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Vorstoß ins Unterfränkische

von Darkdesigner

Wieder ging ein langer Abend mit meinem Freund James Bond zu Ende und ich lag müde und zufrieden im Bett. Draußen prasselte der Regen unaufhörlich hernieder, immer wieder Botschek, ähm Moment falscher Film

Im Morgengrauen (wortwörtlich) erwachte ich gegen halb acht und konnte nichts außer Grau am Himmelszelt erkennen. Sollte es wieder einer dieser Sonntage werden, an denen feinstes Eisenschweinwetter herrscht und sich außer mir wieder niemand zu ner Runde radeln überzeugen läßt?! Nagut, ich drehte mich wieder rum und schlummerte weiter und träumte von gewittrigen Starkregenereignissen, welche mich bei meiner Jockeltour im August vergangenen Jahres erschauern ließen.

9:30 Uhr: Ich schrecke hoch, kann durch die Vorhänge nichts positives erkennen, drehe mich um und träume erneut von Niederschlägen. Diesmal von denen auf unserer Rennsteigtour im Herbst 2004…

11:00 Uhr: Die Sonne blendet meine von Müdigkeit geplagten Augen, es gibt keine Ausreden, der Himmel ist blau (ich auch, ne Spaß). Feinstes Blau erspähe ich, welch Geschenk, ich schaue auf mein Außenthermometer und lese die Zahl 13 ab. Ist es wirklich Januar der 9. Tag des Jahres 2005? Hat die weltweite Klimaerwärmung schon die Jahreszeiten verschoben, blüht es draußen schon oder ist alles nur wieder ein Traum?

Ich greife zu meinem transportablen Fernsprechapperat und rufe eine mir bekannte Radsportlerin aus der benachbarten Lieblingsstadt aller Frankfurter an. Sie verkündet kühn, sie sei schon auf dem Weg in den Spessart und wäre wohl ein bißchen spät dran. Glücklicherweise konnte ich sie aber davon überzeugen, in kürzester Zeit in Hanau am Bahnhof aufzuschlagen und so machte ich mich in rasender Geschwindigkeit auf den Weg.

Zähne putzen, anziehen, Öl auf die Kette, Wasser und Werkzeug in den Rucksack und ab. Der Herr da oben meinte es gut mit mir und so stand ein Regionalexpress abfahrbereit an Gleis 5. Sogar der Kauf zweier Brötchen war noch drin und exakt um 11:47 Uhr traf ich in Hanau ein.

Ihrem Vorschlag ins Unterfränkische Alzenau mit dem Hausberg Hahnenkamm vorzustoßen schloß ich mich an. So fuhren wir durch Wolfgang (der Hanauer Vorort heißt wirklich so), am lieblich klingenden Großkrotzenburg vorbei in den Emmerichshofer Wald hinein. Mal über breite und trockene Forstwege, dann wieder durch tiefes Geläuf und schmale schlammige Trails. Hin und wieder erfreuten uns in dieser ziemlich flachen Mainebene auch quartäre Flugsande, welche den Vortrieb merklich verlangsamten.

Irgendwann ging es dann aber bergan und bei moderaten Steigungsprozenten wurde mir langsam warm. Erstes Highlight war der Schäferberg mit 240m ü. NN, anschließend folgte eine rasante Abfahrt in die Gemeinde Michelbach. Auf der Abfahrt bemerkt ich ein metallisches Schleifen an meiner hinteren Bremse, bzw Felge. Da wird doch nicht etwa Döschen auf Döschen klappern…

Beim nächsten Stop sah ich mit Schrecken die grausame Wahrheit, die Belege waren genauso wenig vorhanden wie Geld auf meinem Konto. Aarrgh, ok, um weiteren Schaden abzuwenden, beschloß ich fortan auf die (eh nicht mehr vorhandene) Leistung meiner hinteren Bremse zu verzichten.

In Michelbach wehten überall blau-weiße Fahnen und das „Hallo“ wich einem bajuwarischen „Servus“. Wir waren im Feindesland!

Urplötzlich tat sich vor uns ein steiles unbehagliches Etwas, genannt Berg auf, mit maximal 21% Steigung kurbelten wir langsam und bedächtig nach oben. In den höheren Lagen wurde es dann wieder flacher, dafür die Wege auch wieder tiefer. Kurz vor dem Kamm zieht die Steigung nochmal an und dicke Wurzeln und Absätze machen das Leben schwer. Aber auch das war dann geschafft und wir erreichten den Aussichtsturm auf dem Hahnenkamm auf 440m ü. NN.

Die Aussicht wäre an einem nicht ganz so diesigen Tag bestimmt noch grandioser gewesen, war aber trotzdem schön. Nach einer kurzen Erholung drängte ich zum Weiterfahren und wir rollten (ich eher langsamer) bergab. Nur mit Vorderradbremse irgendwie auf kniffligen Trails sehr unspaßig, allerdings stimmte der Adrenalinpegel.

Dann erklommen wir die Stempelhöhe, drückten ihr selbigen auf fuhren weiter nach Rückersbach. von dort ging es über Asphalt erneut ein paar Meter aufwärts nach Sternberg. Ein kleines süßes Dörfchen, sehr schmuck auf der Höhe vor der Mainebene (Aschaffenburg) gelegen.

Die Abfahrt genossen wir durch die Rückersbacher Schlucht, tatsächlicht eine Schlucht, ja fast schon eine Klamm. Ein tief eingeschnittenes Tal, in welchem die Linearerosion im Quartär deutlich überwog. Wieder angekommen in der (eher langweiligen) Tiefebene fuhren wir nach Dettingen und überquerten dort den Main.

Entlang des südlichen Ufers ging es zurück ins hessische Seligenstadt, dort bogen wir ab in den Rodgau und durch flache Wälder erreichten wir vielleicht 15 oder 20km später wieder die Stadt mit dem KFZ-Kennzeichen OF. Ich fuhr anschließend noch über den Frankfurter Stadtwald und den Goetheturm in Richtung Heimat.

Nach 4:45h reiner Fahrzeit und 80km erreichte ich Müde und glücklich die eigenen vier Wände und gönnte mir Dusche und reichlich asiatische Kochkunst.

Fazit: Schön endlich wieder fest im Sattel zu sitzen, freu mich auf die Saison 2005!

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