Der Geist der guten alten Zeit

Rapport von Rob

Nach den Querelen der letzten Zeit und einer geradeso abgewendeten Auflösung des aus Gründen des Verlustes des Obersts, hat sich eben dieser besonnen und die Meute aufgerufen, sich wie in den alten Tagen ganz real zu schinden. Das Werkzeug dazu war, wie könnte es anders sein, das Geländerad. Jockel alias Oberst Wasjutin hatte angekündigt in Richtung Falkenberg vorzustossen und unterwegs unbekanntes Terrain abseits oft befahrener Wege unter die Stollen zu nehmen. Treffpunkt war wie so oft der Ostbahnhof. Hier schlug sich noch allerlei kaputtes Volk die Morgenstunden um die Ohren, auf der Suche nach einer Heimfahrmöglichkeit aufs Land – von der Loveparade zurück in die Einöde. Menis berichtete auf seiner Kontrollfahrt durch den Tiergarten von tausenden Schnapsleichen und Kotzehaufenslalom. Aus unerfindlichen Gründen liess die Bahn AG an diesem Sonntag alle Regionalzüge ausfallen, was zur Folge hatte, das weder noch Chrisu den langen Weg aus Potsdam zu uns fanden. Chrisu nahm die Strapazen dennoch auf sich, und da er so wacker war, liessen wir uns nicht lumpen und warteten geschlagene 40min in Fredersdorf am Bahnhof, von wo unsere starten sollte.

Nun konnte es losgehen. Jockel legte, ganz hippelig von der Warterei, von Beginn an ein gutes Tempo vor. Ihm zu folgen versuchten: , Menis, Chrisu, El-Diabolo, Knock, OnkelW und ich. Ohne an Km/h zu sparen ballerten wir in Richtung Gamengrund. Nicht weniger taktisch als die TourdeFrance will eine solche Jockeltour angegangen werden. Ich kann da mal nur von mir sprechen und aus dem Nähkästchen plaudern. Als erstes wende ich Rikmans Trick an: Will man richtig gut sein, dann sollte man die Nacht vorher wenig schlafen und das ein oder andere Bier trinken. Der Geburtstag eines Kumpels gab mir genug Gelegenheit dazu. Zum zweiten sollte man immer schön weit vorne fahren. Auch wenn dort das Tempo hoch ist, so entgeht man doch der Gefahr aus dem Peleton zu fallen. Undzu guter Letzt habe ich die Erfahrung gemacht, dass man am besten damit fährt, sich innerlich schlecht zu reden (dicke Beine, schweres Atmen, lange geht das nicht gut etc…).

Dank dieser Tricks und ein wenig Hinterradgelutsche auf längeren Feldwegpassagen gelang es mir, die ersten 25km gut zu überstehen. Den Gamengrund verließen wir alsbald, den Jockel hatte ein paar schicke Berge in der Umgebung ausgemacht an denen wir sonst immer vorbeirasten. Dazu gehörte eine steile Kuppe mit einem Feuerwachturm. Auf der Anfahrt hinauf wendete Jockel eine seiner fiesen kleinen Sticheleien an, um die Schelleren unter uns zu demotivieren: Vorne fuhren PDa und Menis, ich neben Jockel hinterher. Jockel deutete mir an, dass es 100m weiter vorne steil links hoch gehen sollte, sagte den beiden Vorausfahrenden aber nichts. Diese legten in dem Moment das große Blatt auf um den geradeaus abfälligen Weg runterzubraten. Nachdem die beiden so richtig loskeulten schrie er „LINKS“ und wir stachen den Stich bergan, währenddessen PDa und Menis fluchend ne Vollbremsung machten – ich hab mich nich mehr einbekommen. Oben wurde der 30m hohe Feuerwachturm bestiegen und die unendliche Weite der märkischen Waldlandschaft genossen.

Zeit zum Pausieren war nicht, es ging weiter mit einem lockeren 28iger Schnitt. Und plötzlich war Knock weg. Da er ewig nicht kam, hat Menis ihn angrufen wo er denn stecke. Er fand den Weg zu uns und erklärte, den Anschluss verloren zu haben und dann einem Typen hinterhergefahren zu sein, bei dem sich erst später herausstellte, dass es ein irgendein oller Freizeitradler war. Mit wem von uns er ihn verwechselte wollte er aus Angst vor Schlägen nicht verraten. Jockel geleitete die Gruppe weiter auf neuen Wegen durch die schönsten Landschaften. Idyllische Seen wurden passiert, Fichtenwälder und Täler, so herrlich einsam und pistorESK, dass man glauben könnte im Phantasieland gelandet zu sein – so ist es halt, unser . Nicht unerwähnt bleiben soll meine Kollision mit dem Oberst. Den anderen Bikern stand der Schrecken noch im Gesicht, als sie ihn am Boden liegen sahen. Wir waren gerade etwas am plaudern, als Jockel seicht nach links lenkte und sich dabei sein neuer Riser unter meinem Bar End verkeilte. Meine unbedachte Lenkaktion brachte ihn daraufhin zu Fall – Beloki könnte sich aber von der Abrolltechnik des Oberst eine Schnitte abschneiden. Mir schwarnte Schlimmes, zumal sich Jockel die Hose aufschrammte, aber er liess Gande vor Recht walten. Wir sattelten die Räder und stachen weiter voran.

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