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Lychen unter mecklenburger Protektorat

von Zzzzoro

Leset nun meinen Bericht von einem außergewöhnlichen Erkundungsritt. Getreu dem Motto „Ein jeder Feldmarschall sei stets ein Schlitzohr“ streute ich im Laufe der Woche das Gerücht, ich würde am heutigen Tage westlich von Neobrandt taktische Manöver vollziehen. Natürlich förderte ich unterdess einen anderen Plan: Den Einmarsch in Brandenburg. Selbst die Getreuen zu Neobrandt wurden erst am gestrigen Abend in den Plan eingeweiht.

Pünktlich siebennachfünfvorhalb Elf begann ich den Silberpfeil zu rüsten, wollte ich doch unbemerkt von der eigenen Bevölkerung diesen Plan vollziehen. Im dunklen Feldharnisch zog ich kurz vor 1100 Uhr aus der Stadt. Vor deren Toren lag dichter Nebel, den wie gewünscht Nebelwerfer den gesamten Tourverlauf über die Landschaft legten, bei zarten 2 bis 4°C. Wegen der Kutschen ohne Pferde, die wie oft in Mecklenburg etwas zügiger fuhren entschloss ich mich das unter dem Harnisch befindliche weißen Tuchrock und das ESK-Streithemd überzuziehen. Das mir letzteres noch weitere Vorteile verschaffen sollte, werde ich noch erwähnen. Über Burg Stargard trug mich mein Ross nach Blankensee. Hier konnte ich einen fahrenden Bäcker beobachten, der sein sicher schmackhaftes Backwerk unter das Volk brachte. Mit nun großem Appetit, den ich wegen der gewählten Tagesaufgabe unterdrückte, gab ich dem Ross die Sporen und raste aus dem Ort. Kaum in Carpin angekommen war die Verwirrung plötzlich groß, meine Karte, wahrscheinlich vom einem berliner ADFC-Kartographen gezeichnet, wollte mir den richtigen Weg einfach nicht zeigen. Auch die üppige Beschilderung im Ort war von Vandalen etwas abgeändert worden. Mit den Worten „Die Wand steht da schon seit zwanzig Jahren. Meinen Sie, die fällt um, wenn sie Hanswurst sich nicht dagegenlehnen?“ und „Kommse, kommse, lassen sie sich nicht feiern!“ zitierte ich einen Einwohner, welcher vor einem Siedlungshaus stand, heran. Dieser war, als er mich erkannte plötzlich so erschrocken, dass er nur noch leise und zittrig antwortete. Ein zackiges „Sind wir hier im Mädchenpensionat? Reden Sie gefälligst lauter!“ entlockte diesem mürben wortkargen Mann wie gewünscht die Antworten. Er gab mir sogar noch den Tip ich solle über Bergfeld nach Dolgen reiten. Ein toller Tip, nicht nur weil es ein 1a Feldweg war, nein hier war auch vortrefflichste Poesie auf mehreren Wegtafeln aufgebracht. Etwas später war Dolgen erreicht und nun schickte ich mich an in einem schnellen Vormarsch nach Brandenburg hinein zu schlagen. Auch dies gelang mühelos. Kaum in Lychen angekommen wurde ich, weil im ESK-Streithemd erschienen, mißmutig begrüßt. Da ich dieses Unbehagen der Einwohner gegen meine Person glücklicherweise sofort bemerkte, natürlich auch wegen der Burschen, die in einer Seitengasse mit Haken und Piken aufmarschierten, schickte ich mich an meine wahre Identität preiszugeben. Hierauf gebahr mir die Bevölkerung ihre Ehrerbietung. Alsbald machte ich mich auch daran eine brandenburgische Einheit unter dem Banner Mecklenburgs aufzustellen, musste aber schnell feststellen, das dies eines längeren Aufenthaltes in der Stadt bedarf. Zahlreiche Flüche wie: „Soldat! Gehen sie in Stellung oder geben sie den sterbenden Schwan?“, „Mir platzt hier gleich die Halsschlagader!“, „Es ist nicht kalt, Herr Schütze, oder sehen Sie hier Eisbären rumlaufen?“, „Spreche ich Kishuaeli oder was?“, „Sie stehen im Stillgestanden, da wird sich nicht bewegt. Auch wenn eine Biene kommt und ihnen das Auge aussaugt, es rührt sich nix.“ und „Sie stehen da wie eine schwangere Lerche!“ machten aus dem Haufen letztlich doch noch eine halbwegs passable Truppe. Nach diesem Werk wurden noch ein paar Eindrücke auf dem APS-Gemälde festgehalten, eine kleine Mahlzeit genommen und die Rückreise angetreten. Hierbei wollte ich mich unbedingt noch von der Kampfkraft eines bereits im Vorjahr eingerichteten Außenpostens in Hardenbeck überzeugen. Nach kurzem Besuch bei der erfreuten Truppe führte mich mein Weg zurück nach Neobrandt über Möllenbeck, Blankensee und Burg Stargard. Vor Abschluss der Reise mit gesamt um bei 125 km (Der Silberpfeil hat keinen Wegstrecken-/Geschwindigkeitsmesser.) wurde noch kurz beim Hufschmied vorbeigeschaut, die gerade im Aufbruch befindlichen Herren zu gefährlich und Carbonator begrüßt und ein paar Kleinigkeiten für das Streitross erworben.

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