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Von gnadenloser Hitze, der Freude an wenig Gästen und Zoff mit dem Oberst

Die Verlockung ist groß an einem Sonntag, dessen Wetterprognose so herrlich ist wie es auf den vergangenen zutraf, nicht Fahrrad zu fahren, sondern in einem kühlen See zu Baden und mit Freunden im seichten Wasser Volleyball zu spielen, den Tag am Strand zu verbringen mit Nichtstun, Lesen, Frauen kucken oder Karten spielen. Nun, ich Depp hab mal wieder ein großes Maul und Rufe an einem so schönen Sommertag zu einer Geländeradtour mit avisierten 100km auf! Da nur wenige so doof sind wie ich taucht am Treffpunkt in Erkner auch nurnoch Ritzelflitzer auf. Wir wollten schon beinahe losfahren, da rollte der Regionalexpress ein und wer stieg aus und stolzierte über den Bahnsteig: der Oberst himself. Das bedeutete zweierlei: ein schöne mit fachkräftiger Führung, aber auch eine schnelle Tour. Also nix da mit entspannt fahren.

So ging es nach kurzer Beratung auch bald los. Zunächst den angnehm temperierten Löcknitztalwanderweg entlang bis Klein Wall. Schon hier offenbarte sich, wie der Rest der Tour ausschauen wird: Jockel und Rifli schossen, sich gemütlich unterhaltend voraus und ich versuchte mit mehreren dutzend bis hundert Meter Abstand irgendwie den Anschluss zu halten. Von Klein Wall führte uns der Weg zunächst nach Hangelsberg, das war zwar nicht der direkteste Weg, aber einer, den wir bisher noch nicht gefahren waren. Stellenweise zeigte sich auf diesem Weg das Ergebnis der Hitzeperiode: Sand, Sand, Sand. Und hinzu kommt, dass die Wälder knochentrocken sind und die heiße Luft darin steht und glüht.

Von Hangelsberg aus ging es dann straight gen Nordosten, denn schließlich wollten wir lecker Kuchen essen in der Pritzhagener Mühle. Wir passierten die Ortschaften Jännickendorf, Schönfelde und Hoppegarten. Der Himmel war azurblau, die Felder standen in voller Pracht und der Staub den die 200m vor mir jagenden Jockel und Rifli aufgewirbelt haben kam gerade wieder zum Liegen. Alsbals tauchten wir ein in die Wälder der Märkischen Schweiz, passierten herrliche Seen und erklommen die ein oder andere kleine Anhöhe. Die letzten Kilometer zur Pritzhagener Mühle vergingen wie im Flug, ich fühlte mich sogar seit Wochen wieder richtig fit. Möglichkeiten zum Trainieren vom Durchfahren von knöcheltiefem Zuckersand gab es in Mengen. An der Mühle angekommen erfreuten wir uns an dem reichlichen Angebot an hausgebackenem Kucken, kühlen Getränken und der Ruhe. Jockel zwängte des Gastwirt ein kurzes Gespräch auf, in dem heraus kam, das der Wirt und Inhaber des Etablissements zufriedener ist, je weniger Gäste er hat, dann hätte er seine Ruhe und nicht solche Hektik.

Aufgesessen! Die ersten Meter nach der Pause waren schwer, sehr schwer. Zu schwer anscheinend, denn der Tornowsee sollte sogleich als neuerlicher Pausengrund herhalten. Rifli und Jockel hüpften aus ihren Klamotten und sprangen ins kühle Nass. Ich verzichtete, weiß ich doch aus vorherigen , dass ich nach solchen Badeaktionen voll krass nich mehr gut drauf bin.
Als nächstes folgte der Anstieg in der Silberkehle hinauf und weiter zum Siegfried-Wenske-Blick. Am folgenden Anstieg, ich könnte Jockel dafür verfluchen, hinauf zum Teufelsstein, verschoss ich all meine Körner. Ich sollte mich kaum mehr davon erholen können. Vor dem Losfahren bat ich den Oberst noch darum, irgendwelches „Rumgestochere“ im Wald doch bitte sein zu lassen. Doch hinter Buckow fuhr er wie wild links, rechts, zurück, entgegen, hoch und runter – nur zu unserem Besten und zur Unterhaltung, wie er später sagte. Na eine nette Gegend ist es schon, aber mir raubte es in Anbetracht der Strecke die noch zum Ziel zu fahren sein sollte meine restliche Motivation. Ich hinkte immer weiter hinterher. Boa gings mir schlecht. Die verdammte Hitze, meine schlechte Form, der schei§ Zuckersand und dann noch die beiden Keuler die immer vorneweg rasen müssen.

Irgendwo im Roten Luch dachte ich schon, Jockel hätte meine Lage erkannt und wählt den kürzesten Weg nach Hause. Denkste! Er wollte nur noch ein paar fiese Rampen und stachelgewächsüberwucherte Wege mit einbauen – sonst würde mich das immer wachrütteln, sagte er später. Nicht heute.
Es ging nach Garzau und über Werder und Rehfelde langsam in heimische Gefilde. Am Windmühlenberg hinter Herzfelde testete ich nochmal meine Kraft am Berg, und sie da, ich kam noch hinauf. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Die letzten Kilometer nach Woltersdorf waren nicht mehr so schlimm, das Ziel war nah. Wir kippten noch ein Bierchen und fuhren getrennten Weges heimwärts. Für mich waren es knapp 105 quälende Kilometer, aber nichts desto trotz ne feine Tour. Bei Jockel will ich mich ausdrücklich entschuldigen für meine bockigen, zickigen Quängeleien. Ich gelobe Besserung.

rb

Erkner – Klein Wall – Hangelsberg – Jännikcendorf – Schönfelde – Hoppegarten – Waldsieversdorf – Pritzhagener Mühle – S-F-Blick – Buckow – Waldsieversdorf – Rotes Luch – Anlitz – Garzau – Werder – Rehfelde – Herzfelde – Rüdersdorf – Woltersdorf – (Rahnsdorf)

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