Grunewald-Rollen am Sonntag

Doch die Geschwindigkeit sank zunehmend, da wir eben locker machen mussten, die eine oder andere Müsli- und Kippenpause einlegten und zu allem Übel Mike vergessen hatte, sein Kettenblatt am Vorabend ordnungsgemäss zu fixieren. Es fehlten bereits drei von sechs Schrauben als meine Adleraugen dieses ernsthaften Problems gewahr wurden. Ab da konnten wir (es sollte so sein!!) eh nicht mehr hart und lange fahren, also leitete Husten uns wieder mit einigen Schmankerl zurück in die Zivilisation.

Ich konnte leider keine eingehende Stimmungslage bei unserem Leittier vornehmen, doch sicherlich war er nicht ganz auf seine Kosten gekommen. Erstmal gings mit erheblicher Verspätung los, dann sind wir sicherlich softer gefahren als er gebraucht hätte und letztlich musste er auch noch Rücksicht nehmen auf zwei Schwächere.

Und trotzdem habe ich nur schlechtes Gewissen wegen der doofen Warterei. Zum einen war angekündigt, dass auch weniger starke Teilnehmer dabei sind … und ich kenn es eigentlich nicht anders. Bisher war immer jemand dabei, auf den wir warten mussten und ich fand das auch okay so. Mann, so habe ich auch angefangen und nur weil ich unbedingt dranbleiben wollte, kann ich heute lächelnd voreuch Pansen her fahren !!! Haha, kleiner Scherz, aber ich glaube irgendwie hats trotzdem allen Beteiligten Spass gemacht. Feines Ründchen, die Kilo- und sind kaum der Rede wert, man hat sich halt mal wieder getroffen für zwei Stunden gemeinsamen Fahrradspass. Und das ist gut so!

Es war sehr nett mit Husten – wie immer eigentlich – und wenn man die Jahreszeit bedenkt, dann kann man m.E. noch nicht erwarten, dass alle so fit sind, wie die meisten -Winterlager Absolventen. Und ihr hättet Kettenraucher hören und sehen sollen – stolz wie Oskar, dass er das Ding durchgebissen hatte und sehr angetan von Hustens fürsorglicher Rücksichtnahme! Da keimt bereits die Motivation und der Ehrgeiz fürs nächste Mal … vielleicht sollten wir dem einen oder anderen noch ein paar Wochen geben, wenn wir nicht als elitärer Radsportkader in den ewigen Jagdgrüden eingehen wollen.

Wenn ich also mit ESKlern der ersten Stunde fahren will und dafür keine Frischlinge und mitteltrainierte Leute mehr mitfahren können, so fände ich das überaus Schade. Sicher ist der Sonntag bei einigen der langersehnte einzige Tag. Doch wenn nur noch ein Leistungsniveau zulässig ist, dann werden die Tage freudiger Gemeinschaft bald gezählt sein. Auch ich trau mich kaum, einer Jockelschen Runde der A Kategorie beizutreten … was aber nicht heissen soll, dass ich gegen korrekt bezeichnete Leistungs-anforderung bin und ich euch das Recht auf Geheimtraining abspreche. Aber wenn ich irgendwann Sprüche unter dem Aufruf zum Sonntagsritt lesen muss, die Leute ausgrenzen, wenn sie nicht die und die Puls- oder Laktatwerte auf 50 Kilometer bei der und der Durchschnittsgeschwindigkeit erreichen, dann wäre ich sehr betrübt.

Nein, irgendwie gibts da keinen wirklichen Ausweg. Ideal wären zwei Gruppe für Sonntags, eine fährt die megaderben Eisenschweinpunkte ein, die andere hilft beim Aufbautraining, um auch im Spätsommer noch einige Reservisten in die Schlacht werfen zu können. Ich will ganz diplomatisch sein: ich kann beide Seiten verstehen, mich nervts auch manchmal, wenns nicht vorwärts geht und immer gewartet werden muss. Aber die Tage werden länger, man kann vielleicht abends unter der Woche nochmal die eine oder andere Runde drehen und am Wochenende kommt dann die lange dran, wo man so ein bissl Rücksicht nimmt, dafür aber die Grundlagenausdauer trainieren darf.

Vielleicht sollten wir uns darauf einigen, Jockel einen großen Sack Kalk auf den Rücken zu binden, feine Löcher reinzustechen und ihn mit den übrigen Kranken losstechen zu lassen. Der gemütliche Anhang mit Zeit im Gepäck kann dann Genusstouren nach eigenem Ermessen radeln und findet trotzdem wieder in den heimischen Hafen.

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