nass. Rote Ampeln lassen mich kalt werden. Ich ignoriere sie. Teilweise sehe ich sie noch nicht mal. Es kübelt wie aus Kannen. Das Wasser von der Strasse brennt ihn den Augen. Ich knalle die Strasse lang. Trotz Nässe wird mir warm. Ich komme zu Hause an. Glücklich! Raus aus den Klammotten. Ich mach Striptease auf der Treppe. WARME DUSCHE. Wunderbare warme Dusche. Warmes Wasser. Heißes Wasser. Ich genieße das Gefühl. Glückshormone fließen.

Ritzelflitzer

PS: Wie ich über den Buschfunk erfahren habe, konnte Carl auf Grund eines platten Schlauches leider nicht pünktlich am Start sein. Schlauchwechsel war auch nicht möglich. Er hatte leider meinen kaputten Schlauch von der letzten noch im Rucksack. Sorry Carl – Ich geb dir ein Bier aus – ist ja schließlich fast meine Schuld.

1 Kommentar

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  • Feinstes ESK-Wetter, solch schöne Touren und dazu erst der literarische Hochgenuß!!!

    Ihr seid herzlich zur Frankfurter Buchmesse eingeladen, in diesem Jahr ist das Gast“land“ der ESK. Das (ge)literarische Quartett ward Ihr ja sozusagen gestern schon.

    DANKE und beste Grüße an die großen Kinder im Matsch!!!
    dd

    Ich hätte ja zu gerne ein Bild von Rifli mit Menis aufem Rad, ich habe Bauchschmerzen vom lachen…

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