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Michael und Sketcher fahren durch die Hölle

Der von Sketcher

„Harzbiker ist wieder einsatzbereit!“ Mit dieser Meldung eröffnete Michael59 mir den Auftrag, eine verdeckte Operation im Eichsfeld für letzten Samstag einzuleiten. Da eine mit Harzbiker immer zu den Highlights der Bikekultur zählt, freute ich mich schon mächtig und saß stundenlang über den Plänen um etwas wirklich besonderes auszutüfteln.

Unter völliger Geheimhaltung, was jeden der Micha kennt erstaunen muß, wurde meine Garage zum Treffpunkt und 9:00 als Startzeit festgelegt.

Doch der Teufel hatte mal wieder seine Hand im Spiel: Kleine gefäßige Raubtierchen hatten an Harzbikers Auto die Kabel zernagt und so meldete er, er könne nicht pünktlich sein und der Zeitpunkt seiner Ankunft wäre noch ungewiss. Sicher sei doch, daß er noch komme.

Das war bis zur heutigen Stunde das letzte Lebenszeichen von ihm. Hoffentlich hat der Ratz ihn nicht auch noch geholt. Irgendwann am Nachmittag gaben Micha und ich es auf und planten für Sonntag 9:00 einen neuen Start.

Mit einstündiger Verspätung schlug er dann bei mir auf. Er hatte bis in die Früh in zwielichtiger Gesellschaft gezecht, doch man hatte ihn nicht aufhalten können, heute morgen seinen klapprigen Gaul zu satteln. Zwei Wochen Trainingsrückstand hätte er außerdem. Da freute ich mich, denn mein rotziger Infekt hatte seinen Höhepunkt erreicht und ich hatte schon Befürchtungen seiner stetig steigenden Fittness nicht folgen zu können.

So ging es los, mitten durch die missbilligend schauenden Kirchgänger. Es war kurz vor zehn. Der Tag noch trüb und kalt, doch trockenes Wetter versprechend fuhren wir den Heiligenberg hinan. Gut 200Hm zum aufwärmen. Etwas matschig war es schon, doch der gute Kalkstein darunter ließ alles noch gut fahrbar sein. Oben erwartete uns, neben umgestürzten Bäumen, viel Geäst und drei schnuckligen Rehlein, eine herrliche Aussicht von einer Felskannte, die aber nur völlig verrückte Bombenkraterfahrer gereizt hätte. Weiter dann durch Wald und Flur nach Effelder. Ein Sück Landstraße ließ sich nicht umgehen, doch dann waren wir schon am Hainich. Nach kurzem Trail wies ein Schild zu einem nahegelegenem Burgberg. Micha wollte unbedingt mal schauen und so verließen wir zum ersten Mal den rechten Weg.

Abgrundschlecht empfing uns ekelhaft, schmieriger, klebriger Morast. Bäh! Doch Micha gemahnte an die alte Eisenschweintradition: „Es geht nur vorwärts, niemals zurück!“. So verloren wir eine halbe Stunde, doch dieser verfluchte Burgberg wäre letztendlich nur noch quer über einen breiten Acker zu erreichen gewesen. Wir hoben ihn also für bessere Zeiten auf und schlugen uns durch, bis wir im weiten Bogen wieder zum Rennstieg fanden. Jetzt ging es bald hinunter nach Heyerode, den das Ziel, daß ich ausgesucht hatte, war der Normannstein bei Treffurt. Dazu mußten wir den altehrwürdigen Barbarossweg erreichen.

Die schnelle Fahrt hinunter ins Dorf hinunter machte unsere Reifen sauber und zauberte unzählige schwarze Streuseln über uns und unsere Räder.

Hinter Heyerode ging es irgendwo rechts hoch. Doch verpasste ich die richtige Abfahrt und wir nahmen den falschen Weg. Als uns klar wurde, was los was, war es schon zu spät, schon wegen der Eisenschweintradition. Doch da dieser Feldweg in die richtige Richtung zu weisen schien, nahmen wir wieder bodenlosen Matsch in Kauf und diesen dadurch enorm kräftezährenden Weg unter uns. Leider blieb uns irgendwann nicht einmal mehr dieser Ho-Chi-Min-Pfad, den er verlief sich in einer Wiese, die mir als die größte Kuhweide Thüringens erschien. In zirka einem Kilometer Entfernung und 200m höher lächte ein Waldsaum freundlich, „Da gehts hoch!“ sagte Micha, „und kein zurück!“ Erst später zuhause, laß ich, daß jener Wald DIE HÖLLE genannt wird. Puhh. Um zur HÖLLE zu kommen, fuhren, besser rutschten wir über ungefähr eine Million Kuhfladen die Wiese hinauf. Mittlerweile hatten Matsch, Stroh und Schie$$e die Ketten, Ritzel und Umwerfer in große unförmige Klumpen verwandelt. Ich bin immer wieder verblüfft, unter welchen Bedingungen dieses XT-Schaltwerk noch arbeitet. Die Technik jedenfalls, hatte uns heute nicht im Stich gelassen. Als wir endlich ziemlich erschöpft die HÖLLE erreichten, fanden wir nur die Andeutung eines Waldweges, Laub und Äste über einem Modderpfad. Es ging nur in Schrittgeschwindigkeit und unter Einsatz aller Kräfte weiter. Der Weg führte auch nicht in die richtige Richtung, doch um uns quer durch den unbekannten Wald zu schlagen, hatten wir auch nicht den Mut. Irgendwann mußte doch mal ein Pfad den unseren queren! Der kam dann auch und brachte uns glücklich wieder auf festen Forstweg.

Nun ging es flott vorwärts. Wir erreichten den Barbarossaweg und fuhren zum Normannstein. Hier befindet sich auch eine wilde Motocrossstrecke mit einigen mörderischen Abfahrten (kleiner Tip wenn Steinbeißer mal in der Gegend ist). Bevor wir den Normannstein nahmen, führte ich Michael noch zur Adolfsburg. Ein atemberaubender Ausblick über einer schroffen Felswand, an deren Kante ein Trail läuft.

Die sehenswerte Burgruine Normannstein ist normalerweise am Wochenende bewirtschaftet, doch war heute leider geschlossen. Also trailten wir den Burgweg hinunter nach Treffurt und überfielen eine Tanke. Frisch gestärkt gings an der Werra entlang Richtung Heimat. Es war schon drei Uhr durch und wir mußten uns beeilen, vor Sonnenuntergang zu hause zu sein. Deshalb nahmen wir hinter Wanfried die Abkürzung über den Hülfensberg. Micha erreichte an dieser letzten anständigen Steigung dann auch fast seine persönlichen Leistungsgrenze. Mir ging es recht gut, der Rotz war weniger als am Morgen. Was frische Luft doch ausmacht.

In Bartloff brachte mein Kärcher unsere Bikes, und meine Frau uns mit heißem Kaffee und Tee, wieder auf auf Vordermann.

Es war mal wieder ein klasse Tag.

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